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324 Buch III. Kap. 7. §. 46.
Endlich citirt noch der Grammatiker Fxilgentius i) aus dem
Anfange des G.Jahrhunderts des Juba Phys iologi mit folgenden
AVorten: „Concha etiam marina fingitur portari, quod hujus
generis animal toto corpore simul aperto in coitu rnisceatur, sicut
J u b a in Phys iologi s refert." Und auf diese Schrift möchte
Niclas die Stelle der Geoponika 2) beziehen, worin es heisst: „Juba
der König von Libyen sagt, man müsse die Bienen in hölzernen
Kasten haken." Vorausgesetzt, dass er, wie Sevin meint, in dieser
Schrift die Natur und Eigenschaften verschiedener Thiere untersucht
hätte, könnte auch Plinius ^) manches daraus entlehnt haben.
Erstreckte sie sich auch vermuthlich nicht auf das Pflanzenreich,
so bezeugt sie wenigstens wie die vorige des Königs Neigung zur
Naturwissenschaft überhaupt.
Siebtes Kapitel.
Nikolaos Damaskenos, der einzige phytopliysiologisclie
Schriftsteller des Zeitalters.
§. 46.
G e s c h i c h t e seiner Schrift.
Fast alle Ausgaben des Aristoteles bis auf die neueste herab
enthalten zwei ihm zugeschriebene Bücher von den Pflanzen,
obgleich schon Julius Cäsar Scaliger in seinem weitläuftigen Commentar
dazu mit schlagenden Gründen und beissendem Witz
ihre Unächtheit erwies. Ganz in seinem Sinn sagt auch Spren-
1) Fulgent, mythologic. II,
2) Geopon. XV, cap. 2 sect. 21, und dazu die Note von Niclas.
3) Unterandern Plin, VIII, cap, 3 sect. 4 und cap. 5 sect, 5 vom Elephanten;
VIII, cap, 30 sect. 46 von der Crotula, dem vermeinten Bastard der
Hyäne und der Löwin; X, cap. 44 sect. 61 von den Vögeln des Diomedes.
4) Jul Ii Caesaris Scaligeri in libros de plantis Aristoteli inscriptos comvientarii,,
abstrusiore tum Graecorum tum Latinorum doctrina, quod et- index ad calcem
additus demonstrate referti. Lugduni 1566, folio.
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B u c h i l i . Kap, 7. §.46. 325
geP) von ihnen: ,,Sie können unmöglich den grossen Philosophen
zum Verfasser haben, da der gänzliche Mangel an Plan und Ordnung,
die ungemein schlechte Schreibart, die Menge wirklicher
Abgeschmacktheiten und Widersprüche nur zu deuthch einen sehr
späten Schriftsteller, wahrscheinlich aus der Zeit des sinkenden
morgenländischen Kaiserthums verrathen."
NurEins übersah man: dass die Vorrede den vermeinten griechischen
Text ganz offen als eine Rückübersetzung aus dem Lateinischen
ankündigt. Diese Schrift des Stagiriten, sagt der griechische Uebersetzer,
sei im Original verloren gegangen, wäre aber aus dem Griechischen
in die Sprache der Italer, aus dieser in die der Araber, ferner
in die derltaler, und aus ihr von ihm wieder ins Griechische übersetzt.
Das hielt man für blosse Erfindung des unbekannten Verfassers.
Glücklicher Weise gelang mir aber, nicht allein die volle Wahrheit
jener Aussage bis auf ein kleines Versehen, was sich darin eingeschlichen
hat, nachzuweisen, sondern auch den wirklichen Verfasser
des griechischen Originals zu ermitteln. Wo die Sprache der
I t a l e r zum ersten mal genannt wird, muss ohne Zweifel die der
J u d ä e r gelesen, und darunter das S y r i s c h e verstanden werden.
Alles übrige ist richtig. Ausführlich habe ich darüber in der Vorrede
zu meiner Ausgabe der lateinischen Uebersetzung des Nikolaos
Damaskenos von den Pflanzen gehandelt. Jetzt kann ich
mich kürzer fassen, und werde nur bei ein paar Punkten, die
noch der Berichtigung bedürfen, verweilen.
Bekannt, wiewohl auch unbeachtet geblieben, war eine alte
barbarisch-lateinische Uebersetzung der beiden Bücher von den
Pflanzen, sehr verschieden von der, welche man gewöhnlich in den
lateinischen Ausgaben des Aristoteles flúdet, und welche eine neue
Rückübersetzung aus der griechischen Rückübersetzung ist. Dieselbe
war sogar schon gedruckt in einer seltenen lateinischen Ausgabe
des Aristoteles, die 1496 zu Venedig per Gregorium de Gre-
1) Sprengel Geschichte der Botanik I, S, 46.
2) Ni colai D amasceni de plantis lihri duo Aristoteli vidgo adscripti. Ex
Isaac i Ben Honain versione Arahica Latine vertit Alfredus. Ad codd, mscr,
Jidem, addito apparatu critico recensuit E. II. F. Meyer. Lipsiae 1841. 8.
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