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5(3 B u c h L Kap. 2. §. 8.
eine das Männchen, die andere das Weibchen zu nennen pflegten,
und zwar so, dass die stärkere, rauhere, blattreichere Pflanze als
männlich, die schwächere, glättere, fruchtreichere als weiblich galt;
eine Vorstellung, die sich auch der Botaniker bemächtigte, und
bis kurz vor Linue's Zeit erhielt, ja von der sich noch jetzt Spuren
finden in den Namen Cornus mascula, Polystichum Filix mag,
Asplenium Filix femina u. a. m. Was aber den wahren Plutarchos,
oder wen sonst unser Pseudo-Plutarchos .excerpirte, veranlasst
haben könnte, eine Meinung, die jeder griechische Bauer theilte,
aus dem Empedokles zu notiren, verstehe ich nicht; noch weniger,
wie sie sich mit der einer Vereinigung der Geschlechter, die Aristoteles
doch dem Empedokles zuzuschreiben scheint, verträgt.
Aus derselben unlautern Quelle des Pseudo - Plutarchos habe
ich jetzt noch einiges anzuführen, wobei uns Nikolaos, dem wir
bis hierher folgten, verlässt. Zuvörderst erinnere ich nochmals an
die schon vorgekommenen W^orte: ,,die Pflanzen wüchsen von der
in der Erde vertheilten Wärme, als wären sie Theile der Erde,
gleich wie die Embryonen im Mutterleibe Theile der Mutter."
Das kann Avohl nichts anderes bedeuten, als d e n P f l a n z e n fehle
d i e den Thieren zukommende eig e n t h üml i che (organische)
W ä r m e . Und ist das richtig, so scheint weiter daraus zu folgen,
die später so behebte Eintheilung der Pflanzen in warme und
k a l t e sei dem Empedokles noch fremd gewesen, obgleich schon
bei Anaximandros Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit
eine grosse Rolle spielten.
lieber die imme rgrüne n Pflanzen lässt Pseudo-Plutarchos
an demselben Ort den Empedokles sagen: ,,die Pflanzen, die so
arm an Feuchtigkeit, dass dieselbe im Sommer austrockne, verlören,
die vollsaftigen behielten ihr Laub, wie der Lorbeer, der Oelbaum
und die Palme," Ganz anders berichtet der wahre Plutarchos
' ) : „Einige meinen, wegen Gleichartigkeit der Mischung daure
das Blatt aus. Empedokles aber führte ausserdem noch eine gewisse
Symmetrie der Poren als Grund an, welche regelmässig durch-
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Hessen, so dass hinreichender Zufluss wäre." Und das ist eine
nicht unerhebliche Ergänzung des vorigen Berichts. Poren und
ihnen entsprechende Aus - und Einströmungen spielen in der ganzen
Physik und Physiologie des Empedokles eine grosse Rolle;
allem, sogar den Elementen schrieb er Poren und Strömungen zu,
vermöge deren sie sich mischten.
117. ... Jeglichem sind Ausströmungen, was da geworden.
Daraus erklärte er die Anziehung des Magnets, den Ernährungsprocess,
die sinnlichen Wahrnehmungen und vieles änderet)- Doch
Hess er beim E r n ä h r u n g spro ce ss offenbar auch die Gähr
u n g mitwirken, wie folgender Vers bezeugt, das einzige, was ich
darüber beibringen kann.
290. Wein ist unter der Rind' im Holze gegorenes Wasser.
Wie es aber zugeht, dass verschiedene Weinstöcke, obschon
mit denselben Organen versehen, doch verschiedenen Wein liefern,
darüber giebt uns Pseudo-Plutarchos die Meinung des Empedokles
in so verdorbenen Worten gleich nach den eben angeführten,
dass ich statt einer Uebersetzung nur ihren muthmasslichen Sinn
wiederzugeben vermag. Wahrscheinlich wollte er den Empedokles
sagen lassen, die Verschiedenheit der Pflanzensäfte entstände aus
der Verschiedenheit entweder der sie bereitenden Organe (wobei
dann die Poren vermuthlich wieder aushelfen mussten), oder der
Nahrung, aus der sie bereitet würden. Letzteres mache den Rebensaft
zum Wein bald brauchbar bald unbrauchbar.
Das ist alles, was Sturz über die Pflanzenlehre des Empedokles
aus dem ganzen Umfange der griechischen Literatur mit unsäglichem
Fleiss zusammengebracht. Hinzuzusetzen fand ich gar
niSits, nur in der Auslegung durfte ich als Botaniker von dem
Philologen mitunter abzuweichen mir erlauben. Sprengeis 2) Angabe,
nach Empedokles diene die Wurzel den Pflanzen statt des
Mundes und Kopfes, entsprang wie so mancher seiner Irrthümer
1) Plutarch, s^m^^os. III, cap. 2.
1) Die Hauptstelle darüber hei Arist otel es de gener. et corrupt. 7, 8. pag.
:i24. sqq. Was sonst noch vorkommt, sammelte Sturz pag. 341—350.
2) Sprengel Gesch. d. Bot. I, S. 44.
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