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106 B l i c h II. Kap. 1. §. 16.
ist iindeierminii-te Feuchtigkeit. Folglich ist die Eohheit entweder
luftartig oder wässrig oder beides zugleich. Da aber die Reife
eine gewisse Vollendung ist, so muss die Rohheit Unvollendung
sein. Die Unvollendung entsteht aber aus dem Mangel der natürlichen
Wärme, und ihrem Missverhältniss zu dem Wässrigen, was
gereift werden soll. Doch kein Feuchtes reift für sich alldn ohne
ein Trockenes; denn das Wasser für sich allein verdichtet sich
nicht aus dem Feuchten-). So tritt denn Unreife ein entweder
wegen geringer Wärme, oder wegen Uebermass der zu determinirenden
Materie. Daher sind die Säfte des Unreifen dünn und
mehr kalt als Avarm, und weder essbar noch trinkbar.
37. Fäulniss ist die Verderbniss der eigenen und natürlichen
Wärme in jedem Feuchten durch fremde Wärme, die sich in seiner
Umgebung befindet. Daher, indem es (das Feuchte) Mangel an
Wärme leidet, das dieser Kraft Ermangelnde aber durchaus kalt
ist, mag wohl eine doppelte Ursache, und die Fäulniss ein gemeinsames
Erleiden sein sowohl der eigenen Kälte, wie auch der
fremden Wärme. Deshalb wird auch alles Faulende trockener,
und endhch Erde und Dünger. Denn mit dem Ausgehen der
eigenen Wärme verdunstet zugleich die natürliche Feuchtigkeit,
und es bleibt nichts, was die Feuchtigkeit anzieht; denn das°Anziehen
bewirkt die natürliche Wärme.
V. Von den Stufen des Lebens und vom Tode.
38. Princip und Grund davon (dass Land und Wasser wechseln)
ist, dass auch das Innere der Erde, gleich wie die Pflanzen
und Thiere, einen Gipfel des Lebens und ein Alter hat, docli
mit dem Unterschiede, dass bei diesen jene Zustände nicht Theil
um Theil eintreten, sondern alles zngieich gipfelt nnd vero^eht:
a) Diesen Satz übergeht Wimmer.
37) Meteoror, cap. 1. pag. 319 a.
b) Ich übersetze nach der Beckerschen Lesart, wiewohl die Wimmerscho
denselben Sinn giebt,
38) Meteoror. cap. 14. pag. 351 a.
B u c h IL Kap. 1. §. 16. 107
wogegen das bei der Erde Theil um Theil geschieht je nach
deren Erkalten oder Warmsein.
39. Es ist ungewiss, ob das längere oder kürzere Leben bei
allen Thieren und Pflanzen verschiedene, oder ob es dieselbe Ursache
hat; denn auch unter den Pflanzen haben einige nur einjähriges,
andere vieljähriges Leben.
40. Die unvergänglicheren Thiere sind weder die grossesten,
— denn das Pferd ist kurzlebiger als der Mensch, — noch die
kleinen, — denn viele unter den Insecten leben ein Jahr lang;
noch sind die Pflanzen überhaupt unvergänglicher als die Thiere,
— denn einige Pflanzen sind einjährig, — noch sind es die
Landpflanzen, denn es giebt einjährige Landpflanzen wie Landthiere.
Im Ganzen jedoch kommen die langlebigsten unter den
Pflanzen vor, wie die Palme.
41. Man muss annehmen, das Thier sei von Natur feucht
mid trocken, und solcher Art sei das Leben; das Alter aber sei
kalt und trocken, und so das Gestorbene. . . . Nothwendig muss
demnach das Alternde austrocknen. Es ist also nöthig (wenn das
Leben lange dauern soll), dass die Feuchtigkeit nicht leicht auszutrocknen
sei, weshalb die Fette nicht faulen; — und ferner
dass der Feuchtigkeit nicht zu wenig sei, denn wenig trocknet
leicht aus. Daher sind auch die grossen Thiere und Pflanzen im
G-anzen genommen langlebiger, wie früher gesagt ist; denn natürlich
haben die grössern mehr Feuchtigkeit.
42. Unter den Pflanzen sind sehr langlebige häufiger als
unter den Thieren, zuvörderst weil sie minder wässerig sind, und
daher nicht so leicht erstarren; sodann haben sie Fettigkeit und
Zähigkeit, und wiewohl sie trocken und erdig sind, so besitzen
sie doch eine nicht leicht auszutrocknende Feuchtigkeit.
43. Nothwendig müssen Leben und erhaltende Wärme mit
39) De vita longa et brevi cap. 1. pag. 464 h.
40) Ihid. cap. 4. pag. 466 a.
41) Ihid. cap. 5. pag. 466 a.
42) Ihid. cap. 6. pag. 467 a.
43) De jiivent. et senect. cap. 4. pag. 489 b.
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