Furcht des Boten, ein fremdes Land zu durchziehen. Offenbar hatten die
sämmtlichen Araber meiner Karavane, den Scheit nicht ausgenommen, eine
aufserordentliche Scheu vor dem Eindringen in das tripolitanische Gebiet
Der Grund davon lag wahrscheinlich in dem ganz verschiedenen Verhältnifs
der libyschen und tripolitanischen Beduinenstämme zu dem Pascha von
Aegypten, dem jene mehr oder minder pflichtig waren, und deshalb von
diesen gehaßt wurden, besonders unser Scheik. Seine Drohung gegen uns,
sich ins Tripolitanische zurückzuziehen, setzte daher einen Abfall von
M e h e m e d - A l i voraus; und ich erfuhr später, daß er wirklich Vorkehrungen
getroffen hatte, ihn ausführen zu können, indem er eine seiner
Frauen, die in Alexandrien zurückgeblieben war, heimlich von dort abholen
ließ. Damals aber waren diese Verhältnisse, welche das Gelingen unseres
Zuges so problematisch machten, mir noch unverständlich. Ich bemerkte
dem Scheik daher, daß seinem Boten jene Briefe selbst, die er an den
Gouverneur der Provinz und den mächtigsten Beduinenscheik bei sich führe,
als sicheres Geleit dienen würden. H a d s h i E n d a w i berief darauf einen
Divan, um sich mit seinen Arabern zu berathen. Der Beschluß, welchen
er mir bekannt machte, fiel dahin aus, dafs der Bote wirklich abgehen solle,
jedoch nicht allein, sondern in Begleitung eines der Schwäger des Scheiks.
Dieser solle zu Pferde ziehen, und ein Kameel mit den nöthigen Vorräthen
sie begleiten. Mit Freuden ergriff ich diesen Vorschlag, und versah beide
außerdem auf ihre Bitte mit einem reichlichen Vorrath von Schießpulver.
Sie nahmen Lebensmittel und Wasser auf mehrere Tage mit, und zogen zu
unserer großen Befriedigung wirklich ab.
Es wurde halb sieben Uhr, bis wir am 18ten Morgens aufbrachen.
Einige Zeit ging unser Zug auf dem Plateau des erwähnten Bergrückens
fort; worauf wir in das etwas erhöhete Thal Algarbe hinabstiegen. Die See
blieb uns in der Entfernung etwa einer halben Stunde zur Rechten, und
links hatten wir einen schroff abfallenden, mit Ravinen durchschnittenen
Bergrücken von etwa-200 bis 300 Fufs Höhe. Kurz darauf überschritten wir
zwei schroff nach der See abfallende Arme desselben, und später einen
dritten Bergrücken. Um 12 Uhr erreichten wir den Brunnen Siena-Sarga, der
schlechtes Wasser enthielt, und schlugen bei demselben unser Lager auf.
Etwa eine halbe Meile von diesem Brunnen befindet sich ein antikes
Denkmal, welches wir besuchten. Es ist wieder ein Grab, wie die bisher
von uns in der Wüste gefundenen, und aus Quadersteinen auf einer terrassenartigen
Erhöhung erbaut, unter welcher sich die Todtenkammer befindet.
Wir stiegen in diese hinein, fanden aber außer den leeren Nischen nichts
Bemerkbares, ausgenommen einen niedrigen Eingang, der seiner Richtung
nach unter das Denkmal zu fuhren schien. Aber sowohl diesen Gang, als
auch einen außerhalb der Terrasse befindlichen Hypogeenbrunnen konnten
[wir nicht untersuchen, weil es uns an Licht gebrach. Ohne Zweifel ist
[jener Brunnen der Eingang zu Katakomben, Herr Professor L im a n entwarf
[von diesem Monument die Ansicht, Fig. b. Tafel II. Es heißt in der Landessprache
Zuba-Soyer- Wiahi, der kleine Thurm unten, zum Unterschied
[von einem anderen Denkmal, welches etwa eine Stunde Weges oberhalb
[weiter landeinwärts liegt, und der obere Thurm, Guble, genannt wird. Wir
[wollten auch diesen untersuchen, aber es war spät geworden, und die Nacht
[brach ein. Wir kehrten zum Lager zurück.
Herr Professor L im a n hatte indefs großes Verlangen, auch jenes entfern-
[tere Denkmal zu sehen, da es uns aß bedeutend geschildert wurde, und sich
[nicht zweifeln ließ, daß wir uns in der Umgegend des alten Parätonium’s
[befänden. Die Herrigp H e m p k i c h , S c h o l z und B o e d r i n i beschlossen,
[ihn zu begleiten, und ihre Absicht war, am folgenden Morgen früher als
[die Karavane aufzubrechen, die sie, bei dem langsamen Fortrücken derselben,
bequem wieder erreichen zu können hofften. Auf mein Begehren gab
ihnen der Scheik zwei der Gegend kundige Araber als Führer mit. Durch
[Zufall machten sie aber am 19ten erst kurz vor der Karavane sich auf den
PVeg, was mich gleich Anfangs wegen des Erfolgs ihrer' Unternehmung in
porge setzte.
Wir begannen unseren Zug um 6 Uhr, und hatten anfänglich zur
■Linken einen Bergrücken, den wir, da er sich allmählig nach dem Seeufer