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288 B u c h III. Kap. 4. 39.
giften das Blut der pontisclien Ente beizumischen, weil diese sich
von Giften ernährt. Von dem berühmten Arzt Asklepiades giebt
es an ihn gerichtete Bücher, die ihm derselbe auf sein Verlangen
zu seinem Gebrauch aus liom sandte. Gewiss ist, dass er allein
unter allen Sterblichen zwei und zwanzig Sprachen redete, und
dass er in den sechs und fünfzig Jahren seiner Regierung niemals
auch nur einen Einzigen aus den ihm unterworfenen Völkern als
Dolmetsch berief. Dieser Mann nun, bei seiner sonstigen GeistesoTÖsse
vorzuo:sweise der Medicin beflissen, und von allen seinen O O ''
Unterthanen, die einen grossen Theil der Erde einnahmen. Einzelnes
erforschend, hinterhess einen Schrank voll dieser Untersuchungen,
nebst Proben (der Arzneimittel) und deren Wirkungen,
in seinem geheimen Archiv. Nachdem sich aber Pompejus der
o-anzen königlichen Beute bemächtigt hatte, befahl er seinem Frei- o C? o
gelassenen, dem Grammatiker Lenäus, jene Schriften in unsere
Sprache zu übersetzen; und so kam sein Sieg dem Leben (der
Büro:er') sow^ohl wie dem Staat zu statten/^O / — Mit diesem hochtrabenden
Bericht wollen wir vergleichen, was Plutarchos im
Leben des Pompejus über dieselben Papiere sagt: „In der Burg
Kanon bemächtigte sich Pompejus auch der geheimen Schriften
des Mithridates, und las sie nicht ungern, da sie viel Aufschluss
über seinen Charakter gaben. Es waren Gedenkblätter {vnoiiivrj--
ftaca), aus denen sich ergab, dass er ausser vielen Andern auch
seinen Sohn Ariarathes durch Gift aus dem Wege geräumt hatte,
auch den Sardianer Alkäos, weil er ihn beim Wettrennen übertrofFen
hatte. Auch waren da niedergeschrieben Auslegungen von
Traumbildern, die er selbst und die einige seiner Gemalinnen gesehen
hatten. Ferner leichtfertige Briefe der Monime an ihn, und
von ihm an sie u. s. w." — Das also waren die Papiere, deren
Uebersetzung Plinius als das erste Werk über die Heilkräfte der
Pflanzen in lateinischer Sprache pries! Es mochten sich darunter
Recepte zu Giften und Gegengiften, Bemerkungen über ihre Wirkuno
auf diesen und jenen, vielleicht auch einige Kennzeichen
1) Pluiarch. vol. l pay. 6-Í3 A, edit, Paris. 162Í foL
B u c h IIL Kap. 5. §. 40. 289
giftiger Pflanzen finden; in der Wissenschaft, meine ich, konnte
ihnen kein anderer Rang zukommen, als den Tagebüchern jedes
andern Giftmischers. Was sich davon aus des Lenäos Uebersetzung
erhalten, werde ich bei der Geschichte der Kömer, bei
der ich nochmals von Lenäos sprechen muss, angeben.
Die Literargeschichte jener Zeit darf Männer wie diesen Mithridates,
den halb wahnsinnigen Attalos und die zuvor genannten
elenden Magiker nicht übergehen. Nicht allein wirkliches Verdienst
abzuwägen und an sich und in seinen Wirkungen anzuerkennen,
auch was jemals dafür galt, anzumerken, die wechselnden Richtungen
der Öffentlichen Meinung zu verfolgen, und selbst hemmender
Momente zu gedenken, ist ihr Beruf,
Fünftes Kapitel.
Die griecliisclien Georgiker des alexandrinischen Zeitalters.
40.
S t a t i s t i k derselben.
Aus einer finstern, doch reichbevölkerten treten w^ir jetzt in
eine hellere, aber einsamere Gegend. Erhalten hat sich von den
zahlreichen hierher gehörigen Schriftstellern keiner, und sogar der
Nachrichten über sie sind wenige. Vergebens sucht man nach
Auszügen aus ihren Werken in der Sammlung, die Kassianos
Bas SOS in den Jahren 912 bis 919 n. Chr. unter dem Titel
G e o p o n i k a anfertigte, indem er fast jedem Bruchstück den
Namen des wahren oder vermeinten Verfassers hinzufügte. Abgesehen
von älteren berühmten Namen, wie z. B. dem des Zoroaster,
des Demokritos unter denen unbekannte Schriftsteller
einer ungewissen Zeit ihre Sudeleien zu Markt brachten, finde ich
in den Geoponiken nur vier höchstens fünf Namen, die sicher in
die Zeit, bei der wir stehen, gehören: den Aratos , den bekannten
1) Vergl. S. 16, 10, 277,
M e y e r , Gesch. d. Botanik. 1. 19
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