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44 Buch I. Kap. 2. §. 7.
So dachte sich Empedokles zwei sehr verschiedene Zustände
des Weltalls, den einen bevor, den andern nachdem aus dem Einen
die Vielheit hervorging. Von seiner Schilderung des ersten Zustandes,
sehr verschieden von dem, was ältere Kosmogenien das
Chaos nannten, erhielten sich zusammenhängend nur die zwei folgenden
Verse:
23 Aber der allwärts gleiche, der allunbegrenzete Sphäros
Ward nun, kugelgestalt, umrollender Wirbelung freudig.
Bewegung und Leben fehlte also dem Granzen auch in diesem
Zustande nicht; nur die Elemente innerhalb des Sphäros ruheten.
Das Hervorgehen der gestaltreichen Welt der Gegensätze aus ihm
schildern folgende Verse:
. . . Sobald nun der Hader gelangt zu des wirbelnden Abgrunds
Tiefe, die Liebe jedoch ihm mitten im Wirbel begegnet.
Drängt inwendig sich alles zusammen, damit es nur Eins sei;
Nicht im Moment zwar, gründlich verbindet sich eins mit dem
andern,
140. Und Myriaden Geschlechter des Sterblichen quelln aus der
Mischung.
Doch viel blieb unvermischt mit dem unter einander Geworfnen,
Welches noch aufwärts hielt in der Schwebe der Hader; denn
niemals
Zog er sich völlig zurück von der äussersten Grenze des Kreises,
Sondern in einigen Gliedern verblieb, aus andern entwich er.
145. Doch in dem Maass, nach dem er entstürmt, in demselbigen
naht sich
Immer die sorgliche Liebe sofort unverwüstlichen Antriebs.
So ward Sterbliches schnell, was zuvor sich Unsterbliches fühlte.
Was einfach, ein Gemisch, austauschend die Weisen des Daseins,
Und Myriaden Geschlechter des Sterblichen quelln aus der
Mischung
150. Nach vielfältigen Mustern gebildete, Wunder dem Anblick.
Ueber die Kückbildung der gebildeten Welt in den Sphäros
belehrt uns keins der erhaltenen Fragmente; dass Empedokles
aber eine solche, und sogar eine p e r iodi s che Wiederkehr von
B u c h L Kap. 2. §. 7. 45
Bildung und Rückbildung angenommen, ergiebt sich zum Theil
aus den schon angeführten, noch deutlicher aus folgenden Versen,
die ich etwas umzustellen wagte :
109. Thoren (denn fremd ist ihnen die weit ausgreifende Vorschau),
Welche da hoffen, es solle zuvor Nichtseiendes werden,
III. Oder es möcht' absterben, und ginge so völHg zu Grunde. —
105. Vielmehr also red' ich: Entstand ist keinem von allen
Sterblichen Wesen, noch irgend ein Ziel des vernichtenden Todes,
Sondern nur Mischung bald, bald wieder der Mischungen Umtausch
108. Ist es, Entstand wird's nur von sterblichen Menschen geheissen.—
105. Sie dann, komme Gemischtes nach Art des Menschen zum Vorschein,
Oder der Thiere des Feldes, vielleicht so wie Staudengewächse,
Oder wie Vögel beschaffen, so, sagen sie, wär' es geworden;
Löst es sich wieder, so heiss es ein dysdämonisches Schicksal
Nach dem Gebrauch, und so red' ich wohl auch, weil's eben
Gebrauch ist.
Hierher gehört auch die Stelle:
21. Keiner der Götter erschuf, auch keiner der Menschen das Weltall,
Sondern von Ewigkeit war's . . .
Doch am deuthchsten spricht sich Aristoteles i) über die Hypothese
periodischer Weltumbildungen aus in folgenden Worten:
„dass es (das Weltall oder der Uranos) geworden sei, behaupten
alle, aber Einige nennen es ewig, Andere vergänglich gleich allem,
was von Natur entstanden ist, noch Andere periodisch {svalla^),
so dass es bald so, bald anders beschaffen sei, der Verderbniss
unterworfen; und das, meinen sie, ginge so fort, wie Empedokles
der Akragantiner und Herakleitos der Ephesier." Mehrere Zeugnisse
der Art sammelten Sturz und Brandis, doch bedarf es deren
nicht zum Beweise, dass eine der wichtigsten Lehren der neuern
Geologie, unser Erdball habe eine Reihe v O on Umwandelungen ^
durchlaufen, bei denen das Thier- und Pflanzenreich bald unter-
1) Aristot, de coelo / , cap, 10.
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