352 Buch IV. Kap. 1. §. 51.
mehr von ihr. Vernuithlich ward sie daher, wenn sie jemals
öffentlich erschienen war, durch des Cassios Dionysios Itykäos
Bearbeitung um 88 v. Chr. ganz verdrängt; und so wollen auch
wir sie auf sich beruhen lassen.
§. 51,
D i e beiden Saserna, Vater und Sohn, und Cneus
T r e m e l l i u s Scrofa.
Von Cato's nächsten Nachfolgern unter den agronomischen
Schriftstellern, S a s e r n a dem Vater und dem Sohn, ist wenig zu
sagen. Nicht einmal ihren Geschlechtsnamen kennen wir mit
Sicherheit. Zwei Brüder Namens Saserna nennt die Geschichte
als Unterbefehlshaber in Casars afrikanischer Armee i), aber auch
ihr Geschlechtsname wird nicht angegeben. Nur auf Münzen
kommt Saserna als Beiname einiger Ho s t i l i er vor 2), eijnes der
ältesten patricischen Geschlechter, das sich in mehrere Linien
schied. Citirt werden bald beide zugleich, bald nur einer ohne
Bestimmung, ob Vater oder Sohn, von Varrò, Columella und
Plinius. Was der erste von ihnen entlehnt, gehört nicht hierher.
Columella's allgemeines Urtheil über sie, dass sie den Landbau sorgsamer
ausgebildet, als Cato, kam schon im vorigen Paragraphen vor.
Unter den von ihm angeführten Stellen darf ich nur eine nicht übergehen
3). Gewisse Fruchtarten, soll Saserna behauptet haben,
düngten uud verbesserten den Boden, andere dörreten und mergelten
ihn aus. Zu jenen gehöre die Lupine Bohne Wicke Ervilie
Linse Kicher und Erbse. Also lauter Papilionaceen, die vielleicht
dadurch wohlthätig auf das Land wirkten, dass sie die stete Folge
sogenannter Halmfrüchte (Gramineen) unterbrachen. Bei Plinius
kommen beide als Quellen im Elenchus auctorum des I. Buches
1) Hirtii de hello Africano, cap, <9, 10, 29.
2) Eine solche mit dem Namen L. Ho s t i I i u s S a s e rn a citirt B a h r bei
E c k h e l {doctrina numoruni veterum) V, pag. 226; mehrere der Art H ardu in
in seinem Elenchus auctorum zum I. Buch des Plinius, bei Patin ifamiliae Romanorum
pag. 123).
3) Columella II, cap. 13.
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Öfter, im Werke selbst nur einmal vor i), und zwar als entschiedene
Gegner der Weinzucht an niedern Stöcken, welche ihr Nachfolger
Scrofa um so eifriger vertheidigte. Alle drei erklärt Plinius bei
der Gelegenheit für die ältesten und erfahrensten Lehrer der Landwirthschaft
nach Cato.
Ich wende mich zu Scrofa. Einer Schrift desselben erwähnt
Varrò noch nicht, macht ihn aber zu einem der Interlocutoren
seines eigenen in Gesprächsform geschriebenen Werks über die
Landwirthschaft, also zu seinem Zeitgenossen, indem er selbst
neben ihm redend auftritt, und führt ihn ein mit dem vollständigen
Namen Cneus Tremellius Scrofa
Das weitläufige Geschlecht der Tremellier war ein plebejisches,
schwang sich aber früh zu höherem Ansehen auf. Den unsrigen
stellt Pighius^) beim Jahr 77 v. Chr. (nach seiner Rechnung 676,
nach Zumpt 677 n. R. E.) unter die Quaestores provinciarum,
und bei Varrò nennt er sich selbst den siebten Vir praetorius
seines Stammes. Als Cicero gegen Verres sprach, 70 v. Chr.,
war dieser Scrofa, ein Mann von strenger Rechtlichkeit und Sorgfalt,
Richter und designirter Tribunus militum für das folgende
Jahr 5). Im Jahr 50 v. Chr. finden wir ihn bei Pighius wieder
als Proprätor von Macédonien. Er war begütert in der Nähe der
Stadt, und seine Güter zeichneten sich aus durch den treiïlichen
Culturzustand'Ï), den sie seiner Kenntniss und Sorge verdankten.
Aber auch auswärts war er ein scharfer Beobachter agronomischer
Gegenstände, wie er denn von sich selbst erzählt dass er als
Führer einer Armee in Gallien agronomische Beobachtungen am
Rhein angestellt habe. Columella rühmt ausser seiner reichen
1) PI in hist, naL XVII^ init, cap. 23 sect, 35,
2) Varrò de re rusL i, cap, 2. sect, 9,
3) Pighii annales / / / , pag. 289.
•i) Varrò l. c. lly cap. 3 sect, 2.
5) C icero in Verrem / , cap, 10,
6) Pighius L c. pag. 429.
7) Varrò de re rust, cap, 2 sect, 10,
8) Ibid. cap. 7 sect. 8.
9) Columella I, cap. 1 sect, 12\ 11^ cap, 1 sect. 2.
Meyer, Gesch. d. Botanik. L 23
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