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198 B u c h IL Kap. 3. §. 25.
Auch die Früchte sind, wie gesagt, anfangs alle grün; weil
die Feuchtigkeit, welche durch die Keime zu ilnien durchseiht,
die Natur dieser Farbe hat, und sogleich zum Wachsthum der
Früchte verbraucht wird. Nehmen die Früchte aber nicht mehr
zu, weil die Feuchtigkeit der zufliessenden Nahrung bereits nicht
mehr vorherrscht, sondern im Gegentheil von der Wärme verzehrt
wird, so reifen alle Früchte, und indem die in ihnen befindhche
Feuchtigkeit theils von der Sonnenwärme theils von der Wärme
der Luft gar geworden, nehmen sie nun die jeder Pflanze zukommende
Farbe an, wie wir AehnHches beim Färben sehen; und so
färben sie sich langsam, vornehmlich die Theile, welche der Sonne
und der Wärme ausgesetzt sind. Deswegen verwandeln die Früchte
ihre Farben mit den Jahreszeiten, wie bekannt ist. Denn was
vorher grün war, nimmt, wenn es reift, die Farbe an, die seiner
Natur gemäss ist. So können sie weiss schwarz braun gelb
schwärzlich schattenfarbig gelbroth wein- und safranfarbig werden,
und beinahe alle Farbenunterschiede annehmen.
Wenn nun überhaupt die Mannichfaltigkeit der Farben daher
entsteht, dass mehrere gegenseitig Einfluss auf einander haben, so
folgt daraus, dass auch bei den Farben der Pflanzen dasselbe stattfinden
muss. Denn indem die Feuchtigkeit sie durchseihet und
durchspült, nimmt sie die Möglichkeit aller Farben in sich auf;
und wenn sie nun beim Reifen der Früchte gar geworden sind,
kommen die einzelnen Farben zu stände, einige schneller, andere
langsamer, wie es auch beim Purpurfärben begegnet.
Denn wenn man die Schnecke zerstösst, ihren Saft auspresst
und im Kessel kocht, so ist in der Küpe zuerst keine bestimmte
Farbe zu sehen; nach und nach aber trennen sich die eingeborenen
Farben und mischen sich wieder, wodurch die Mannichfaltigkeit
entsteht, als Schwarz Weiss Schatten- und Luftfarbe; zuletzt
wird alles purpurfarbig, wenn die Farben gehörig gekocht sind,
so dass wegen ihrer Mischung und Uebergang aus einer in die
andre keine der einzelnen Farben mehr zu sehen ist.
Dasselbe geschieht auch mit den Früchten. Denn weil bei
vielen nicht alle Farben zugleich gar werden, sondern einige früher
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andere später zu stände kommen, so verwandelt sich eine in die
andere, wie unterandern bei den Trauben und Datteln, Einige
derselben werden zuerst roth, sobald aber das Schwarze in ihnen
zu Stande kommt, gehen sie in die Weinfarbe über. Zuletzt werden
sie blau, nachdem sich das Roth mit vielem und reinem Schwarz
mischte. Denn die später entstandenen Farben verändern, sobald
sie vorherrschen, die ersten Farben, was zumal an schwarzen
Früchten deutlich ist. Denn die meisten, welche zuerst grün aussehen,
neigen sich ein wenig ins Rothe, und werden dann feuerfarb;
bald aber verwandeln sie auch diese Farbe wieder und werden
blau, weil sich ursprünglich ein reines Schwarz in ihnen
befindet.
Offenbar zeigen auch die Reiser Ranken und Blätter dieser
Pflanzen einige Rothe, weil sich eine solche Farbe häufig in ihnen
befindet. Dass aber die schwarzen Früchte beide Farben in sich
haben, zeigt der Saft, welcher wie weinsaft aussieht.
Der Entstehung nach ist aber die rothe Farbe früher als die
schwarze, wie man an dem Pflaster unter den Dachtraufen sieht,
und überall, wo an schattigen Orten mässiges Wasser fliesst.
Alles verwandelt sich da zuerst aus der grünen in die rothe Farbe,
und das Pflaster wird, als wenn beim Schlachten frisches Blut
ausgegossen wäre denn die grüne Farbe ist hier weiter durchgekocht
worden. Zuletzt aber wird es auch hier sehr schwarz und
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blau, gleichwie es an den Früchten geschieht.
Dass aber die Farbe der Früchte sich verwandelt, wenn die
ersten Farben durch die folgenden überwältigt werden, lässt sich
leicht nachweisen. Denn auch die Frucht des Granatbaums und
die Blätter der Rose sind anfänglich weiss, zuletzt aber, wenn
sich die Säfte in ihnen durch Kochung färbten, verändert sich die
Farbe und verwandelt sich in Purpur und Hochroth.
1) Für kundige Leser bedarf es kaum der Bemerkung, dass der unbekannte
Verfasser hier eine Infusorienbildung, vermutlAlich eine Euglena, vor
Augen hatte.
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