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macht ein gegen Krankheiten aller Art überaus wirksames, aus
sechs nnd zwanzig meist vegetabilischen Substanzen zusammengesetztes
Universalmittel. - In beiden Gedichten zusammenzähle
ich 12o I flanzen, von denen nur wenige, ich sage nicht beschrieben,
doch durch einige Zusätze unterschieden sind. Als Probe
der ausführlicheren Behandlung einiger liefere ich folgende drei
Stellen bemerke aber, dass sich kaum noch eine vierte in p-leieher
Ausführlichkeit finden dürfte.
Nim vor allen gespähet nach Cheirons heilsamer Wurzel,
Vom Kentauren benannt, dem Kroniden, weil sie dereinstmals
Cheiron fand, durchwandelnd des Pelion schneeigen Rücken.
Ringsum amarakosähnlich ergiesst sich das wallende Haupthaar,
1 och goldfarbig erglänzet die Blüth', und am Boden erstreckt sich
Nicht in's Tiefe die Wurzel, gehegt von der Schlucht Pelethronos.
Ferner Aristolocheia, die schattige, lern unterscheiden,
Laub wie der Epheu tragend und hochaufklimmendes Geisblatt
Jvermesfarbig erröthender Blüthe, beschwerlichen ringsum
A^eit sich zerstreuenden Duftes; die Frucht wirst gleich du der Feldbirn
Zwischen der rundlichen Art und der länglichen finden im Mittel
Aber die Wurzel beträchtlich verdickt an der weiblichen Pflanze'
Doch an der männlichen lang, eine Elle gesenkt in den Boden
Endlich an Farbe vergleichbar dem dunklen orikischen Buxbaum.
Auch Trisphvllon erwe/set sich hülfreich gegen die Giftbrut
feeis auf buschigen Höhen, in schroff abstürzender Bergschlucht-
Das bald auch Minyanthes und bald Tripetelon genannt wird '
Lotosahnhchen Haares, an Duft mit der Raute vergleichbar '
Aber sobald sich die Blüthe mit buntem Gefieder erschlossen
Gleich Asphaltes dann streng riechet es. -
Ich bemerke, dass das naeh dem Kentauros Cheiron benannte
Kentam^ion nach Fraas vielleicht unser Hypericum Olympicum
die männliche und weibliche Aristolocheia unsere Aristolochia
rotunda und longa, das Trisphyllon unsere Psoralea bituminosa
b e d e u ^ ^ stützen sich auf Vergleichung des
1 ) Theriaka, Vers 500—505, 509—516, 520—525.
2) Fr aas, synopsis florae classicae, S, 139.
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Nikandros mit Theophrastos und Dioskorides. Denn jenen benutzte
Nikandros häufig, von diesem ward er benutzt. Manche
seiner Pflanzen lassen sich daher durch solche Vergleichungen mit
ziemlicher Wahrscheinlichkeit errathen, mit Sicherheit bestimmen
nicht eine einzige.
Aus seinem dritten grössern Gedicht über den Landbau
erhielt uns Athenäos ein Fragment von 72 zusammenhängenden
Hexametern, bei Schneider das zweite. Es lehrt den Anbau der
Kranzpflanzen, mit dunklen mythologischen Anspielungen so reichlich
durchwebt, und der Text so verdorben, dass ich es nicht zu
übersetzen wage. Sein botanischer Gehalt ist auch ungeachtet
der zahlreichen Pflanzennamen, die es enthält, sehr gering; noch
geringer der der übrigen kleineren Fragmente, die man, wäre
nicht gesagt woher sie stammen, und beschriebe nicht Athenäos,
der sie mittheilt, ein Gastmal, für Ueberr-este eines Kochbuchs
halten könnte. Nur auf eins derselben, bei Schneider das neunte,
mache ich noch aufmerksam. Es versucht wenigstens die essb
a r e n und giftigen Pilze nach ihren Standorten zu unterscheiden,
ist aber sehr zerrissen; Athenäos selbst konnte in seiner
Handschrift die Verse nicht vollständig mehr lesen.
Sein S chla.ngenl i ed, Ophiaka, war vermuthlich in elegischem
Yersmaass geschrieben; denn noch besitzen wir einige
wahrscheinlich dazu gehörige Distichen. Was seine Heteroioumena,
seine Verwandelungen enthielten, ob nur Mythologie,
oder auch magische Kunststückchen, oder was sonst, bleibt,
da wir nur drei Verse davon kennen, ungewiss. Auch die Sikelia,
die Böotika und Thebaika w^aren, wie die Fragmente zeigen,
Gedichte, wahrscheinlich also auch die Aetolika, worin, wie sein
Biograph sagt, auch die Pf lanzen des Landes beschrieben
waren. Doch davon blieb uns kein Buchstab übrig.
Sehr bezeichnend nennt ihn nach dem allen Suidas einen
Dichter Grammatiker und Arzt. Lebhafte Naturschilderung, mit
anmuthigen Bildern durchflochten, und ein eleganter Versbau sind
ihm nicht abzusprechen; den Arzt verräth schon die Wahl mancher
Stoffe; überall aber blickt der Grammatiker hervor, und von
• i.-J