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148 B u c h II. Kap. 2. §. 17.
dafür. So bald Aristoteles Athen für immer verliess, trat gewiss
nicht ohne sein Wissen und Wollen i) Theophrastos an die Spitze
der peripatetischen Schule, und was noch mehr ist, jener hinterliess
ihm seinen kostbarsten Schatz, seine Bibliothek die grosseste,
welche bis dahin existirte. Zwei tausend Schüler soll er nach
einer freilich wohl übertriebenen Nachricht um sich versammelt
haben. Kassandros, derjenige unter des Alexandros Greneralen, der
damals in Grichenland vorherrschte und Athen besetzt hielt, war
ihm gewogen; und Ptolemäos Soter versuchte ihn für Aegypten
zu gewinnen. Abgesehen von literarischen Widersachern, unter
denen Epikuros und dessen philosophirende Bulerin Leontion
hervorragen, finden wir sein Leben nur zwei mal durch Kränkungen
getrübt, die beide ihm bald darauf einen Triumph bereiteten.
Als Agnonides ihn der Gottlosigkeit anzuklagen wagte, fehlte
wenig, dass nicht der Ankläger selbst statt seiner dieses Verbrechens
wegen verurtheilt wäre. War es vielleicht bei dieser
Gelegenheit, dass der sonst so beredte Mann vor dem Gerichtshofe
des Areopagos Fassung und Sprache verlor^)? Als ein
gewisser Sophokles, der Sohn des Amphiklides, die Athener überredet
hatte, ein Gesetz zu geben, dass bei Todesstrafe niemand
ohne Erlaubniss des Rathes und Volks einer philosophischen
Schule vorstehen solle, verliess er zwar gleich andern Philosophen
die Stadt; doch schon im folgenden Jahre ward das Gesetz widerrufen,
der Urheber desselben mit schwerer Geldbusse bele2:t, und
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Theophrastos und die Andern kehrten zurück.
1) Bald nachdem seine Schüler, erzählt Gellius { ' X I J I , cap. 5), ihn
vergebens gebeten, seinen Nachfolger selbst zu wählen, hätte er lesbischen
und rhodischen Wein verlangt, und diesen kräftig und angenehm, jenen aber
doch süsser gefunden; woraus sie geschlossen, dass er unter den beiden
Einzigen, zwischen denen die Wahl schwanken konnte, dem Theophrastos aus
Lesbos und dem Menedemos aus Rhodos, jenem den Vorzug gäbe.
2) In seinem Testament bei Diogenes Laertios steht nichts davon; ausführlich
aber berichtet darüber Strabon X I I I , cap, 1 , pag. 608 edit Casaubonl
3) A e l i a n , var. histor, VIII^ cap. 12.
i) Cicero de natura deor. / , cap. S3.
B u c h IL Kap. 2. §. 17. 149
An den öffentlichen Angelegenheiten scheint er sich wenig
betheiligt zu haben. Die Nachricht bei Plutarchos i), er habe
zweimal sein Vaterland von der Tyrannei errettet, steht zu vereinzelt,
um Glauben zu verdienen. Manche kleine Züge, die von
ihm erzählt werden, deuten vielmehr auf ein zwar mit regelmässiger
Thätigkeit durchwehtes, sonst aber stilles und behagliches Wohlleben.
Dahin rechne ich seinen gewählten Anzug, seine rege
Theilnahme an den Freuden der Tafel, seine Abneigung gegen
den Ehestand, in den er nie getreten, und dessen Gefahren und
Widerwärtigkeiten er in einem uns nur noch in lateinischer lieber-
Setzung erhaltenen Fragment mit grellen Farben schildert
Haller rühmt seinen bewunderswürdigen Scharfblick und
ausserordentlichen Fleiss in Erforschung der Aehnlichkeiten Unterschiede
und besondern Beschaffenheiten der Pflanzen, und fügt
hinzu, das alles habe er nicht aus andern Schriftstellern entlehnt,
sondern auf Reisen durch ganz Griechenland an der Geburtsstätte
der Pflanzen selbst aufgezeichnet. Nicht viel weniger günstig
urtheilte Sprengel über ihn in der ersten Auflage seiner Geschichte
der Medicin vom Jahre 1792. „Er scheint Reisen durch ganz
Griechenland unternommen zu haben, heisst es unterandern
wenigstens sind manche seiner Beschreibungen der Pflanzen wahrscheinlich
an Ort und Stelle aufgesetzt. Die Beschreibung der
Binseninseln auf dem orchomenischen See ist zum Beispiel hinreichend.'^
Ganz anders lautet desselben Kritikers Ausspruch 1807
in der Historia rei herbariae, und noch etwas später 1817 in der
Geschichte der Botanik. Hier lesen wir schon „Beschreibungen
fehlen entweder völlig, oder sie sind äusserst mangelhaft. Ja
da er nie grössere Reisen unternommen zu haben scheint, so ver-
1) P l u t a r c h . advers. Golotera^ vol. / / , j)ag. 1126 edit. Lutet. Paris.
%) he ophr. opera edid. Schneider F , pag. 221 sqq.
3) Hall er hihi. bot. pag. 33 — 34.
4) Sprengel Gesch. der Medicin erste Aufl. L S. 350. In den folgenden
Ausgaben bleibt das Botanische über Theophrastos weg.
5) Desselben Gesch. der Bot. L S. 57,
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