\\
r
t ä ' i .
120 Bu c h II. Kap. 1. 16.
Wachsthum sowohl wie die Abnahme. Es ernährt aber das Eingenommene
in sofern es Geschmack hat; denn alles nährt sich
vom Süssen entweder einfach oder in Mischungen.
77. Zuerst sehen wir, dass die Nahrung zusammengesetzt
sein muss. Denn auch die ernährten Körper sind nicht einfach.
Daher haben sie Secretionen, entweder inwendig, oder wie die
Pflanzen äusserlich.
»
78. Die Nahrung muss, weil sie körperhaft ist, feucht sein,
wie bei den Pflanzen. Was aber in den Eiern oder bei den
Thieren entsteht, das lebt anfangs ein Pflanzenleben; denn als
Sprossen (rw icecpr/JvaL tx civog) nehmen sie den ersten Zuwachs
und die erste Nahrung.
79. Die Wärme bewirkt das Wachsthum und leitet die Nahrung.
Das Leichte zieht sie an, das Salzige und Bittere lässt sie
wegen seiner Schwere zurück. Was an der Oberfläche der Körper
die äussere Wärme, das thut die natürliche Wärme in den
Thieren und Pflanzen.
80. Da alles was wächst Nahrung nehmen muss, die Nahrung
Aller aber aus Feuchtem und Trockenem besteht, und die Garmachung
und Umwandlung dieser durch die Kraft der Wärme
erfolgt: so müssen sowohl die Pflanzen wie die Thiere sämmtlich,
wenn aus keinem andern Grunde, doch wegen dieses, das natürliche
Princip der Wärme haben
81. Die Pflanzen nehmen die zubereitete Nahrung durch die
Wurzeln aus der Erde. Daher geben sie keinen Unrath von sich,
denn die Erde und die darin befindliche Wärme dienen ihnen als
Bauch. Die Thiere dagegen fast alle, offenbar aber die schreitenden,
haben gleichsam als Erde in sich selbst die Höhle des Bauchs,
77) De sensu et sensit, cap. 5. pag. 4-i5 a.
78) De generat. animal. III., cap. 2. pag. 753 h.
79) De sensu et sensih. cap. 4. pag. 412 a.
80) De part. animal. II, cap. 3. pag. 650 a.
a) Das Folgende ist verdorben und unübersetzbar.
81) Ibid. II, cap. 3. pag. 250 a.
B u c h II. Kap. 1. §. 16. 121
woraus sie, wie jene mit den Wurzeln, so mit etwas Aehnlichem
die Nahrung nehmen müssen, bis sie das Ziel der nöthigen Garmachung
erreicht haben.
82. Zuerst unterscheidet sich offenbar das Herz bei allen
blutführenden Thieren, denn es ist die Grundlage wie der homöomeren,
so der nicht homöomeren Theile. Denn schon verdient es
Grundlage des Thiers und seines Baues genannt zu werden, sobald
dasselbe der Nahrung bedarf; und sobald es ist, wächst es
auch; letzte'Nahrung des Thiers aber ist das Blut oder was dessen
Stelle vertritt; dessen Gefässe sind die Adern, daher das Herz
auch deren Anfang ist. Das ist klar aus der Anschauung und
aus Sectionen. Wenn es aber zwar der Möglichkeit nach schon
Thier, doch noch unvollendet ist, so muss. es nothwendig anderswoher
seine Nahrung nehmen. Daher bedient- es sich des Uterus
und der Mutter, welcher derselbe angehört, wie die Pflanze der
Erde, zu seiner Ernährung, bis es so weit gelangte, der Möglichkeit
nach schon ein schreitendes Thier zu sein. ^
83. Die Adern haften wie die Wurzeln am Ui^erus, aus welchem
der Embryo seine Nahrung nimmt.
84. Wachsthum erlangt der Embryo durch den Nabel, so wie
die Pflanzen durch die Wurzeln, und nachdem die Thiere sich
ablösten, durch die in ihnen selbst befindliche Nahrung.
85. Die Embryonen der Lebendiggebähren den haben ihr
Wachsthum, wie früher gesagt, durch die Verwachsung des Nabels.
Denn da die ernährende Kraft der Seele auch den Thieren
beiwohnt, so senden sie den Nabel wie eine Wurzel gradezu in
den Uterus.
86. Da die Thiere Nahrung von aussen einnehmen müssen,
und aus dieser die letzte Nahrung werden muss, die dann an die
82) De generat. animal. II, cap. 4. pag. 470 a.
83) Ibid. II, cap. 1. pag. 740 a.
84) Ibid. II, cap. 4. pag. 740 b.
85) Ibid. II, cap. 7. pag. 745 b.
86) De partib. animal. IV, cap. 4. pag. 678 a.
I