woraus sich ergiebt, dafs dieser nicht, blos der Vater der höheren Musen
der Wahrheit und Weisheit, sondern auch des zweiten Agathodämon war
und, wie es scheint, auch der Isis. Einige nahmen noch einen dritten Hermes
an, wahrscheinlich jenen Tat, der ein Sohn des.Theuth genannt wird I
und bezogen auf dies dreimalige Leben den Beinamen Trisrnegistus, der I
Dreimal- Größte, weil er in drei göttlichen Wiedergeburten unsträflich geleit
habe. Nach seiner Rückkehr zu den Wohnungen der Götter dachtp man
sich ihn als den Mond in seinem Lauf durch den Himmel begleitend 2), wie
Herkules die Sonne. Auf dem Haupt des Hermes erblicken wir deshalb
auch hier die Mondesscheibe zwischen den Hörnern einer Kuh 3). Der Planet
Mercurius war nicht ihm, sondern dem Horus geweiht.
Ho aus steht hier auch neben ihm, denn durch die weisen Rathschläge
des Theuth überwand er den Typhon, und rächte den Mord seines {Vaters
Osiris. Er ist ganz menschlich gebildet, und war der letzte der Götter, der
in sichtbarer Gestalt auf Erden herrschte. Wie erhaben man. ihn sich
dachte, geht daraus hervor, dafe man Sonne und Mond die Augen des
Horus nannte 4).
Ihm zur Seite erscheint der von ihm besiegte T y p h o n , mit dem symbolischen
Kopf eines Krokodils oder Schweines; in. der Gestalt desi®rsten
entkam er einst dem ihn verfolgenden Horus s), und das in Aegypten unreine
verhafste Schwein war sein Lieblingsthier. Der Hauptschmuck des
Phtha 6) gebührt ihm als Enkel desselben, denn. Typhon ist ein Sohn des
Apopis; und den Stab des Osiris fuhrt er als dessen Bruder, der einst ihm
sogar die Herrschaft anvertraute, beide sind nämlich Söhne der Rhea, allein
von verschiedenen Vätern. Gewöhnlich pflegt man gewisse Pygmäengestal-:
ten, die in ägyptischen Denkmälern häufig Vorkommen, für Darstellungen
des Typhon zu halten; allein diese Pygmäen bilden eine besondere Reihe
1 ) Schon bei Manetho l. c. und häufig in den hermetischen Schriften.
2 ) P l u ta r c h , de Is. et Osir. c. 4 t. 3) Man vergl. Ta fel X IV . und X X I I . Fig. 1*
4) P l u t a r c h ,A e Is. et Osir. c. 52. 5) Ibid. c. 50. 'S) Oben pag. 134.
männlicher Gottheiten I), zu welchen auch Esmun, der ägyptische Aesculäp,
gehört, und dis als Gegner Typhons auftreten. In seiner ganzen Widerwärtigkeit
erscheint dieser bald als aufrecht gehendes Scitwein, bald als Hippo-
potamus (denn auch dieses Thier und der Esel waren ihm geweiht) mit
menschlichen Armen, Waffen in den Händen führend, nebst der symbolischen
Fessel des Todes 2). Es ist das unter dem Namen des grofsen Bären
bekannte Sternbild, wie wir es z. B. in der Sphäre von Tentyris, als Unheil
bringendes Gestirn, neben dem Nordpol erblicken, und es stellt Typhon
selber dar, welchem es nach seiner Rückkehr zu den Wohnungen der Götter
zügetheilt wurde 3). Man besänftigte die feindselige Gewalt des Typhon
durch Sühnopfer “), und verehrte ihn in besonderen Tempeln, die Typho-
uien genannt wurden; zu Theben hat sich ein solcher in der Nähe von
Karnak erhalten, in welchem man jenes abscheuliche Bild erblickt s).
Auch hier sehen wir neben ihm einen Altar errichtet, welcher mit einem
Krokodil bezeichnet ist, anzudeuten, dafs er bösen Göttern geweiht sey. Das
Opfer gilt indefs nicht dem Typhon, der von dem Altar abgekehrt ist, sondern
seinem Vater Apopis, und die Verwundung des Krokodil zeigt die Besiegung
jenes Widersachers durch Osiris an. Ein zweiter Altar, dem Ammon
und wohlthätigen Göttern geheiligt, führt als Zeichen derselben ein Ichneumon,
von dessen natürlicher Feindschaft gegen das Krokodil wunderbare Dinge
geglaubt wurden. In den Geschichten der Götterkämpfe scheint es, als Ge-
hülfe der heilbringenden Mächte, eine bedeutende Rolle gespielt zu haben;
und wegen seines aufserordentlichen Muthes war es, ungeachtet seiner Kleinheit,
dem Herkules geweiht und wurde von den Heracleopoliten verehrt 6).
1) H i r t , über die Bildung der ägyptischen Gottheiten p , 16.
2) Oben p. 149. In der Königl. Preufs. Sammlung befinden sich mehrere Figuren der Art.
3) P lu ta r c h , de Is, et Osir..c. 21. 4) Ibid. c. 30.
5) In der Description de V.Epypte wird er le pe tit temple du Sud genannt, Vol. I I I . p l. 63,
6) S tra b o X V I I . p. 812.