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I' r 178 Bucli IL Kap. 2. §. 21. Buch IL Kap. 2. 21. 179
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der Art, dass sie nur eine jährige Dauer haben, wie die Blume,
das Kätzchen, das Blatt, die Frucht, kurz alles, was vor oder mit
den Früchten entsteht, sogar der Keim selbst, denn stets bekommen
die Bäume Nachwuchs im Laufe des Jahrs sowohl nach
oben zu, wie an den Wurzeln. Daher, wenn man das alles für
Theile nimmt, die Menge derselben eine unbestimmte wird und
sich keineswegs gleich bleibt; nimmt man es aber nicht für Theile,
so tritt der Fall ein, dass das, Avas die Pflanzen vollständig macht
und darstellt, nicht Theile sind: denn indem sie keimen sich belauben
und Frucht haben, erscheinen und sind sie alle schöner
und vollständiger. Das ungefähr sind jene Schwierigkeiten. Vielleicht
muss die Untersuchung aber nicht überall auf gleiche Weise
geführt werden, weder was das übrige noch was die Entstehung
betrifft. Denn die Embryonen sind allerdings nicht Theile der
Thiere. Dass die Pflanzen um die Zeit am schönsten aussehen,
ist indess kein Beweis, weil auch die Thiere, wenn sie trächtig""
sind, sich wohler befinden. Aber viele Thiere werfen gleichfalls
jährlich Theile ab, wie der Hirsch das Geweih, die Winterschläfer
die Federn, und das Haar die Vierfüssler. Unstatthaft ist das
also durchaus nicht, und auch sonst ein dem Laubfall ähnliches
Erleiden. Sogar dass die zur Fortpflanzung dienenden Theile
verloren gehen, ist nicht unstatthaft, da auch bei den Thieren
einige derselben bei der Geburt, andere bei der Eeinigung, als
der Natur entfremdet, abgehen. Auf ähnliche Weise scheint es
sich mit der Keimung zu verhalten; denn auch die Keimung ist
gewiss der vollständigen Fortpflanzung wegen. Ueberhaupt muss^
aber, wie gesagt, nicht alles wie bei den Thieren genommen werden;
und so ist auch die Zahl unbestimmt, denn überall kann die
Pflanze sprossen, weil sie überall lebendig ist. Auf solche Art
ist dies aufzufassen, nicht allein für diesen Fall, sondern auch der
folgenden wegen. Denn was zur Vergleichung nicht angethan ist,
damit soll man öich durchaus nicht abmühen, um nicht auch den
der Sache angemessenen Gesichtspunkt zu verlieren.
Die Geschichte der Pflanzen beschäftigt sich aber, um es kurz
zu sagen, entweder mit den änsseren Theilen und der p-anzen
Gestalt, oder mit den innern, die bei den Thieren durch Zergliederung
erkannt werden. Anzugeben ist bei ihnen, welche Theile
überall dieselben sind, und welche jeder Gattung besonders zukommen;
ferner auch welche derselben einander entsprechen, ich
meine solche, wie Blatt Wurzel Rinde. Auch das darf nicht unbeachtet
bleiben, ob sich etwas durch Analogie erklären lässt, wie
bei den Thieren, indem man Vergleichungen macht, versteht sich
mit dem Aehnlichsten und Vollständigsten. Und überhaupt, was
bei den Pflanzen vorkommt, ist mit dem zu vergleichen, was bei
den Thieren vorkommt, in so fern sich nämlich eins dem andern
vergleichen lässt. ^
Das also ist auf solche Art zu unterscheiden. Die Unterschiede
der Theile aber sind, um es kurz zu fassen, etwa dreifacher
Art: entweder haben die Pflanzen diese Theile, jene aber
nicht, wie Blätter und Frucht, oder sie haben sie weder ähnlich
noch gleich, oder drittens sie haben sie nicht auf gleiche Weise.
Ihre UnähnHchkeit bestimmt sich nach der Gestalt Farbe Dichtigkeit
Lockerheit Rauheit Glätte und sonstigen Eigenschaften, wie
auch nach den Unterschieden der Säfte; ihre Ungleichheit nach
Ueberfluss oder Mangel in Bezug auf Menge und Grösse, was
alles, um es kurz zu fassen, auf Ueberfluss oder Mangel beruht;
denn das Mehr oder das Weniger ist Ueberfluss und Mangel.
Das nicht auf gleiche Weise endhch unterscheidet sich nach der
Stellung. Dahin rechne ich unter andern, dass einige Pflanzen
die Früchte oberhalb; andere unterhalb der Blätter tragen, dass
unter den Bäumen diese sie am Gipfel, jene an den Seiten, einige
am Stamm selbst tragen, wie der ägyptische Maulbeerbaum (Ficus
Sycomorus), wie auch dass einige die Frucht unter der Erde
tragen, wie die Arachidna, und was man in Aegypten Vingon
nennt, ferner dass diese einen Stiel haben, jene nicht, und in Betreff
der Blumen dass diese sie um die Frucht selbst haben, jene
nicht. In ihnen, wie in den Blättern und Keimen sind überhaupt
die Unterschiede der Stellung zu suchen. Doch unterscheiden
sich auch einige durch die Anordnung der Theile. So stehen die
Zweige meist wie es sich eben fügt, die der Tanne aber von allen
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