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12 B u c h I. Kap. 1. §. 3.
seinem (rescliäft gesessen. Darauf hatte er nach seiner Gewohnheit
gebadet und gespeist, ohne sich zu erbrechen. Er hätte aber
ein Vorsichtsmittel angewandt, hätte nach der siebenten Portion
Bimstein mit scharfem Essig, darauf nochmals mit Wein getrunken.''
Diese Proben dürften hinreichen, das von Sprengel überschätzte
GcAvicht der Rliizotomen auf das rechte Maass zurückzuführen.
Indesa mag es auch unter ihnen bessere gegeben haben,
wie denn Theophrastos i) z. B. den Alexias , einen Schüler des
vorgenannten Thrasias, nicht allein als erfahrenen und geschickten
Pharmakopolen, sondern zugleich als Meister in jedem Theil der
Arzneikunst rühmt.
Ueberhaupt wissen wir gar nicht, wie weit sich die damaligen
Aerzte der Khizotomen oder Pharmakopolen zu bedienen, oder
selbst ßhizotomie und Pharmakopolie zu treiben pflegten. „Die
Schriften des Hippokrates , der zuerst treffliche medicinische
Vorschriften gab, sagt Plinius^), finden wir angefüllt mit Erwähnung
Yon Pflanzen; nicht minder die des Diokles Carys
t i o s , des zweiten dem Alter und dem Ruhme nach; desgleichen
des Praxagoras und Chrysippos und dann des Erasistrat
o s . " Ihnen allen scheint also Plinius wenigstens botanische
Kenntnisse zuzuschreiben. Untersuchen wir aber die unzweifelhaft
ä c h t e n Schriften des Hippokrates, und diejenigen der ihm
gewöhnlich zugeschriebenen, welche äl ter als er selbst zu sein
scheinen so finden wir darin zwar allerlei Pflanzen als Heilmittel
empfohlen, doch von eigener Pflanzenkenntniss der Verfasser
keine Spur. In der einzigen pseudo-hippokratischen
Schrift von den Wunden {yrsgl ¡-Xxk'jv) welche Petersen 5)
1) TheopJir. l. c. cap. 16. sect. 8.
2) Fl in. hist. nat. XXVI, cap. 2.
3) Vergl. Petersen, Hippocratis nomine quae circumferuntur scripta ad temporum
rationes disposita. Pars I, — im Index scholanm gymnadi Haniburgensis.
Hamburgi, 1839. 4., eine für Chronologie wichtige, doch wegen der vielen
gewagten Hypothesen mit Vorsicht zu benutzende Arbeit, auf die ich noch
oft verweisen werde.
•4) Hippocratis opera, edid. Kühn torn. III, pag. 307 sqq.
5) Petersen l. c. pag. 50.
B u c h I. Kap. 1. §. 3. 13
um das Jahr 370 v. Chr. setzt, kommen unter vielen bloss namhaft
gemachten Arzneipflanzen auch einige mit kurzen beschreib'endL
Phrasen, und dann wohl gar ohne Namen vor i) ; em
Beweis, dass der Verfasser sich selbst mit Botanik beschäftigt,
und sogar mit noch namenlosen Pflanzen experimentirt hatte. Wie
er beobachtet, lässt sich freilich nicht beurtheilen, da an ein
Wiedererkennen seiner Pflanzen nach seinen kurzen Beschreibungen
nicht zu denken ist.
Von Diokles , der zu K a r j s t o s auf der Insel Euböa geboren,
doch zu Athen gelebt zu haben scheint, und den Galenos3)
wenig jünger als Hippokrates nennt, weshalb ich ihn
jedenfalls für älter als Aristoteles halte , wissen wir sogar, dass
er unter vielen medicinischen und diätetischen Werken auch ein
Khi z o t o mik o n 5) hinterlassen.
Dem P r axagor a s , der nach Diokles lebte«), soll Sprengel
in seiner Geschichte der Medicin mit Unrecht eine Schrift von
den Pflanzen zugeschrieben haben, wie Kühn t) behauptet.
Das könnte nur in der zweiten Auflage geschehen sein, die mir
1) Gesammelt in Hall er i hiblioth. botan. 1, pag. 26.
2) „Diocles ' sectator Hippocratis, quem Atheniens es juniorem Ilippocratem vocarunt
etc." The od. Pr i sei an, in Medici antiqui pag. 315b. oder, wie er auch
genannt wird, Od av. Ho rati anus, im Experimentar ius medicinae. Argentoral.
1544, pag. 103.
3) Gale n. opera,, edid. Kühn tom. II, pag. 905.
4) So urtheilte auch Sprengel schon in der ersten Ausgabe der Gesch.
d. Med. von 1792 und in allen folgenden. Gleichwohl macht er ihn m der
Gesch. d. B. S. 101 zum Alexandriner der Ptolemäer-Zeit, vermuthlich verleitet
durch Fabricius, der sich durch einen dem Diokles untergeschobenen
Brief irre führen Hess. Auch P e t e r s e n setzt ihn a. a. O. pag. 51 gewiss
zu spät um das Jahr 3i0 v. Chr., zehn Jahr später als Aristoteles, nachdem
er pag. 29 ganz richtig gesagt, de Dioclis aetate accuratius traditum non invenio,
quam quod non diu post Ilippocratem, ante Praxagoram Athenis floruisse dicitur.
5) Schol. in Nicanari iheriaca advers. 647, pag. 97 edit. Schneider.
•6) Gels i de medic. I, praefat:; nach. Kühn (Opuscula académica II, pag. 88),
aber ohne Angabe der Quelle, um die 109. Olympiade, d. h. um 343 v. Chr.
7) Kühn l. c. pag. 148, wo Sprengel pag. 484 citirt wird.
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