B u c h III. K a p . 7, §. 47.
noch einen Weg und Steg (vim iterum Grreg. Mein Kecensent
möchte vim internam lesen, dem ich nicht beitreten kann, weil
hier nur äusserlich Wahrnehmbares aufgezählt wird. Ich lese daher
viam iterve) zu einer sinnlichen Wahrnehmung, noch sonst
ein Zeichen, Avoraus sich abnehmen Hesse, dass sie Empfindung
haben, so wie es Zeichen giebt, aus denen wir wissen, dass sie
sich ernähren und wachsen. (Sollte des Folgenden wegen heissen :
so wie Ernährung und Wachsthum Zeichen sind, aus denen wir
wissen, dass sie eine Seele haben.) Denn auch das wissen wir
nur, weil Ernährung und Wachsthum Theile der Seele sind. Finden
wir nun die Pflanze damit begabt, so erkennen wir daran,
dass ihr nothwendig ein gewisser Theil der Seele einwohnen muss.
Hat aber etwas keinen Sinn (si sensu quidem careat Greg. Statt
quideni lese ich quid), so kann man nicht behaupten, dass es mit
Empfindung begabt sei, Aveil Empfindung die Bedingung eines
höheren Lebens, Ernährung aber die Bedingung des Wachsthums
eines Lebendigen ist, u. s. w."
Nachdem die Untersuchung in solcher Weise noch eine Strecke
lang fortgesetzt ist, und zu dem Eesultat geführt hat, dass die
Pflanze zwar eine Seele, doch nur die ernährende Seele habe, geht
Nikolaos über zur Unterscheidung der Pflanzentheile, ganz nach
Theophrastos. Im zweiten Buch bemüht er sich alle Lebenserscheinungen
der Pflanze auf Wärme Kälte Trockenheit und
Feuchtigkeit zurückzuführen. Nur noch liine Stelle daraus theile
ich mit, weil sich darin wenigstens eine leise Ahnung der Metamorphose
der Pflanze auszusprechen scheint.
B u c h II, K a p . 9 in de r Mi t t e . — „Die alten Weisen erklärten
auch alle Blätter für Früchte. Aber die Feuchtigkeit
(meinten sie) wäre dermassen, dass sie nicht zur Reife und Festigkeit
gelangten bei der von oben her auf sie einwirkenden Wärme
und der Schnelligkeit der Anziehungskraft der Sonne. So verwandelt
sich die nicht verdaute Feuchtigkeit in Blätter (alteratus
est in foha Greg.), und der Zweck der Blätter ist nur, dass die
Sonne (durch sie) die Feuchtigkeit anzielit, und dass sie die Frucht
gegen die Sonnengluth schützen. Daher sind die Blätter eigentlich
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auch Früchte, und nur die von ilmen aufsteigende Feuchtigkeit
maclit sie, wie gesagt, zu Blättern. Ebenso muss man von den
Oelbäumen urtheilen. Oft setzen sie keine Frucht an. Denn sobald
die Verdauung eingetreten ist, trennt sich zuerst die nicht
vcrdauete Feuchtigkeit von der zarteren, und wird zu Blättern,
und die verdauete wird zu Blumen, und wenn das Verdauete im
Spätjahr reift, so entsteht Frucht und tritt hervor am Ende des
Stammes an dem ihm naturgemässen Orte."
Ali m e r k u n g . In dem Augenbl icke, da dieser Bogen die Presse verlassen
sol l , finde ich folgende Schrift im Messkatalog angezeigt , und bedaure
sehr, sie selbst noch nicht gesehen zu haben: F r d r . N a v e t , Nikolaus
von Damaskus. Sein Leben und seine Schriften^ nebst Uebersetzimg der voch
erhaltenen Bruchstücke. Sivimern 1853. 8. ( F r a n k f , a. M , b. Jlerinann).
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