Nach dem Bericht des Generals R e g n i e r , soll sich bei der Uebergabe
Alexandriens nur auf wenige Tage vorräthiges Wasser in diesem H
befanden haben. W i l s o n dagegen behauptet im zweiten Thede, Sexte 52.
seines Werkes El dafs es hinreichend gewesen sey. die Engländer bis zum
nächsten Monat Februar damit zu versehen. An Lebensmitteln soll es,
„ach diesem Schriftsteller, ebenfalls nicht gebrochen haben, da im Augenblicke
der Uebergabe sich in der Stadt 800 Pferde, 300 Kameele Reis
und andere Comestibeln befanden, die, schlecht gerechnet, auf 20 bis
30 Tage gereicht haben dürften. Die Stadt war durch 312 Geschütze, grofs-
tentheils aus Metall bestehend, vertheidigt, und 77 Stück wurden auf den
Kriegsschiffen vorgefanden. In den Pulvermagazinen fand man 14,102
gefüllte Canonenkartouschen und 195,218 Pfund loses Pulver m Fässern.
Die Besatzung bestand aus 10,528 Mann von allen Waffen, und aus 685 Civilofficianten.
, , . .
Dieser Bemerkungen ungeachtet, bin ich aber der Meinung, dafs sich
dieser Platz in dem Zustande, in welchem er sich befand, unmöglich viel
länger würde haben halten können, und dafs die Franzosen durch eine
frühere Uebergabe eine viel vortheilhaftere, doch zu berücksichtigende
Capitulation herbeiführten. Die Stellung der Franzosen vor Alexandren
war stark. Sie hatten eine Landzunge besetzt, und die Mitte ihrer ersten
Linie durch das Fort Cretin, den linken Flügel durch das von Cafarell.,
und durch die Säule des Pompejus den recfiten gedeckt; allein sie wurden
nichts desto weniger aus dieser vortheilhaften Stellung getrieben, weil ein
General, wie man erzählt, pflichtwidrig handelte und die ihm ertheilten
B e feh le n ic h t au s fü h rte .
Zu den alterthümlichen Merkwürdigkeiten Alexandriens, muls man
obenan die sogenannte Pompejussäule und die beiden Obelisken der Cleopatra
zählen. Die erste, die durch den französischen Architekten N o r y
*) History o f the British expedition to Egypt by R. T. W i l s o n , i d . edit. .London
1803, 4.
gemessen und deren Höhe von dem Fufsgestelle bis zur Spitze 88 Fufs
6 Zoll befunden worden ist, will ich weiter nicht beschreiben, da dies
bereits so oft geschehen ist Ein sonderbarer Umstand ist es aber, dafs sie
von den Arabern die Benenhung: Ahmaud Issanwer, welches so viel als
die Säule des SBrverus heifsen soll, erhalten hat. Allein zwei englische
Ofiiciere, der Capitain Dun d a s vom Ingenieurkorps und der Lieutenant
D e s a d e von der Königin deutschem Regiment, haben während der Anwesenheit
der Armee in Aegypten, die auf der Säule befindliche Inschrift auf
folgend? Weise zu entziffern gesucht, dafs sie täglich eine Stunde, wenn
die Sonne einen Schatten auf den Buchstaben hervorbrachte, diese mit
grofser Mühe treu abzeichneten. Ihre Arbeit folgt hier buchstäblich, nur
mit dem Unterschiede, dafs die siebenzehn klein gedruckten Buchstaben
fehlten, und durch den Herrn H e i t e r in Neapel ergänzt worden sind:
TON ( TiMin ) TATON ATTOKPATOPA
TON nOAIOTXON AAEEANAPIAC
AIOK ( a ) H ( t ) IANON TON ( c e b a c ) TON
n o ( n t i o c ) EnAPxoc A i r r n T o r .
■ ( TT^oa'Kvyet )
Den h o ch v e r eh r ten S e lb s th e r r sch e r
den S ch ü tz g o tt und Inhaber A lex an d r ien s
D l O K E i E T I A N Ü S A U G U S T U S
(ehrt durch dies Denkmal)
P o n t i u s , P rä fe c t von Aegypten.
Ohne Zweifel trug diese Säule, wie die des Trajan und des Mark-Aurel
zu Rom, ■ auf ihrem Gipfel ursprünglich eine Bildsäule des Kaisers, dem sie
geweiht war. Wird die einheimische Benennung: Säule des Issanwer, richtig
auf Septtmius Serverus gedeutet, so darf man annehmen, dafs sie zuerst
| diesen verherrlichen sollte, dem überhaupt in Afrika, woher er gebürtig
war, sehr viele Denkmäler errichtet wurden. Ponttus hätte dann blos durch
[ eine veränderte Inschrift die Ehre auf Diokletian übertragen.
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