Von den Obelisken der Cleopatra liegt der eine noch auf der Erde,
so wie ihn die Engländer haben liegen lassen, als sie vergebens es versucht
hatten, ihn nach England einzuschiffen. Der Pascha hat ihn kürzlich der
englischen Regierung geschenkt, und es war auch bereits ein englischer
Ingenieuroflicier hier anwesend, um die Art und Weise auszumitteln, wie
er am besten nach England zu translociren sey.
Aüfserhalb der ersten Ringmauer, und zwar nach dem Thore von
Rosette zu, findet man die Ueberbleibsel von einem Bade, aus gebrannten
Mauersteinen erbaut, und drei einzeln stehende Granitsäulen von schöner
Politur und bedeutender Gröfse, welche Reste eines Sonnentempels seyn sollen.
Innerhalb und aüfserhalb der .ersten und zweiten Ringmauer, desgleichen
nach Nicopolis zu und den neuen Hafen entlang, findet man noch bedeutende
Substructionen und Säulenüberreste, so wie auch Schutthügel, die beim
Aufgraben wohl einige Ausbeute versprechen. In und bei den Moscheen,
in dem Innern der Okkels und besonders im Packhofe sind viele Säulen
aus den Zeiten der Ptolemäer, der Römer und Sarazenen verwandt, die,
obgleich meistentbeils verstümmelt, einem Architekten reichen Stoff zu
Studien darbieten.
Die Piscina, oder der grofse Wasserbehälter, hat sehr gelitten, und
soll ihrer Gröfse nach Wasser für Menschen und Thiere auf zwei Jahre
fassen können.
Eine andere alterthiimliche Merkwürdigkeit Alexandriens sind die Katakomben,
deren man in der Nähe dieser Stadt mehrere findet. Die bedeutendsten
und besuchtesten sind wohl die in der Nähe der sogenannten
Bäder der Cleopatra. Sie sind in Kalkstein ausgehauen und bestehen aus
mehreren regelmäfsigen Kammern und Verbindungsgängen, die sehr weitläufige
Verzweigungen haben, und vielleicht mit denen bis nach Marabout
sich erstreckenden in Verbindung stehen. Ihr Eingang ist nur etwa 30 Schritte
vom Meeresufer entfernt, und die innern Thüren, Gänge und Todtenkam-
mern mit ihren Nischen sind sauber und regelmäfsig gearbeitet; allein nirgends
fand ich eine Spur von Malereien oder von Inschriften; wohl aber
über einer Thüre den symbolischen Diskus, aber ohne Flügel, die wahrscheinlich
durch die Zeit oder durch unbefugte Hände vernichtet worden sind.
An einigen Stellen der innern Wände sieht man mit Rothstein oder rother
Farbe Eingangsthüren und Gänge im Entwurf, und ihre Kalkirung ist so
scharf, als wäre sie erst Tages zuvor angeferligt worden. Ich drang mit
einigen Herren meines Gefolges so tief als möglich in ihre Verzweigungen
ein; allein ungeachtet ich es mir sehr sauer werden liefs, und an einigen
Stellen auf dem Bauche liegend durchschlüpfen mufste, so fand ich, aufser
einigen mumisirlen Knochen, nichts das der Beachtung werth gewesen wäre.
Die meisten Gänge und Kammern sind übrigens verschüttet, und es bedürfte
eines bedeutenden Kostenaufwandes, um sie alle aufzuräumen.
In der Nähe dieser Katakomben besuchte ich noch ein zweites geräumiges,
ebenfalls im Felsen ausgehauenes Behältnifs, das auf viereckigen Pfeilern
ruht und für eine Kornkammer ausgegeben wird; allein mir schien es
unvollendet, und seiner ursprünglichen Bestimmung nach wohl ebenfalls
zur Aufbewahrung von Todten oder wenigstens zu ihrer Vorbereitung, oder
vorläufigen Aufstellung bestimmt gewesen zu seyn. Dagegen spricht sich
ein drittes ganz nahe gelegenes Behältnifs, mit mehreren Reihen übereinander
im Felsen ausgehauener Nischen, nach Alt der Kolumbarien, deutlich
genug als eine Katakombe aus, in welche bedeutende Oeffnungen die
ganzen Leichen statt der Urnen hineingestellt wurden.
Die in der Nähe gelegene im Felsen gehauene Grotte, der man den
Namen: Bad der Cleopatra, beilegt, bin ich nicht geneigt dafür anzuerkennen,
ungeachtet das Wasser des Meeres zu ihrer Thüre und zwei
ändern Oeffnungen plätschernd hineindringt, weil eine so prachtliebende
Fürstin wohl schwerlich einen so gewöhnlichen Ort, der überdies so nahe
bei Grabgewölben gelegen war, zu einem Bade gewählt haben dürfte.
Vielleicht war diese Grotte zum Waschen der einzubalsamirenden Leichname
bestimmt, so wie die übrigen im Felsen etwas weiter hinauf gelegenen
Oeffnungen des tlferrandes wohl zur Herbeiführung der Todten in Nachen,
bis dicht vor den Katakomben, gedient haben mögen. Eine oberhalb des
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