wilde E n te das W o r t Sohn. Die Attribute au f dem Hau p t u n d in den Händen des
Ismandes, sind die des Osiris, als Königs der To d ten . D e r Kopfputz besteht, tiber dem
Diadem, welches hinten hcrabhängt und vorn mit einem Basilisk bezeichnet is t, aus
Mendes- u n d Gazellenhörnem, mit der Krone des Richtcramts u n d zwei anderen Basilisken.
In der rechten H an d hält er den mystischen Schlüssel, in der linken den Krnmm-
stab u n d die Geifscl. D e r Baum, u n te r dem er sitzt, is t wahrscheinlich die heilige Pcrsca.
V o r ihm, au f einem höheren T h ro n , erblicken wir H o r u s , dessen Gesicht etwas
verstümmelt ist. Die Krone auf seinem Haupte ist die mchrmal erklärte, aus dem Getreidc-
maafs, der hohen Miitze und dem gebogenen Stahe zusammengesetzt. Zwischen seinen
Knieen erwächst die heilige Agrostis. Mit der rechten Hand zeichnet er au f ein Täfelchen
den Namen des Ismandes, ihn dadurch gleichsam aufnehmend in die Gemeinschaft der
Götter.
Gegenüber tritt vor ihn eine Göttin, welche durch den Maafsstab mit der doppelten
Herrnesleuchle in ihrer H an d u n d durch den Stern über ihrem H au p t, als N em e s is
kenntlich wird (oben Kap. VI. S. 137.). Auch sie schreibt den Namen des Königs auf
ein Täfelchen.
Hinter ih r naht sich H e rm e s - T h e u t h , gleichfalls den Maafsstah der Gerechtigkeit
in der Hand führend, um den Namen des Vaters des Ismandes au f ein ähnliches Täfelchen
zu schreiben. Uebcr Horus und Nemesis stehen Anrufungen in hieroglyphischen Zeichen,
u n te r denen man einmal auch die Giraffe bemerkt. Zwischen den Blättern der Persea
sind viele kleine Schilder, welche den Namen des Ismandes enthalten, gleichsam die Zu-
Stimmung noch anderer Götter auszudrücken. Alle diese Täfelchen sind, der Form nach
den Blättern des heiligen Baumes völlig gleich, und erinnern in so fern an den griechischen
Ausdruck P e t a l i s m u s , welcher das Aufzeichnen au f einem Baumblatt ausdrückt. Ringsumher
aber wiederholen sich allenthalben die Namenschilder des Ismandes u n d seines
V a te rs , bald von Menschen mit erhobenen H än d en , bald von geflügelten Basilisken
angebetet.
Die Nemesis hier zugleich mit Horus erscheinen zu sehen, würde noch bedeutsamer werd
en , liefse sich einer N achricht in den T h e o lo g u m e n i s a r i t h m e t i c i s (P a r is 1543. p. 33.)
trauen, nach welcher die ägyptische Nemesis keine andere wäre, als die Schwester des
H o ru s, B u b a s t i s . An den Maafsstähen dient die schwebende L eu ch te , mit der daran
befestigten kleinen Figur, wahrscheinlich als Zeichen des geraden Haltens des Stabes, also
als sichtbarer Beweis der Gerechtigkeit. Das Th ierchen am unteren En d e desselben, ist
vielleicht das der Bubastis geweihte Ichneumon.
T a f e l X X I I I
Fig. 1. Basrelief im Tempel zu Luxor, von H errn R i c c i gezeichnet. E in Sonnenpriester
mit d e r Falkcnmaske überreicht dem Osiris mehrere K in d e r, die dieser mit aufgehobener
H an d segnet. Zwei P e rso n en , die durch den e ig en tüm lich en Schurz aus Lcder-
streifen, der noch jetzt bei den B arab ra in Gebrauch is t (oben Kap. XIII. S. 29 1 .), als
Acthiopier bezeichnet werden, wahrscheinlich die Eltern oder Mütter der dargebrachten
Kleinen, nehmen an dieser Handlung Theil. Die erste träg t noch zwei Kinder au f den
Händen; die zweite hält drei Schlüssel, die vielleicht für die drei gesegneten Kinder
bestimmt sind. Dieses Relief, das einen höchst anziehenden Gebrauch d e r ägyptischen
Religion darstellt, ist auch wegen der Färb u n g merkwürdig. D er Acthiopier mit den Kindern
is t himmelblau, die F ra u hinter ihm glänzend roth. D e r Ansatz am Kinn is t, wie
man sieht, keine Bezeichnung blos des männlichen Geschlechts, wie man geglaubt hat.
Die Kinder sind alle von ro th e r F arb e u n d ganz in der Stelliing, die dem Harpokrates
gegeben wird, selbst die herabhangende Locke an der einen Seite des Kopfes findet sich
hier als allgemeine Kindertracht. Aus den Hieroglyphen scheint zu erhellen, dafs ein
König Amenophis diesen T h e il des Tempels, so wie die Isisprocession (T a fe l X X . Fig. i.J,
ausführen lieis, denn der hier vorkommende Name findet sich an dem berühmten klingenden
Kolofs des Memnon, und an allen den sitzenden weiblichen Statuen mit Löwenköpfen,
die einst vor dem Mausoleum dieses Königes standen, und deren drei, nebst einer verstümmelten
vierten, jetzt zu Berlin sind.
Fig. 2. Vertieftes Relief in dem kleinen Tempel zu Elepbantine (oben S. 290.), von
Herrn R i c c i gezeichnet. Ein König, mit einem weiten Mantel über dem gewöhnlichen
Anzuge bekleidet u n d eine W a ffe in der Hand h alten d , führt die oft vorkommende P ro -
ccssion der heiligen Nilbarke, die dem Ammon geweiht war. Seine Gemahlin, deren
Namen oben beigefügt is t, scheint ihn zu empfangen, indem sie zwei Sistra emporhebt.
Ueber dem Könige und der Königin schwebt ein Geier.
Fig. 3. Basrelief aus dem gröfseren Tempel zu Elephantine (Kap. XIII. S. 289.), von
H errn R i c c i gezeichnet. D e r König, über welchem das Symbol der Barmherzigkeit, der
Geie r, schwebt, wird von Helios und einer Göttin, die ein sehr künstliches Feldzeichen
träg t, das aus F a lk e n , Straufsfedern und betenden Figuren zusammengesetzt is t, an den
Händen geführt. In einem anderen Relief desselben Tempels sicht man eben diese Göttin,
welche durch ihren besonderen Kopfputz sich auszeichnet, einem Könige, den der thronende
Ammon umarmt, das Diadem um das Hau p t legen (Description de l'Egypte, A n t. I.
pl. 37. fig . 2.). Z u P h ilä sitzt sic neben Ammon au f einem Th ro n e u n d is t mit Fittigen
umwunden (ibid. pl. 16. fig . 1.) Auf der bembinischcn T a fel kommt sie im obersten Streifen
v or, wo ih r eine Gazelle geopfert wird (Vetxistiss. tab. aen. Venet. 1605.J. W e g e n dieser
häufigen Verbindung mit Ammon, wegen des Feldzeichens in ihrer H an d , das eine kriegerische
Göttin andeutet, u n d wegen des Schutzes, den sie den Königen zu gewähren
scheint, glaube ich in ihr die M in e r v a zu erkennen, wie bereits H i r t scharfsinnig ver-
muthete (U e b e r d ie B i l d u n g d e r ä g y p t i s c h e n G o t t h e i t e n S. 23.). Die Hieroglyphen
neben ih r scheinen diese Annahme zu bestätigen; denn man erblickt u n te r ändern
die Hermesleuchte, die sich vielleicht immer au f diese Göttin bezieht, der bekanntlich das
Lampenfest zu Sais gefeiert wurde (H e r o d o t II, 62.). Die Leuchte sieht H e rr Y o u n g
seltsamer W e is e für eine Schnalle an (Hieroglyphical vocab. Nr. 145.J. Merkwürdig is t es
dafs eben der Fürst, welcher Fig. 3. als König bezeichnet wurde, hier als K ö n ig und G o t t
vorkommt. Die falkenköpfige Gestalt, die ihn an der H an d fü h rt, is t ohne Zweifel
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