Fig. 6. Ein symbolischer Vogel, der in dem Tempel zn Karnak sehr häufig vorkommt,
und den man fü r den Phönix zu halten pflegt, welche Meinung durch den Stern neben ihm
begünstigt zu werden scheint. Die Menschenhände, die er immer hetend erhebt lassen
indefs noch eine andere Bedeutung desselben vermuthen. (M. s. T a fel X X I . Fig. 11.)
T a f e l XXI.
Fig. l. Kolorirtes Relief zu Karnak, im äufseren Umgange des granitnen innersten
Heiligthums des Ammontempels, von H errn R i c c i gezeichnet. (M. vergl. Description de
PEgypte, A n t . Vol. I I I . pl. 2 1. fig . 1.). E s scheint die W e ih e und Krönung eines Königes
darzustellen, die vielleicht mit eben den Gebräuchen hier vorgenommen wurde, so wie
sie später zu Memphis im Tempel des Vulcans statt fand. ( Schol. in Germanici Aratea
Vol. I I . p. 70. ed. B u h le . *) cf. I n s c r . Ros. Z. 7. 8.J.
Zwei P rie s te r, der eine mit einem F a lk e n -, der andere mit einem Ibiskopf, also
Repräsentanten der Sonne und des Hermes, giefsen zuerst das Salböl oder heilige W a sse r
über dem Haupte des Königes aus. Eben diese setzen ihm dann in einer besondern
Kapelle die hohe königliche Krone auf. Zwei andere P rie s te r, deren einer ebenfalls einen
Falkcnkopf h a t, aber mit einem sehr ausgezeichneten Schmuck über demselben, fuhren
den König, der nun das Diadem träg t, an den Händen ins Innere. D e r falkenköpfige
F ü h re r richtet den mystischen Schlüssel, das Symbol des Heils u n d des L eb en s, gegen
den Mund des Königs, den Hermes mit aufgehobener Hand bewillkommt. In einem aus
Lotusstcngcln gebildeten Heiligthum ( c f T a fel IX .) setzt der. thronende Osiris dem knieenden
Könige, gleichsam zur Bestätigung, die Krone noch einmal aufs Haupt. Nehen Osiris
sitzt Is is , seine Gemahlin, dem Horus au f ihrem Schoofse die B ru s t gebend. D e r Kopfputz
der Isis ist das ägyptische Getreidemaafs mit der H an d h ab e, der des Osiris besteht
ans zwei hohen Palmzweigen, wie au f den Obelisken zu Luxor.
Die P rieste r vertraten bei den heiligen Handlungen oft wirklich die Stelle der Götter,
wie dieses S t r a b o von dem libyschen Orakel des Ammon ausdrücklich bemerkt (ob. S. 142.).
Fig. 2. In der von B e l z o n i geöffneten Katakombe zu B i b a n - e l - M o lu k , von
H errn R i c c i gezeichnet (Kap. XIII. p. 283.). Diese Gruppe von drei Figuren ist sehr
merkwürdig, weil in ih r zum erstenmal eine unzweifelhafte Darstellung des ägyptischen
P a n oder Mendes mit dem Bockskopf erscheint; aber auch hier noch nicht ganz so , wie
e r nach H c r o d o t ( I I , 4 6 .) im mendcsischcn Nomus gebildet wurde. Die rothe Farbe
des Körpers u n d die grüne der Kopfbedeckung stimmen sehr wohl zu der Bedeutung,
welche man diesem Gott beilegte. Schwerer is t es zu erklären, warum er hier mit einem
W e s e n , das seltsamerweise statt des Kopfes eine Schildkröte träg t, und einem anderen,
das einen Krokodilskopf h a t, auf E in er Base zusammengestellt ist. Das Krokodil wird
*) Diese Stelle ist in vieler Beziehung merkwürdig: I n templo A e g y p ti Memphis mos f u i t solio regio
decoran reges, qui regnabant. I b i enim sacris initiabantur p r im um , ut dicitur, reges, satis religiöse tuni-
cati, e t ta u ro , quem A ppim apellant, ju g um portare f u s erat e t p e r i'icum ununi duci. — Deducitur autem
( re x ) a sacerdote Isid is in locum, q u i nominatur A d y to s , e t jurejurando adigitur, ncque mensem, neque dient
intercalanduni, quem in f e s tum diern immutarent, sed CCCLXV dies perac turos, sicut ins titu t um est ab antiquis.
immer den feindseligen Göttern, Saturn, Antäus und Typhon, beigelegt; die blutige W a ffe
in der Hand des furchtbaren W e s e n s verräth auch hier die böse Bedeutung. Die Schildkröte
scheint ebenfalls den typhonischen Mächten anzugehören; vielleicht war sie eine von
den Gestalten, die Typhon im Kampfe gegen Horus annahm (s. Tafel. X X IV . Fig. 6.).
P lutarch verbindet die Erfindung der L y ra durch H e rm e s-T h cu th mit der Besiegung des
T y p h o n , mit dessen Sehnen er sie besaitete (d e Is. et Osir. c. 55.J . Auch der Scholiast
des Germanicus läfst eine im Schlamm des zurücktretenden Nil gefundene Schildkröte zur
ersten Leier umformen ( A r a t u s , ed. B u h le I I . p. 66.). Nach Aelian waren die Schildkröten
der libyschen W ü s te (oben Kap. HI. S. 5 2 .), wegen der hohen W ö lb u n g ihrer
Schalen, zu Leiern ganz besonders geeignet ( A e l i a n . de nat. anim. X IV ., M.). Ob es
nun zur Erklärung unseres Bildwerkes dienen k an n , dafs der Scholiast des Germanicus
erzählt, das Zodiakalzeichcn des Steinhocks sey dem Typhon geweiht ( A r a t u s Vol. I I .
p. 70. 7 \ . ) , entscheide ich nicht; wenigstens is t es höchst zweifelhaft, wenn er hinzusetzt,
der Aegipan sey Typhon selbst und zu Panopolis verehrt worden : obgleich au f den
Münzen dieses Nomus ein G o tt mit einem T h ie r au f der Hand erscheint, das einem Krokodil
nicht unähnlich sieht ( T ö c h o n médaillés des nomes p. 90.). H e rr Y o u n g hält den
Mendes für Antäus (B r e w s t e r 's Archaeologia Britann. Stipp lern. Vol. IV . Part. 1 .J, folgt
aber in dieser Annahme wahrscheinlich blos der Autorität des Jablonsky. Die Abwechselung
der F arb en in unserm Bilde, roth und g rü n , is t sehr lebhaft contrastirt.
Fig. 3. In den ägyptischen Bildwerken und Gemälden sind gewöhnlich alle Personen
im Profil gezeichnet; die hier gegebene G estalt, aus einem der Gräber von B i b a n - e l -
M o lu k , ist dadurch merkwürdig, dafs ih r Gesicht von vorn erscheint, aber leider fast
zerstört. Sie steht in einem kleinen Heiligthum, is t sehr zierlich bekleidet und gegürtet,
führt in den Händen den Herrscherstab u n d den mystischen Schlüssel, die Zeichen der
Macht und des Heils, u n d neben ihr sieht man au f einem kleinen Tisch oder Altar ein^
O p fer aus Frü ch ten , Kuchen, Milch in einem Topfe, und anderen Dingen.
Fig. 4. Diese drei Reihen symbolischer W e s e n , aus dem Tempel zu L u x o r , gehören
zu der Darstellung einer Königsweihe, d e r in Fig. 1. aus dem Tempel zu Karnak mit-
getheilten nicht unähnlich. (Mi s. Description de ! Egypte, Antiquités Vol. I I I . pl. 14. fig . 6.)-
W i r geben sie hie r als Beispiel der Färbung. Genien oder P rie s te r der Unterwelt und der
S o n n e , jene mit der Maske des libyschen wilden Hundes oder F u ch ses, diese mit F alk en köpfen
, beten knieend, indem sie mit der rechten Hand die B ru s t schlagen und die linke erheben.
In den Darstellungen des Todtengerichts sind immer zwei W e s e n dieser Art mit der
W a g e beschäftigt, gleichsam ein Diener der Sonne und ein Diener der Behausung des
Grabes. Die Hieroglyphen, hier von der Linken zur Rech ten fortlaufend, wiederholen
dreimal dieselbe F o rmel, die mit der Agathodämonsschlange anfangt. Die drei Ibis scheinen
den Beinamen des Hermes - T h c u th , T r i s m e g i s t u s , d e r d r e im a l G r o f s e , auszudrücken.
Die geringen Abweichungen rühren wahrscheinlich von der Unaufmerksamkeit
des Zeichners her. Als allgemeine Regel d a rf man annchmcn, dafs die Hieroglyphen,
sowohl von der Rechten zur L in k en , als umgekehrt geschrieben, immer mit dem Kopf
d e r Th iere anfangen. (E b en dies bemerkt Hr. Y o u n g hierogl. vocab.)