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314 B u c h III. Kap. 6. §.44. B u c h III. Kap. 6. §. 44. 315
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im Pontos vermuthlich im «Tahr 66 v. Chr. geboren, aus einer
vornehmen ohne Zweifel begüterten Familie halb griechischer halb
kleinasiatischer Abkunft. Grammatik und Khetorik studirte er anfangs
bei dem Peripatetiker Tjranni o in Amisos, dann bei
A r i s t o d e m o s in Nysa. Von dort wandte er sich nach Seleukia,
um bei X en a r c h o s aristotelische Philosophie zu studiren. Gleichwohl
ergiebt sich aus zahlreichen Stellen seines Werks, dass er
sich nicht zu den Peripatetikern sondern zu den Stoikern rechnete.
Grosse Eeisen vollendeten seine Bildung. Er selbst rühmt sich
von Armenien aus westhch bis nach Hetrurien, Sardinien gegenüber,
und vom schwarzen Meer aus südlich bis nach Ober-Aegypten
gekommen zu sein. An öiFentlicheu Geschäften scheint er sich
nicht betheiligt, sondern sein Leben ganz der Wissenschaft gewidmet
zu haben. Nach einem historischen Werk von drei und
vierzig Büchern, welches wir nicht mehr besitzen, und welches
schon Suidas i) nicht mehr kannte, der nur von seiner Geographie
in 17 Büchern spricht, schrieb er seine bis auf wenige Lücken
noch vorhandene Geographie in siebzehn Büchern, und beendigte
sie vermuthlich kurz vor seinem im Jahr 24 n. Chr. oder im 90.
seines Alters erfolgten Tode 2).
Zu den Gegenständen, welche der Geograph behandeln soll,
gen Kritiker der Arbeiten seiner Vorgänger, wiewohl auch seine Arbeit im
Einzelnen der Kritik manche Blossen giebt. So sagt er, der ähnliche Verstösse
Anderer so scharf rügt, unterandern §. 4: „In Bnch X I I , Seite 516
meldet Strabon, dass die Stadt Kyzikus noch frei und selbstständig sei. Da
nun Kyzikus im Jahr 778, '¿5 J. nach Chr. ihre Freiheit verlor und den Römern
unterthänig wurde (Tacit. annaJ. IV, c. 36), so war Strabon in jenem
Jahre bereits verstorben." Folgt das? Konnte Strabon, nachdem er jene
Worte geschrieben, nicht noch sehr alt werden? Doch ich sagte das nur, weil
der alte Rector gegen ähnliche Missgriffe Anderer so streng ist. In der Sache
hat er aus andern Gründen recht.
1) Suidas sub voce Ziqäßtov. Derselbe Artikel wiederholt sich bei ihm
unter dem offenbar verdorbenen Namen Zr^chcoy.
2) Die Gründe dieser Zeitbestimmung werde ich in einer Anmerkung
zum folgenden §. erörtern.
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rechnet Strabon selbst^) auch die Erzeugnisse der Erde wie des
Meers an Thieren und Pflanzen und andern nützlichen oder schädlichen
Dingen. Dieser Aufgabe, meint Groskurd 2), hätte Strabon
nicht, wie er sollte, genügt. Mir scheint dagegen der botanische
Gehalt seiner Geographie höchst bedeutend, nur von den Neuem
nicht genug beachtet. Ich überzeugte mich, nachdem ich ihn mit
Rücksicht auf seine botanischen Nachrichten gelesen, dass dieselben
eine besondere Zusammenstellung, gründliche Erörterung
und Vergleichung mit den Beobachtungen der Neuern verdienten,
dass aber hier in der Geschichte der Botanik der Raum dazu
fehle. Ich Hess ein besonderes Büchlein darüber erscheinen,
von dessen Einzelnheiten ich hier nichts wiederhole. Im Allgemeinen
geht daraus hervor, dass die Nachrichten über die vegetabilischen
Erzeugnisse verschiedener Länder bei Strabon nicht wie bei vielen
neuern Compendienschreibern einen stehenden Artikel bilden, der
überall gleichen Zuschnitt und ungefähr gleiche Breite hat; sondern
dass sie bald reicher bald dürftiger sind, zuw^eilen ganz ausfallen,
je nachdem seine Quellen ihm mehr oder weniger oder gar
nichts darboten; dass sie aber auch nicht selten, ganz im Sinn
unserer neueren Pflanzengeographie, Yegetationsgrenzen bedeutender
Culturpflanzen und Waldbäume bezeichnen, und das Aufhören
derselben jenseits dieser Grenzen besonders hervorheben.
Aehnliches konnte ich früher von Theophrastos rühmen. Nach
diesen beiden bis auf die neuere Zeit, in welcher sich die Pflanzengeographie
zu einem besondern kräftig treibenden Zweige der
Wissenschaft ausbildete, wüsste ich niemand, der die Vegetation
von dieser Seite der Betrachtung werth gefunden hätte. Freilich
w a r S t r a b o n s elb st offenbar k e i n Pf 1 a n z e n k e n n e r ; das zeigt
unterandern schon seine Vergleichung zweier iberischer Bäume,
die er nicht gesehen, mit einem ägyptischen Baum und einem
kappadokischen Strauch, die er gesehen, aber so gänzlich úngela
Sir ab. /, cap. 1 8 paf f . 8 edit. Casaiih.
2) Str ab ons Erdbesch-, übers, von Groskurd Band /, pag. XXXVIII.
3) Versuch botanischer Erläuterungen zu Strabon und einem Fragment des Dikäarchos.
Königsberg. 1852. 8.
ÍV.
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