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108 Buch IL Kap. 1. §. 16.
einander walten, und was man Tod nennt, muss die Vemiclitung
dieser sein.
44. Der Tod ist entweder gewaltsam oder natürlich : gewaltsam,
wenn die Ursache äusserlich, natürlich, wenn sie eine innere,
und wenn die Verbindung des (abgestorbenen) Theils noch dieselbe
ist wie anfangs, und keine Einwirkung erlitt; und das nennt
man bei den Pflanzen abwelken, bei den Thieren altern. Der Tod
und das Verderben aber ist allem gemein, was' nicht unvollendet
ist; dem Unvollendeten zwar auch fast so, doch auf andre Weise.
Unvollendet aber nenne ich z. B. die Eier und die wurzellosen
Samen der Pflanzen. Denn bei allem entsteht zwar die Verderbniss
aus Verlust der Wärme, bei dem Vollendeten aber aus Verlust
derselben aus dem Theil, welcher die Grundlage ihres Wesens
enthält; das ist, Avie früher gesagt worden, der Theil, worin das
Aufwärts und Abwärts zusammenkommen, bei den Pflanzen die
Mitte des Stengels und der Wurzel, bei den blutführenden Thieren
das Herz, bei den nicht blutführenden ein dem entsprechender
Theil.
45. Die Pflanzen haben in der Nahrung und in dem Umgebenden
ein passendes Mittel ihre natürliche Wärme zu regeln;
denn die eingehende Nahrung bewirkt auch Abkühlung. Ueberwiegt
nun in ihrer Umgebung dié Kälte, zur Zeit der strengen
Fröste, so welken sie; tritt brennende Hitze ein, und die aus der
Erde eingesogene Feuchtigkeit vermag sie nicht (hinreichend) abzukühlen,
so werden sie durch die zehrende Wärme zerstört, und
man sagt, die Bäume bekämen den trockenen Brand und den
Sonnenstich zu dieser Zeit.
VI. Von der Organisation und den Organen der Pflanze.
46. Die Grundlagen der Körper sind die passiven (einfachen
Körper), das Feuchte und das Trockene; andere sind gemischt
44) De respirât, cap. 17. pag. 478 b.
45) De et senect. cap. 6. pagriTO a. ~ Ist im Text der Nachsatz, des
unter Nr. 32 gegebenen Vordersatzes.
46) Meteoror. IV, cap. 4. pag. 381 6, 382 a.
Buch IL Kap. 1. §. 16. 109
aus diesen, und wovon sie mehr enthalten, dessen Natur haben sie
um so mehr, so dass einige mehr die des Feuchten, andre mehr
die des Trockenen haben. Ganz besonders aber wird von den
Elementen der Erde das Trockene, dem Wasser das Feuchte zugeschrieben.
Deshalb sind alle hier (auf Erden) unterschiedenen
Körper nicht ohne Erde und Wasser, und wovon sie mehr erfüllt
sind, nach dessen Kraft (oder Eigenschaft) zeigt sich ein jeder.
47. So wie sie eine den Pflanzen entgegengesetzte Natur
haben, so entstehen auch gar keine oder sehr wenige Schalthiere
auf dem Lande, aber im Meer oder in ähnlichen Feuchtigkeiten
viele von vielfacher Gestalt. Die. Gattung der Pflanzen dagegen
entsteht im Meer und was dem ähnlich ist in geringer Zahl oder
so zu sagen gar nicht, auf dem Lande entstehen sie alle. Denn
sie haben eine demselben entsprechende Natur, und wie die
Feuchtigkeit und das Wasser lebendiger sind als das Trockene
und die Erde, so verhält sich auch die Natur der Schalthiere zu
der der Pflanzen; das will sagen, wie sich die Pflanzen zur Erde,
so verhalten sich die Schalthiere zum Feuchten, als ob die Pflanzen
gleichsam Erdaustern, die Austern Wasserpflanzen wären. Aus
diesem Grunde sind auch die Organismen im Feuchten vielgestaltiger
als die auf dem Lande; denn das Feuchte hat eine leichter
gestaltbare Natur als die Erde, und eine nicht viel weniger körperhafte,
zumal das Feuchte im Meer.
48. Einige sind mehr ans Erde gebildet, wie das Geschlecht
der Pflanzen, andere mehr aus Wasser, wie das der im Wasser
befindlichen; von den mit Flügeln und mit Füssen versehenen
aber die einen mehr aus Luft, die andern mehr aus Feuer. Jedes
hat seiner Heimath zufolge seine besondere BeschaiFenheit.
49. Wenn das Feuchte und Trockene die Materie aller Körper
ist, so werden begreiflicher Weise, die aus Feuchtem und Kaltem
bestehenden an feuchten Orten, und wenn sie kalt sind, im Kalten,
47) De generat. animal. I I I , cap. 11. pag. 761 a.
48) De respiratione cap. 13. pag. 477 a.
49) Ihid. cap. 14. pag. 477 b.
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