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B u c h III. Kap. 6. §. 43.
höher hinaufrücken; denn Heraldides Lembos lebte nach Saidas
unter Ptolemäos VI. Philometor, der von 181 bis 146 v. Chr. regierte.
Seine zu Photios Zeit no-ch vorhandenen zehn Bücher
a s i a t i s c h e r , und vierzig Bücher europäischer Dinge (ich
weiss nicht, ob Geschichte oder, wie H e y n e 2) meint, Grcographie)
gingen verloren. Aus seinen fünf Büchern vom rothenMeer
besitzen wir noch die Auszüge des Photios, mit denen das, was
Diodoros der Sikelier der sie benutzte, von denselben Gegenden
erzählt, oft wörtlich übereinstimmt, wiewohl es mit Fabeln, die bei
Photios fehlen, durchwebt ist. Mehr scheint Agatharchides nicht
geschrieben zu haben, denn nach Photios bekannte er sich selbst
am Schluss des letzt genannten Werkes nur zu jenem, und versicherte,
hinfort nicht mehr schreiben zu wollen. Gleichwohl nennt
Photios, ohne sie gesehen zu haben, noch mehrere Schriften, die
man zu seiner Zeit dem Agatharchides beilegte.
Seine B e s chr e ibun g des rothen Meers schöpfte Agatharchides,
wie er selbst andeutet, vornehmlich aus den Berichten
der Kaufleute und Jäger, welche auf Anlass der ägyptischen Könige
das rothe Meer befuhren. Jene verfolgten die Küsten bis
zu den Aduliten im Süden Arabiens, welche ihrerseits bis nach
Indien handelten. Diese betrieben an der afrikanischen Küste jene
grossen Elephantenjagden im Auftrage der Könige, die wir uns
als wahre Entdeckungs-Expeditionen bis tief ins Innere des Landes,
ja als Kriegszüge gegen Menschen und Thiere zugleich vorzustellen
haben. Schlechte Zeugen waren das nicht, und sind auch
einige der Nachrichten des Agatharchides unverkennbar fabelhaft,
so bestätigten doch neuere Reisende in jenen Gegenden viele derselben,
die man vordem gleichfalls zu den Fabeln rechnete. Im
Alterthum stand er durchaus im Rufe der Glaubwürdigkeit, und
nicht allein Diodoros der Sikelier, der es freilich mit seinen Quellen
nicht gar genau nimmt, sondern auch der gewissenhafte streng
1) Suidas voce '"l-lQaxlEiSrig O'^vovyx^'^^^i I-s ^ pag,879 edit Bernhard^,
2) Heyne de fontihus kistoriarum Diodori Siculi^ vor der Zweibrücker
Ausgabe des Diodoros 7, pag. LXIIl^ not. 4.
3) Diodor, Siciil, ZZ7, cap, 12—37,
B u c h IL Kap. 6. §.44. 313
kritische Strabon schöpften ihre Nachrichten von der Umgebung
des rothen Meers fast ganz und oft wörtlich aus ihm.
Für den Botaniker sind besonders seine Nachrichten über die
Gewürze und Eäucherwerke des glücklichen Arabiens und des
Gewürzlandes (jetzt des Landes der Somaulis) und über die essbaren
Pflanzen um Meroe bemerkenswerth; ich wiederhole sie jedoch
hier nicht, da ich vor kurzem erst Gelegenheit hatte, diesen
Gegenstand ausführlicher, als hier gestattet wäre, in einer besondern
kleinen Schrift i) zu behandeln.
Eine neuere besondere Ausgabe der ziemlich umfang- und
sehr gehaltreichen Ueberreste des Agatharchides fehlt noch. Text
lateinische Uebersetzung und Commentar nebst Dodwells schon
genannter Dissertation nahm Hudson in den ersten Band seiner
gleichfalls schon genannten Sammlung der kleinern griechischen
Geographen von 1698 auf. Diese Ausgabe findet man gewöhnlich
citirt; nur schade, dass sie so selten ist. In Gails neuerer Sammlung
der kleinern Geographen fehlt Agatharchides. In der Ausgabe
des Photios von HöscheP), deren ich mich bediente, füllt
der Text nebst einer lateinischen Uebersetzung des Agatharchides
pag. 1321 bis 1380. Die neueste und beste Ausgabe des Photios
von. Bekker enthält ausser dem Text nur einen kritischen Apparat.
§. 44.
S t r a b o n .
Noch gehaltreicher, auch an botanischen Mittheilungen ist
S t r a b o n , dessen Geographie sich in grosser Ausführlichkeit über
die ganze damals bekannte Erde erstreckt4). Er war zuAmasea
1) Meyer botanische Erläuterungen zu Strabon und einem Fragment des Dikäarchos.
'Königsberg. 1852. 8. — Alles botanisch Bemerkenswerthe des Agatharchides
findet sich darin bei den Parallelstellen Strabons.
2) Photii myriohihlon sive bibliotheca etc. Graece edid. David Hoeschelius,
Latine reddidit et scholiis auxit Andr. Schot Ins. Bothomagi. 1653. fol.
3) Photii hibliotheca. Ex recens. Imm. Bekkeri. Berol. 1821. 2 voll. 4.
4) Die folgenden kurzen biographischen Angaben entlehnte ich von
G r o s k u r d , dem gründlichen Kenner und Uebersetzer Strabons und stren-
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