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136 Buch II. Kap. 1. §. 16.
zeichnet^): . . . . — so ist klar, dass der Same von zweierlei eins
sein muss, entweder der StofF, oder das ursprünglich Bewegende,
dessen, was aus ihm entsteht. Denn es entsteht aus ihm nicht
so, wie das eine nach dem andern, wie etwa aus dem Fest der
Panathenäen das Auslaufen der Flotte, noch auch so, wie aus dem
Entgegengesetzten; denn das Entgegengesetzte entsteht, wenn das
ihm Entgegengesetzte zu Grunde geht, und etwas anderes, als in
dem^ ersten waltete, muss in dem zweiten walten. Es ist daher zu
untersuchen, als was von jenen beiden man den Samen zu nehmen
hat, ob als passive Materie, oder als active Form, oder auch als
bddes zugleich? Damit wird zugleich vielleicht klar werden, ob
die Entstehung aus Entgegengesetztem bei allem walte, was aus
Samen entsteht. Denn naturgemäss ist auch die Entstehung aus
Entgegengesetztem; denn einiges entsteht aus dem Gegensatze des
Männlichen und Weiblichen, anderes nur aus einem, wie die
Pflanzen und einige Thiere, bei denen das Männliche und Weibliche
nicht besonders unterschieden ist. BefruchtungsstofF heisst
nun der erste vom Zeugenden ausgehende Grund des Anfangs
der Erzeugung derer, die sich paaren: Same aber,, was die Anfänge
nimmt aus beiden paarig in Eins Verbundenen, wie von den
Pflanzen und einigen Thieren, bei denen das Weibliche und
Männliche nicht geschieden sind. Was also aus dem Weiblichen
und Männlichen entsteht, ist die erste Mischung wie die Leibesfrucht
oder das Ei; denn auch diese haben schon etwas von beiden.
126. Bei welchen Lebendigen das Weibliche und das Männliche
nicht geschieden sind, denen ist der Same statt der Leibesfrucht.
Leibesfrucht nenne ich aber die erste Mischung aus dem
Weiblichen und dem MännHchen. Daher entsteht auch aus Einem
Samen Ein Körper, z. B. aus Einem Weizenkorn Eine Staude,
wie aus Einem Ei Ein Thier; denn die Zwillingseier sind zwei
Eier. Bei welchen Zeugenden aber das Weibliche und das Männa)
Auch dieser von mir schon etwas abgekürzte Vordersatz, den Wimmer
ganz auslässt, schien mir des Folgenden wegen unerlässlich.
J2Ü) De cjemrat, aninial I, cap. 20. pag. 728 a.l
B u c h IL Kap. 2. §. 8. 137
liehe geschieden sind, bei diesen können aus einem Samen viele
Thiere entstehen, indem der Same bei den Pflanzen und bei den
Thieren seiner Natur nach verschieden ist.
127. Die Windeier bilden sich aus, so weit sie können. Zum
Thier vollendet werden können sie nicht, denn dieses bedarf der
Empfindung; aber die ernährende Kraft der Seele besitzen auch
die Weibchen und die Männchen und alle Lebendigen, nach dem,
was öfter gesagt ist. Daher ist das Ei, als sein (des Weibchens)
eigenes, wie die Leibesfrucht einer Pflanze, vollendet, aber als
Thierei unvollendet. Ist nun das Männliche nicht in der Erzeugung
derselben, so entstehen sie etwa so wie bei den Fischen,
'alls es eine Gattung derselben giebt, die ohne Männchen erzeugen.
Darüber ist aber schon früher gesagt, dass es noch nicht hinreichend
beobachtet ist. Nun ist aber bei allen Vögeln das
Weibliche und das Männliche, so dass sie als Pflanze wohl etwas
vollenden können, — weshalb es sich nach der Begattung nicht
sofort verändert, — als nicht Pflanze es aber nicht vollenden
können, so dass daraus kein Anderes entsteht; denn es entstand
weder einfach als Pflanze, noch als Thier aus der Paarung.
128. Es ist zu entscheiden, ob das, was sich im Weibchen
verbindet, von dem Eindringenden etwas in sich aufnimmt, oder
nicht? und in Hinsicht der Seele, vermöge welcher es Thier
genannt wird, — es ist aber Thier kraft des empfindenden Theils
der Seele, — ob sie (schon) im Samen und in der Leibesfrucht
walte, oder nicht, und woher sie sei? Denn niemand möchte
wohl behaupten, _ dass die Leibesfrucht auf jede Weise der Seele
ermangele. Denn die Samen und Leibesfrüchte der Thiere leben
nicht minder als die der Pflanzen, und sind bis zu einem gewissen
Punkt productiv; dass sie also die ernährende Seele
haben, ist offenbar. . . . So ist denn klar, dass man den trennbaren
Samen und Leibesfrüchten der Möglichkeit nach die
ernährende Seele zuschreiben muss, der Wirklichkeit nach aber
127) De generate animal. III, cap. 7. pag. 757 h.
128). Ibid. II, cap. 3. pag. 736 a. h.
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