Der 'Wind Merisy hielt den ganzen folgenden Tag an, wandte sich am
30steil gegen 10 Uhr Morgens nach Ost, und wurde um 2 Uhr Chamsin
wobei das Thermometer auf 27 Grad stieg. Abends drehte er sich und
wurde wieder Ost.
Den 31 steil heulten während der Nacht die Wölfe gar gewaltig
um uns herum; einige, die bis dicht an mein Zelt vorgedrungen waren
wollte ich erlegen, konnte aber mit meinem wunden Arm das Gewehr
nicht halten.
Den lsten November war das Wetter anfangs leidlich, dann fing. es an
zu regnen und der Himmel ward immer trüber. Ein Gewitter schien im
Anzuge; es blitzte. Plötzlich entstand ein entsetzlicher Lärm, der Scheit
und sein Schwager schwangen sich auf ihre Pferde und jagten davon. Die
übrigen Araber griffen mit groisem Geschrei zu den Waffen, um ihnen
zu dem Platze, wohin sie ihre Kameele getrieben hatten, nachzueilen. Uns
überliefsen sie unserem Schicksal. Die Erscheinung einiger berittenen Araber
hatte diesen Aufstand veranlafst; denn in der Wüste ist gleichsam beständiger
Krieg, die Hand eines jeden gegen alle. So oft man in der Ferne
Menschen erblickt, ist immer der erste Gedanke, es seyen Räuber. Diesmal
waren es indefs friedliche' Straufsenjäger; sie . begleiteten unseren Scheik ins
Lager, und wurden von ihm bewirthet Er selbst hatte die Straufsenjagd
oft und mit Glück getrieben; sie ist beschwerlich, aber vortheilhaft.
Den 2ten erhob sich in der Nacht um zehn Uhr ein heftiger Sturm,
der mein Zelt niederwarf. Zum Glück sah ich den Unfall kommen und
stand schnell von meinem Lager auf, ward aber doch von der einen losgerissenen
Wand des Zeltes mit Gewalt gegen die andere geschleudert Herr
G b u o c und mein Bedienter, welche bei mir im Zelte lagen, der herbeieilende
Scheik und der Mameluck bemüheten sich umsonst, es an seinem Ort
zu erhalten. Die Araber lagen in einem solchen Todesschlaf versunken, dafs
weder der Sturm, noch, die Donnerstimme des Scheik, noch unser vereinigtes
Rufen, sie zu wecken vermochten; nur durch heftiges Rütteln
kamen sie zur Besinnung und wurden wach. Ich bin überzeugt, dafs jene
alten Erzählungen von einzelnen oder wenigen Menschen, die ein ganzes
sch la fen d es Lager erwürgen, buchstäblich wahr sind. Durch gemeinschaftliche
B em ü h u n g wurde endlich das Zelt wieder aufgerichtet, und um die Stricke
¡und Befestigungspfähle zu halten, machten unsere Beduinen sich kein
| Gewissen daraus, einige nahgelegene arabische Gräber zu demoliren, mit
de ren Steinen sie die Pfähle belasteten. Bei dieser Gelegenheit wurden der
M am e lu ck und ein Araber von Scorpionen gestochen, die in grolser Anzahl
u n te r den Steinen sich aufhielten. Die Zerquetschung eines solchen Thieres
au f d e r frischen Wunde von Seiten des ersten, und bei dem Araber das
u nm itte lb a re Ausbrennen derselben, wurden als die sichersten Heilmittel
sogleich angewandt. Endlich konnten wir uns wieder zur Ruhe legen, aber
[es s tü rm te und regnete fort bis zum Morgen.
Am 3ten fanden wir dadurch die Luft angenehm abgekühlt und den
[Staub gedämpft. Der Brunnen La-Rabbia in unserer Nähe gab reichlicher
[Wasser; anderes sammelten wir mit Bechern aus den Felsenhölungen, und
, die Kameele wurden aus den hin und wieder zusammengeflossenen Regen-
tlachen getränkt. Da mir überdies der Scheik meldete, dafs er aufser zwei
[Brodten;keine Lebensmittel für seine Araber mehr habe, und nur auf fünf
[Tage Gerste für unsere Pferde, so dafs wir bei längerem Verweilen Gefahr
¡liefen hier zu verhungern, und ein sehr angestrengter Marsch nöthig seyn
würde, um Siteah in vier Tagen zu erreichen; so entschlofs ich mich, am
[folgenden Morgen weiter zu ziehen, wie sehr auch mein offener Arm eine
längere Ruhe verlangt hätte. Dem Ziegenhirten, der mir täglich die so
wohlthätige Milch nach seinem Versprechen treulich gebracht hatte, schenkte
[ich ein Messer, ein Goldstück und etwa ein Pfund feines Pulver. Auf letzteres
setzte er den höchsten Werth, und die Beduinen verstehen sich trefflich
.auf die Güte desselben; aber die Politik des Pascha erschwert ihnen auf
alle Weise dessen Ankauf.
Wir machten uns also den 4ten November um halb 7 Uhr wieder
auf den Weg, und durchzogen, eine mit Futterkräutern für die Kameele
»och ziemlich bewachsene Gegend. Abends um 5 Uhr schlugen wir bei