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wachsen sie zu üppig, wie die fetten Böcke, die minder brünstig
sind. Daher lässt man sie abmagern, und von sehr üppigen
Weinstöcken sagt man mit Bezug auf dieses Verhalten sie bocken
(xQaydp).
134. Die fetten Böcke sind minder brünstig, daher man die
Weinstöke, wenn sie weniger tragen, böckig nennt.
135. Bei den nicht schreitenden Thieren, wie bei den Schalthieren
und denen, welche angewachsen leben, indem sie ein
den Pflanzen ähnliches Wesen haben, fehlt, wie bei diesen, das
Weibliche und das Männliche. Gleichwohl werden sie nach der
Aehnlichkeit und Analogie männlich und weiblich genannt; denn
einen gewissen geringen Unterschied der Art haben sie allerdings.
Auch unter den Bäumen tragen einige derselben Gattung Frucht,
andere tragen keine Frucht, unterstützen aber die fruchtbaren
beim Garmachen der Früchte, wie das der Fall ist bei der Feige
und dem Caprificus (der wilden Feige). ^
135. Mit Unrecht sagen Einige, alle Fische wären weiblich
ausser den Knorpelfischen; denn bei diesen, meinen sie, unterscheiden
sich die, welche man männlich nennt, von den weiblichen
wie bei den Pflanzen, von denen einige Frucht tragen, andere
nicht, wie der zahme und wilde Oelbaum, die zahme und wilde
Feige.
137. Bei allen vierfüssigen Thieren ist das Eine weiblich,
das andere männlich; nicht so bei den Schalthieren, sondern bei
diesen ist es wie bei den Pflanzen, von denen einige reichlich
tragen, andere nicht.
138. Die wilden Feigen haben in Früchten den sogenannten
Psen (Cjnips Psenes Linne.).... Zuerst entsteht er als Made,
dann, nachdem die Haut geplatzt, fliegt der Psen, dieselbe ver-
134) Histor. animal. V, cap. 14. pag. 546 a.
135) De generat. animal. I, cap. 1. pag. 715 h.
136) Ihid. III, cap. 5. pag. 755 h.
137) Histor. animal. IV, cap. 11. pag. 537 a.
138) Ihid. F, cap. 32. pag. 557 h.
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lassend, heraus und bohrt sich in die Früchte der zahmen Feige,
und bewirkt durch seine Stiche, dass dieselben nicht (vor der
ßeife) abfallen. Daher die Landleute die Früchte der wilden
Feige um die zahmen befestigen, und wilde Bäume neben die
zahmen pflanzen.
139. Bei den Eiern scheidet sich das männliche Princip da
aus, wo das Ei mit der Gebärmutter zusammenhängt Eben
so verhält es sich mit den Samen der Pflanzen; denn das untere
Ende der Samen, die das Princip enthalten, ist angewachsen entweder
am Zweige, oder im Kelche, oder in der Fruchthülle. Das
ist klar bei den Hülsenfrüchten; denn da, wo sich die beiden
Klappen (die Kotyledonen) der Bohne und ähnlicher Samen befinden,
da sind sie angewachsen, und da befindet sich das Princip
des Samens.
140. Sobald die Leibesfrucht zusammengetreten ist, so verhält
sie sich wie bei den Saaten. Denn auch die Samen haben
ihren ersten Anfang bei sich selbst. Sobald aber dieser, welcher
der Möglichkeit nach zuerst war, ausgeschieden ist, so geht von
ihm der Keim und die Wurzel aus. Letztere ist es, welche die
Nahrung einnimmt; denn die Pflanze bedarf des Wachsthums.
So waltet auch gewissermassen als besonders förderlich der Anfang
in der Leibesfrucht, in welcher der Möglichkeit nach die
Theile schon vorhanden waren. Daher in der That das Herz zuerst
ausgeschieden wird.
141. Man könnte den Zweifel aufwerfen, wenn das Blut
Nahrung ist, das Herz aber schon mit Blut gefüllt entsteht, —
das Blut aber ist Nahrung, und die Nahrung kommt von aussen;
- - woher kam dann die erste Nahrung? Es ist jedoch nicht
richtig, dass jede Nahrung von aussen kommt, sondern ursprünglich,
wie die Samen der Pflanzen etwas Milchartiges enthalten,
ist auch in der Materie des Thiers der Ueberschuss des sie Bil~
139) De genefat. animal. III, cap. 2. pag. 732 a.
140) Md. II, cap. 4. pag. 739h.
141) Ibid. II, cap. 4. pag. 740 h.
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