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48 B u c h 1. Kap. 2. §. 8.
vierte Einmal der Luft, das andere mal des Aetliers unendliche
Höhe genannt wird. Nur schade, dass mit dieser Stelle eine andere
des Aristoteles in Widerspruch steht. Auch dieser berichtet
und bekämpft dieselbe Lehre des Empedokles, doch mit dem
Unterschiede, dass er nicht Erde und Luft, sondern Erde und
F e u e r als die empedokleischen Bestandtheile der Pflanzen ano
iebt. Einer der beiden gleich zuverlässigen Berichterstatter muss
sich in diesem Fall, die Richtigkeit der Lesarten vorausgesetzt,
o-eirrt haben. Vermuthlich Aristoteles; doch über allen Zweifel
lässt sich die Vermuthung nicht erheben.
Ich muss hier gleich noch einen dritten Hauptpunkt empedokleischer
Lehre einführen, weil Einer auf den andern einiges
Licht zu werfen scheint. Nicht allein Menschen und Thiere, wie
sich aus mehrern seiner Fragmente und zahllosen spätem Berichten
ei'giebt, sondern, was sich fast von selbst versteht, und Eins der
Fragmente ausdrücldich bestätigt, auch Pflanzen, also sämmthche
Organismen, Hess Empedokles nicht auf Einen Schlag entstehen
und dann allmälig sich weiter entwickeln, sondern einzelne Gliedmaassen
derselben sollten jedes für sich entstanden und durch den
Hader so lange getrennt erhalten sein, bis es endlich der Liebe
sie zu verbinden gelang. Eine seiner Beschreibungen des Umhertreibens
der noch vereinzelten Ghedmaassen schHesst Empedokles
mit den Worten:
225. So wiederfährt es den Stauden und wasserbewohnender
Fischbrut,
So bergfreudigem Wild und befiederten Luftdurchseglern.
Der Vollständigkeit wegen setze ich noch eine Stelle des Pseudo-
Plutarchos 2) hierher, die dasselbe bestätigt und in etwas dunklen
Worten weiter entwickelt. „Empedokles (sagte), die erste Erzeugung
der Thiere und Pflanzen wäre keineswegs eine vollständige
gewesen, sondern eine in nicht verwachsene Glieder getrennte;
die zweite nach Art von Bildern, mit verwachsenen Gliedern; die
1) Ar i St. de anima II, cap. i. pag. 415 b.
2) Plutarch, l. c. V, cap. 19.
B u ch I. Kap. 2. §. 8. 4 9
dritte mit aus einander hervorgewachsenen Gliedern; die vierte
nicht mehr aus gleichen (aus elementaren) Theilen, wie Erde und
Wasser, sondern aus einander, indem bei Einigen die reichliche
Nahrung, bei Andern die Schönheit der Weibchen den Eeiz der
Besamung hervorbringe."
Endlich gehört hierher noch folgende Stelle bei demselben
Schriftstellerl): „(die Pflanzen) wüchsen von der in der Erde
vertheilten Wärme, als Avären sie Theile der Erde, gleich wie die
Embyronen im Mutterleibe Theile der Mutter wären. Die Früchte
aber wären der Ueberschuss des in den Pflanzen enthaltenen Wassers
und Feuers."
Gehen wir nun auf die erste Entstehung der Pflanzen zurück,
so hörten wir, dass sie ghedweise erfolgt sein soll. Als Glieder
nannte Theophrastos die Wurzeln und die Zweige, zu denen Pseudo
Plutarchos als einen Ueberschuss der Nahrung, also gewiss als
die letzten, noch die Früchte hinzufügt. Die Verschiedenheit der
GHeder sollte nach TheOphrastos und Aristoteles offenbar auf verschiedener
elementarer Mischung beruhen. Ich sage Mischung;
denn zu streng müssen wir den Anspruch, die Wurzeln wären
aus diesem, die Zweige aus jenem Element erzeugt, nicht nehmen;
ganz ohne Antheil an allen vier Wurzeln der Dinge, und an beiden
Grundkräften der Liebe wie des Haders dachte sich Empedokles
nichts auf der Erde, nur vom Vorwalten eines einzelnen
Bestandtheils sind jene Aussprüche zu verstehen. Dass die unterirdischen
Wurzeln hauptsächhch aus Erde, die in freier Luft
befindlichen Zweige hauptsächlich aus Luft bestehen sollten, lag
bei jenen Grundannahmen sehr nahe. Wärme, also Feuer, sollten
die Pflanzen nur mittelbar durch die Erde empfangen, und dessen
Ueberschuss sollte sich zur Frucht gestalten. Schon hierin scheint
sich die Eichtigkeit des theophrastischen Ausspruchs, wie auch die
Quelle des aristotelischen Missgriffs zu verrathen.
Wir gehen weiter. Aus anderen Zeugnissen, die man bei
1) Flut. l. c. V, cap. 26. gleich hinter den schon angeführten Worten.
M e y e r , Gesch. d. Botanik. 1. 4
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