so umständlich, dafs cs nicht schwer wird, in ihnen die Quelle mancher schriftlich auf
uns gekommenen Erzählungen wiederzufinden.
U n ter den Hieroglyphen bemerkt man gewisse Zeichen, die sich unendlich oft wiederholen,
und zum The il mit anderen so unzertrennlich verbunden sind, dafs sie mit ihnen
nu r ein W o r t auszudrücken scheinen. V o r der Biene z. B . fehlt niemals der Pflanzenstengel
(auch in der Inschrift von R o s e t t e , Zeile 6. 7. u n d 14., wo die Zeichen nur sehr
vernachlässigt sin d ), unter ihr stehen immer zwei Halbkreise, über dem Vulpanscr beständig
eine Scheibe u. s. w. Haben wir doch in den Namen der Könige ein unleugbares
Beispiel der Schreibung Eines W o r te s durch viele Zeichen; obgleich man neuerlich dieses
Princip gegen das Zengnifs der Alten zu weit ausgedehnt hat. Manche Zeichen sind
unfehlbar auch Artikel und Verbindungswörter, andere scheinen wahre Zahlen zu seyn,
die nach einem decadischen System fortschrcitcn ; indem eine gerade Linie e i n s , eine
gebogene Linie z e h n (beides nach dem Zcugnifs des H o r a p o l i o , II. 30., welches durch
einen zu T h eb en gefundenen Maafsstab mit Zahlen bestätigt wird), eine W in d u n g aber
h u n d e r t , ein anderes Zeichen t a u s e n d bedeutet, welches letztere H e rr J o m a r d fast bis
zur Evidenz bewiesen h a t ( Sur Ies signes numériques des anciens Egyptiens, m der Revue Encyclopédique,
Paris 1819. Vol. IV . p. 3.',7. s. s.). Späte r wirkte die Buchstabenschrift unfehlbar
au f die Hieroglyphen zurück, und gab ihnen mehr W illk ü h r und Mannigfaltigkeit.
Z u r Bestätigung der hier entwickelten Ansicht, nach welcher die Hieroglyphen blos
zur Aufzeichnung formularähnlicher Gedankenreihen dienen konnten, theile ich die Erklä-
sung eines, wie Zoëga glaubt, bei der P o rta dcl Popolo zu Rom aufgestellten Obelisken
mit, die von H e rm a p i o n , einem gebornen Aegypter, wie der Name v erräth , herrührt
und von A m m i a n u s M a r c c l l i n u s (1. XVH. c. 4 .) aufbehaltcn ist. Auch dieser Obelisk
trägt auf jeder seiner vier Seiten, wie die zu Lu x o r, drei senkrecht hërablaufcnde Hieroglyphenreihen.
Hermapions Auslegung is t n u r zum T h e il ü brig, die Fremdartigkeit der
Gedankenverbindung verbürgt ihre Aechtheit; und ich kann mich nicht entschlicfscn, mit
Z oÖ g a (d e obel. p. 594.) darin blos einen kurzen Auszug des Inhaltes zu finden, da wir
nicht berechtigt sind, die Hieroglyphen für eine sehr bündige Schreibart anzusehen; obgleich
ich überzeugt bin, dafs der volle Sinn mancher Zeichen, in was immer für W o r t e gefafst,
n icht ganz erschöpft seyn würde.
S ü d - S e i t e . E r s t e Z e i l e :
„D ie Sonne dem Könige Rames tes : ich habe dir verliehen über die ganze Erde zu
herrschen m Freudigkeit : den die Sonne liebt und Apollo. Der starke wahrheitlicbendc
Sohn H e ro n s, d e r gotterzeugte Erha lter der E rd e , den die Sonne anserkohr, der Starke
des Mars, König Ramestcs : dem unterthan ist die E rd e mit Ki-aft und Muth. Der König
Ram estcs, der Sonne Sohn, der ewig lebende.“
Z w e i t e Z e ile :.
„Apollo der starke, der wahrhafte H e rr der königlichen Binde (P s c h e .n t, Inscr. Rosett.
Zeile 4 4 .); der Aegypten, sein Besitzthum, glorreich macht; der Hcliopolis mit Glanz
erfüllt; der die übrige E rd e auferbaut (*r<V«f); der hoch ehrt die in Hcliopolis aufgcstellten
Götter; welchen die Sonne lieb t.“
D r i t t e Z e i l e :
„A p o llo , der starke, allleuchtende Sonnensohn, den die Sonne auserkohr und Mars,
der gewaltige, begabte, dessen W o h lth a te n dauern durch alle Zeit, den Ammon liebt,
der mit Gütern füllte den Tempel des Ph ö n ix , dem die Götter lange Ze it des Lebens
verliehen. “
t ~ - i$ e i t e . E r s t e Z e i l e (die Ueberschrift ist nämlich verloren gegangen):
„A p o llo der stark e , der Sohn Hero n s, der König der E rd e , Ramestcs; der Aegypten,
behütete, indem er über fremde Völker den Sieg errang; den die Sonne liebt; dem die
Götter lange Ze it des Lebens verliehen; der H e rr der E rd e , Ramestes der ewig lebende.“
Z w e i t e Z e i l e :
„D ie S o n n e , der grofse G o tt, der H e rr des Himmels: Ich habe dir verliehen Leben
ohne Sättigung. Apollo der starke, der unvergleichbare H e rr der königlichen B in d e , dem
in diesem Königreich der H e rr Aegyptens Statuen errichtete und Heliopolis schmückte, so
wie die Sonne, den H errn des Himmels. E s vollbrachte ein gutes W e rk der Sonnensohn,
der ewig lebende König.“
D r i t t e Z e i l e :
„D ie S o n n e , der H e rr des Himmels; dem Könige Ramestes habe ich verliehen Kraft
und Gewalt in allen Dingen; den Apollo, der wahrheidiebende H e rr der Ze iten , und
Vulkan, der V a te r der Götter, auserkohr durch Mars. D e r allfreudige König, der Sonnensohn,
der von d e r Sonne Geliebte.“
O s t - S e i t e . E r s t e Z e i l e :
„Apollo der starke von Heliopolis, der grofse himmlische (hov^dua) G o tt, der Sohn
Herons; dessen H o rt die Sonne is t; den die Götter ehrten; d e r die ganze E rd e beherrscht;
den, die Sonne auserkohr; der durch Mars gewaltige König, den Ammon liebt, und der
Allleuchtende zum ewigen König au sersah.“
Hier bricht die Erklärung a b , aus der man sieht, dafs Ramestes als ein neuer Horus-
Apollo gefeiert wird, w i e P to l e m ä u s E p i p h a n e s in der Inschrift von R o s e t t e (Zeile 10.
und 2 6 .), deren Eingang manche der hier vorkommenden Formeln wiederholt, n u r dafs
nicht die S o n n e, wie zu Heliopolis, sondern Vulkan als höchster Schützer des Königs
genannt is t, indem das Dekret der P rie s te r zu Memphis erlassen wurde. In der häufigen
Benennung: H e rr der ganzen E rd e , scheint eine Aufklärung über die unglaublichen Eroberungen
des Sesostris zu Hegen. Man nahm an , dieser König habe, die ganze E rd e besiegt,
und so waren freilich alle Völker mit inbegriffen, selbst die, welche Darius (H e r o d . II, 110.)
und Alexander (D io d . I , 55.) unbezwungen liefsen.