Priesterinnen darstellen. Man hat sich auf ein bekanntes Zeugnifs des Herodot
berufen ‘), um den Aegyptern Priesterinnen ganz allgemein abzusprechen1) !
obgleich sie auf allen Denkmälern Vorkommen und Schriftsteller sie erwähnen.
Allein so weit ist Herpdot davon entfernt, Frauen und Mädchen Von
jeder Art priesterlicher Functionen in Aegypten auszuschliefsen, dafs er nicht
nur ausdrücklich Priesterinnen 3), sondern auch weissagende Weiber «), Tempeldienerinnen
s), heilige Frauen 6), dem Ammon geweihte Mädchen ) und
sogar erbliche PJlegerinnen der heiligen Thiere 8) an fuhrt, ; welche zusammen
ein eben so zahlreiches weibliches Personal in den Tempeln voraussetzeD,
als wir in den Denkmälern dargestellt finden. Nur von den fünf höchsten
Vorsteherordnungen waren die Frauen ausgeschlossen; sie konnten nicht
Antistites sacrorum seyn, was in Griechenland der Fall war, und nur auf
diesen Unterschied will Herodot aufmerksam machen 9); die Opfergebräuche
werden aber sogar fast häufiger von Frauen, als von Männern administrirt
Die männliche Gestalt zwischen beiden Priesterinnen entspricht den!
Hierogrammateus, dem heiligen Schreiber, welchen die Falkenfedern auf sei-.
nem Haupte bezeichnen, weil ein Falk den Priestern das Gesetzbuch über-
bracht haben sollte IO).
Weiterhin sehen wir einen Priester mit einem Schnkalkopf, in derselben
Stelle, welche gegenüber Anubis selbst einnimmt; es ist wahrscheinlich der
1 ) H e r o d o t. I I , 35. ¡garen yvrn f*** ovhftrn.
2) Z. B. B ö t t i g e r , Arehaeologie der Malerei I. p . 39. „Ein Hauptirrthum ist die Annahme
von Priesterinnen. Das ausdrückliche Zeugnils Herodots kann durch keine Erklärung gtkrälttt
werden etc.« Andere Gelehrte sind derselben Meinung.
3) 1. 1. 54. s 1* Qnßlm. 4 ) Ibid.
5). c. 56. ip ftw O M tm u b e i ß f i >{*> Ai«'t. ; 6 ) Ibid. i{»s
7 ) I , 182. b t 5 r . v Atos v . . ® .ß a ib s y v d .
8) I I , 65. fttnU t.l »«! rS . w *•«{■! v«r{« ldUtrui r il r
9) Kap. 37. bemerkt Herodot noch einen anderen Unterschied des griechischen und ägyptisch®
Ritus: Man weihe jedem Gott nicht einen, sondern viele Priester, deren einer Hoherpriester sey,
jedem Gestorbenen folge sein Sohn.
10) D io d o r . I , 87. C lem. A l e x . S tr om . V I . p. 633. Sylb.
Forsteher der Taricheuten oder Mumisirer, welche einen priesterlichen Rang
hatten und zum Tempelpersonale gehörten *). Ein Theil der Leichenbereitung
scheint in den niedrigen Gemächern der Flügelgebäude vor den Tempeln
vollbracht worden zu seyn. Die zahlreichen Katakomben von Siwah
sind im folgenden Kapitel beschrieben.
Eine Priesterin der Isis oder der Luna steht vor dem Entaphiasten, und
dann kommt der Hohepriester, von dem schon die Rede war, und der vielleicht
auch den Fürsten der Ammonier darstellt.
In der mittleren Reihe, die in gleicher Breite im ganzen Innern umher
lief ist rechts ein Opfer dargestellt, links sieht man Betende, und die Anordnung
scheint so gedacht, dafs die Betenden gleichsam hinter den Opfernden
stehen, und ihre Hände zu den Altären erheben.
Vor diesen erblicken wir auf der rechten Tempelwand (Tafel IX .)
zuerst eine weibliche Gestalt, die leider fragmentirt ist. Dann folgt der ibisköpfige
Hermes, dessen ägyptischer Name Thoout oder Thoyth von den
alexandrinischen Griechen Thoth, wohllautender aber von Plato: T h e u t h
übertragen wurde. Dieser Hermes ist nach Manetho der Sohn jenes Aga-
thodämon 2), den er nach dem Helios über Aegypten herrschen und von
Kronos verdrängt werden läfst, und' der Rathgeber und Gehülfe der guten
Götter dritter Ordnung in ihren Kämpfen gegen Typhon. Die Hieroglyphen,
welche der ältere Hermes in Stein eingegraben, habe dieser in Bücher verzeichnet
und im Innern der ägyptischen Tempel niedergelegt. Er ist der
Gründer und Repräsentant der Priesterschaft, in der er gleichsam fortlebt;
ihre Weisheit, Pflichten und Vorrechte stammen von ihm. In einem hermetischen
Buche nennt Theuth den älteren Hermes seinen Grofsvater 3),
1) D io d o r.-1 , 9i.
2) M a n e th o bei S y n c . C h r o n o g r . p . 40. Ja b lo n sT ty nimmt die Stelle so, daß Agatho-
dämon der Sohn des zweiten Hermes wird , .welches unrichtig ist; s. P a n th . I I I . p . 134. Ueber
die beiden Hermes sehe man C u d w o r th Systema intellectuale I. p . 480—503. Mosb., u. B r ü c k e r
hist. crit. phil. I. p. 250 — 268.
3) Herrn. T r ism e g . a d A s c l e p . p. 99.