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184 B l i c h IL Kap. 2. §. 22.
nicht sichtbar, -
an der ganzen Staude i) bilden sich aber deren
mehrere, — so dass sie sich beinahe zudeich mit dem Halm oder
wenig später bildet. Sichtbar wird sie indess nicht, bevor sie innerhalb
der Hülle zugenommen hat, dann aber erkennt man die
Trächtigkeit durch die Scheide hindurch. Gleich nach dem Schossen
fängt in vier bis fünf Tagen sowohl der Weizen wie auch die
Gerste an zu blühen, und blühet ungefähr eben so lange; die aber
die meisten Tage angeben, sagen, dass sie in sieben Tagen
abblühen.
Bei den Hülsenfrüchten aber währt das Blühen lange, am
längsten bei der Erve und Richer, doch vor allen und in der
eigenthümlichsten Weise bei der Bohne; denn man sagt, sie blühe
vierzig Tage lang, doch so, dass immer eine nach der andern
blühe, sagen Einige, — denn sie blühe nach und nach —, Andre
überhaupt. Denn die ährentragenden Pflanzen blühen auf einmal,
die hülsentragenden aber, und alle Feldfrüchte unter denselben,
nach und nach. Zuerst blühen die untern Blumen und, nachdem
sie verblüheten, die folgenden, und so schreitet das Blühen stets
nach oben zu fort. Daher Erven nicht selten abgerupft werden,
nachdem sie unten schon entblättert sind, während sie oben noch
völlig grünen.
§. 22.
A u s g a b e n und literarische Hülfsmittel zum Vers
t ä n d n i s s der botanischen Werke des T h e o p hr as t o s.
Die Wichtigkeit dieses Schriftstellers für die gesammte Geschichte
der Botanik gestattet mir nicht, mich hier mit einer
1) r(p oXo) x a X d ^ u M , per iotum c u l m u m , übersetzte Gaza, und kein Erklärer
fand Anstoss. Dass aber yMla^wg hier nicht der einzelne Halm, sondern
die Gesammtheit der aus einem Korn entsprungenen Halme bedeute,
versteht sich von selbst, da jeder Halm nur eine Aehre trägt, und Theophrastos
selbst ihm die Seitentriebe abspricht. Ob die vorhandenen Worte
diese Bedeutung haben können (ich suchte vergeblich nach einer Parallelstelle),
ob vielleicht yAoi^tidcp, oder was sonst zu lesen sei, überlasse ich den
Philologen.
B u c h IL Kap. 2. §. 22. 185
blossen Verweisung auf S. F. W. Hof fmanns bibliographisches
Lexikon der gesammten Literatur der Griechen, zweite Ausgabe,
Theil III (1845) Seite 522 iF., oder auf Wimmers Vorrede zu
seiner Ausgabe der Pflanzengeschichte zu begnügen, wiewohl ich
wenig zu sagen habe, was sich nicht an einem der genannten
Orte fände.
Ich übergehe die hier schon früher erwähnten, sehr ungenügenden
Nachrichten von Redactionen, welche die Werke des Theophrastos
schon früh von griechischen Grammatikern erfahren zu
haben scheinen.
Im Abendlande ward Theophrastos nach den Stürmen des
Mittelalters erst um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts wieder
bekannt^ durch die lateinische Ueb ers e tzung, welche
der griechische Flüchtling Theodor Gaza auf Veranlassung des
Papstes Nikolaus V. von den botanischen Werken des Theophrastos
lieferte. Sie ist mit gründlicher Sprachkenntniss und grosser Eleganz
des lateinischen Ausdrucks, doch leider nicht mit Sachkenntniss,
und nur nach einem einzigen, nicht selten lücken- und fehlerhaften
Manuscript, das seitdem verloren gegangen, gearbeitet.
Gedruckt ward sie schon 1483 zu Treviso, und seitdem oftmals.
Vierzehn Jahr später, 1497 erschien die erste aldinische
Ausgabe des griechischen Textes in Verbindung mit den aristotelischen
Werken zur Thiergeschichte. Auch dieser Ausgabe liegt
ein einziges seitdem verlorenes Manuscript zum Grunde, welches
Dald richtiger und vollständiger, bald unrichtiger und unvollständiger
als das, dessen sich Theodor Gaza bediente, gewesen zu
sein scheint. Nach einigen Wiederholungen dieser Ausgabe, folgte:
Theophrasti Eresii Graece et Latine opera omnia. Daniel
H e ins i u s emendavit etc. Lup^d. Batav. 1613. vol. fol.
Sie ist nach Handschriften redigirt, doch so sorglos, dass die Aldina
nicht selten bessere Lesarten hat als sie. Die Uebersetzung
des Gaza steht neben dem Text, nicht selten verändert, doch
keineswegs dem gegebenen Text genau angepasst.
Theophrasti Eresii historiae plantarum libri decem. Graece
et Latine. Cum notis tum commentariis, item rariorum plantarum
I
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ffwm