waren. Die nachher eingetretenen Veränderungen brauchen hier- nicht erwähnt zu werden*
allein so grofs diese auch gewesen sind, h a t dennoch das ursprüngliche V erh ältn is der
vier einheimischen Völker sich ziemlich unverändert erhalten. Noch jetzt wohnen L ib y e r ,
A e t h i o p i e r ( B a r a h r a ) , A r a b e r u n d A e g y p t c r in ihren alten Sitzen, durch Sprache
u n d Bildung kennbar unterschieden; n u r haben die Araber ein bedeutendes Uebergewicht
erlangt, u n d machen selbst die Mehrzahl der Ackerbau treibenden aus (F ellah ), welcher
Erwerb ihnen im Alterthum wahrscheinlich ganz untersagt war. -
Alle diese Völker, mit Ausschlufs der Libyer, lassen sich in Denkmälern nachweisen;
allein nicht aus Unterschieden der F a rb e , sondern der T ra c h t, und es wird das Nöthigc
künftig darüber bemerkt werden. Die F arb e ist so willkührlich, dafs unzweifelhafte Aethiopie
r schwarz, ro th , gelb und sogar himmelblau dargcstellt sind. Mit diesen Volksunterschieden
mufs man sich aber wohl hü ten , die Kasteneintheilung zu verwechseln, und es
is t gänzlich falsch, diese von einer Mehrheit der Völker abzuleiten. W i e in Indien alle
reinen Kasten wahrhaft Ein Volk ausmachen, und von Einem Volke entsprungen sind, so
auch in Aegypten; wie dort die unreinen Stämme:, Mletchas, P a ria s u. s. w., zu gar .keiner
Kaste gehören, so auch in Aegypten die K a rie r, Arab er, Ju d en u n d andere; und eben aus
der Verwechselung dieses doppelten Unterschiedes nach Stämmen u n d Ständen, erklären
sich die W id e rsp rü ch e griechischer Schriftsteller über die Zahl der ägyptischen Kasten.
Z u welchem gröfseren Volksstamme- die Aegypter seihst aber gehören, scheint nach
den jetzt möglichen Sprachvergleichungen zweifelhafter als je. Das Koptische zeigt mit
den äthiopischen Dialecten durchaus keine Aehnlichkeit, u n d die Hypothese, dafs die
Aegypter, dem Nil folgend, aus Aethiopicn gekommen seyen, mufs demnach aufgegehen
werden, sö geistreich sie auch besonders von H e e r e n u n d R i t t e r entwickelt worden ist.
Die nuhischen Denkmäler, in denen man eine Bestätigung dieser Ansicht gefunden hat,
beweisen das Gegenthcil. J e weiter von Aegypten entfernt, je weniger zahlreich werden
sie, und sind offenbar, seihst die entlegensten, eine Fortpflanzung ägyptischer Cultur gegen
S ü d en , zum T h e il sogar, fals Siegsdenkmäler, von Aegypten aus angelegt. E rs t in M e raw e
fangen s ie , nach langer Unterbrechung, wieder a n , aber auch hier ganz im ägyptischen
Styl und mit deutlichen Spuren jüngeren Ursprungs. Die äthiopischen Völker sind indefs
weit verbreitet im nördlichen Afrika; Sprachverwandtschaften finden sich bis am Adas im
Marokkanischen hei den B e rb e rn , die mit den nuhischen Barabra s seihst den Namen
gemein hab en , der beiden indefs n u r von anders Redenden beigelegt wird (ß*.$ß
Auch mit dem Arabischen zeigt das Koptische keine Aehnlichkeit, wie überhaupt
nicht mit den semitischen Sprachen, zu denen die äthiopischen als entfernteste Zweige
gehören mögen. Manche, ägyptischen W o r t e n gleichlautende, welche im Hebräischen und
Arabischen allerdings sich finden, erklären sich aus der langen Verbindung dieser Völker,
u n d scheinen ägyptischen Ursprungs. E s bleibt daher nichts übrig, als nachzuforschen,
oh nicht eine nähere Verwandtschaft das Koptische mit den libyschen Dialecten verknüpfe.
Auch diese sind durch Nordafrika von Osten bis W e s te n verbreitet; die Schellah in den
T h ä lem des Atlas red en sie (nach J a c k s o n ’s acconnt of.Timbudboo 1820. p. 366. 370. • gänzlich
verschieden von den B e rb e rn ), u n d seihst au f den canarischen Inseln h at man sie
wiedergefunden hei den Guanches, deren Sitte, die Leichname zu mumisiren, längst auf
eine Verbindung mit Aegypten rathen liefs. Spuren von Sprachähnlichkeit mit dem Aegyp-
tischen verrathen sich allerdings, besonders ist die Vorsetzung des T zur Bezeichnung des
weiblichen Geschlechts auch im Koptischen gebräuchlich (S . 314. Nr. 43 — 460* Diese
Untersuchung wird aber dadurch sehr erschwert, dafs in Nordafrika die Reste äthiopischer
und libyscher Stämme zerstreut durcheinander wohnen, u n d in den Berichten bis
jetzt nicht sorgfältig genug unterschieden sind.
T a f e l X IV.
D e r Porticus des Hermestempels zu A s c h m o u n in , dem alten H e rm o p o l i s M a g n a ,
von dem Herrri' General u n d H errn Dr. R ic c i. (M an sehe Kap. XI. S. 241., wo indefs
unrichtig au f Ta fel X I I I . verwiesen ist.).
Fig. l. Ansicht des Gebälkes. D e r ausgebogene Kamiefs, welcher die Krönung des
Gebäudes ausmacht, is t mit Hieroglyphenschildern verziert; der Architrav mit symmetrisch
geordneten Bildwerken, in denen viermal dem ibisköpfigen T h e u th , einmal dem Helios,
und dreimal dem Horus mit W e ih ra u c h und Libationen geopfert wird.
Fig. 2. Die Hieroglyphenschilder etwas gröfser dargestellt. Dieselben Zeichen wiederholen
sich auch an der P latte über den Kapitälern u n d an der B a se der Säulen, nur
anders geordnet.
Fig. 3. Vollständige Darstellung einer Säu le , aus den erhaltenen Theilen mehrerer
zusammengesetzt. In der Färb u n g wechseln gelb, ro th u n d blau sehr regelmäfsig; an den
Bildwerken war die F arb e fast ganz verwischt. Im Allgemeinen scheint diese Säulenart,
die sehr häufig vorkommt, dem gegliederten Stengel einer Wa sserp flan ze mit verschlossener
Knospe nachgebildet zu seyn.
Fig. 4. Profil der Säule. Das Relief der vortretendeii The ile is t auffallend schwach.
Fig. 5. Grundrifs des Porticus. Die mittelste Säulenweite beträgt 17 F u fs, im übrigen
aber n u r 13 Fufs 8 Z o ll, u n d an den Seiten 124- Fufs.
Fig. 6. Bildwerke, die sich an einem Theile des Architravs befinden. Die Scheibe,
welche T h eu th über dem Haupte fü h rt, bezeichnet den M o n d , als dessen schützenden
Genius man diesen Gott betrachtete ( P l u t a r c h de Is. et Osir. 41.).
In diesem Tempel des Hermes zu Hermopolis befanden sich auch die Statuen zw e i e r
ä g y p t i s c h e r M u s e n , seiner Töch ter- {ibid. c. 3. u n d oben S. 138.). Nach H o r a p
o ll o ( I I , 2 9 0 waren sieben Buchstaben zwischen zwei Fin g ern die Hieroglyphe der
M u s e n , des U n e n d l i c h e n u n d des S c h i c k s a l s ; den Grund dieser merkwürdigen
Bezeichnung findet man S. 139. 140. entwickelt.
T a f e i XV.
Grundrifs u. s .w . des Tempels zu L u x o r , von H errn S e g a to .
Fig. l. Grundrifs. D e r Eingang des Gebäudes is t vom Nil abgewandt, u n d gegen
Nordosten gekehrt. Die Unregelmäfsigkeit der Anlage verräth die allmählige Vergröfserung