146 B u c h IL Kap. 2. §. 17. B u c h II. Kap. 2. §. 17. 147
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So weit Aristoteles. Ein Resüme seiner Pflanzenlehre scheint
mir für den, welcher die Stellen in dieser Anordnung aufmerksam
gelesen hat, überflüssig. Wer will, findet es in den oben angeführten
Schriften von Biese von Henschel und von Wimmer.
Wir wenden uns sogleich zu Theophrastos, und beginnen
auch bei ihm mit einem Abriss seines Lebens.
Zweites Kapite .
Tlieoplirastos P]resios.
§. 17.
D e s s e n L eb en
Geboren ward er höchst wahrscheinlich im Jahre 371 v. Chr. -)
zu Er es OS oder Eressos auf der Insel Lesbos, wo sein Vater
Walker nnd ohne Zweifel ein begüterter Mann war. Denn von
früh anf widmete sich der Sohn dem Studinm der Philosophie und
Naturwissenschaft, welches ihm wenigstens nichts eingebracht zu
J) Vornehmlich folge ich hier H a r l e s in seiner Ausgabe Non' Fabric ii
bibliotheca Graeca I I I , pag, 408 sqq., und citire die dort citirten Beweisstellen
hier nicht noch einmal.
2) Sicher ist sein Todesjahr 386 v. Chr., und nach Diogenes Laertios
starb er in seinem 85sten Jahr, womit sich auch die mqisten sonstigen Nachrichten
über ihn recht gut vereinigen lassen; nur zwei nicht. In der Vorrede
zu seinen Charakteren lesen wir, wie aus seiner eigenen Feder, er sei,
indem er dieses schreibe, 99 Jahr alt; und der heilige Hieronymos lässt ihn
ein Alter von 107 Jahren erreichen. Nach Einigen ist aber in jener Stelle
79 statt 99 zu lesen; Andere halten die Stelle für eine zufällig in den Text
gekommene Randglosse; noch Andere, zu denen sich Harles neigt, halten
sogar die ganze Vorrede für untergeschoben , und sprechen dem Zeugniss
des Hieronymos alles G-ewicht ab. Mir genügt zu bemerken, dass Theophrastos,
wenn Hieronymos Recht hätte, sieben Jahr älter als sein Lehrer Aristoteles
gewesen sein müsste, was sich, wie das Folgende zeigen wird, gar
nicht denken lässt. Nach unserer Rechnung war er fünfzehn Jahr jünger,
sla jener.
aaben scheint, lebte stets mit einem gewissen Auf\A^ande, ward als
freigebig gerühmt, und hinterliess gleichwohl ein ansehnliches
Vermögen.
Zuerst besuchte er die Schule eines Philosophen seiner Vaterstadt,
nach dem gewöhnlichen Text des Diogenes Laertios die
des Leukippos, nach einer andern, wie es scheint, richtigen liesart,
die des sonst nicht weiter bekannten Alkippos. Doch schon
früh begab er sich nach Athen zu Piaton, und wandte sich nach
dessen Tode (347 v. Chr.) nach unsrer Rechnung im sechs und
zwanzigsten Jahre seines Lebens zu Aristoteles. Wir sahen, dass
Aristoteles um dieselbe Zeit oder kurz darauf Athen verliess nnd
nach Atarneus oder Astos ging, dass er sich nach seiner Flucht von
dort bis zu seiner Berufung zu Philippos in Mitylene aufhielt,
sehr nahe bei Eresos, der Vaterstadt des Theophrastos: leicht
inöglich, obgleich Zeumisse darüber fehlen,O ^ ^ o dass dieser ihm dorthin
gefolgt war. Zu Stageira, wo er vermuthlich zugleich mit dem
jungen Alexandros die Vorträge des Aristoteles hörte, besass er
sogar ein eigenes Grundstück, wie sich aus seinem bei Diogenes
Laertios uns aufbewahrten Testament ergiebt. Wer kann sagen,
welche Wirkung beides auf des Theophrastos Verhältniss zu Aristoteles,
und dadurch auf die ganze Richtung seines Lebens, auf
die ganze Gestaltung der Botanik durch ihn unter aristotelischem
EinÜuss ausübte? Doch wie dem sei, einmal verbunden mit Aristoteles,
trennte er sich nicht wieder von ihm, bis dieser (322) von
Athen nach Chalkis auswanderte und bald darauf sein Ende fand.
Durchs ganze Alterthum zieht sich die Sage, ursprünglich
hätte er T y r t amos geheissen, erst Aristoteles hätte ihn anfangs
E u p h r a s t o s , den Wohlredenden, später Theophrastos, den
Göttlichredenden, genannt; sicher eine Fabel, da der Name Theophrastos
unter den Griechen gar nicht ungewöhnlich, solche Namensänderungen
hingegen damals unerhört waren, und Schmeichelei
nicht im Charakter des ernsten Stageiriten lag: dass sie aber erfunden
ward und Glauben fand, ist ein Beweis nicht allein der
hohen Wohlredenheit des Schülers, sondern auch der Gunst, worin
er bei seinem Meister stand. Doch es giebt stärkere Beweise
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