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132 Buch IL Kap. 1. §. 16.
117. Zuvörderst müsseu die, welche nicht ohne einander sein
können, verbunden Averden, wie Mann und Frau, der Zeugung
wegen; und das geschieht nicht etwa mit Vorsatz, sondern wie
bei den andern Thieren und den Pflanzen ist der Wunsch seines
gleichen zu hinterlassen Naturtrieb.
118. Bei allen Thieren also, welche Ortsbewegung haben,
ist das Weibliche vom Männlichen getrennt, und Ein Thier ist
weiblich, das andere männlich, beide jedoch gleicher Art, wie
beiderlei Menschen. Bei den Pflanzen dagegen sind diese Kräfte
vermischt, und das Männliche vom Weiblichen nicht unterschieden;
daher sie auch aus sich selbst zeugen, und keinen Befruchtungs-
Stoff ausstossen, sondern die Leibesfrucht, die man Samen nennt.
Und das drückt Empedokles richtig aus, wenn er singt:
,,Eier auch legen die Bäume die stämmigen, erstlich Oliven".
Denn das Ei ist Leibesfrucht, und aus einem Theil desselben
entsteht das Thier, das übrige ist Nahrung; und aus einem Theil
des Samens entsteht das Gewächs, und das übrige wird Nahrung
für den Keim und die erste Wurzel. Gewissermassen findet sogar
dasselbe bei den Thieren statt, die das Weibliche und das
.Männliche getrennt haben. Denn wenn sie zeugen wollen, so
werden sie unzertrennlich wie bei den Pflanzen, und ihre Natur
bringt es mit sich, dass sie Eins werden, so dass augenscheinlich,
indem sie sich mischen und paaren. Ein Thier aus zweien wird
Und wirklich scheint es, als wären die Thiere gleichsam getrennte
Pflanzen, als hätte man diese, nachdem sie Samen getragen, aufgelöst,
und in das Weibliche und Männliche, was in ihnen waltet,
aus einander geschieden. Und das alles richtet die Natur der
Vernunft gemäss ein. Denn das einzige Werk, die einzige Verrichtung
des Wesens der Pflanzen ist Samen zu erzeugen; da
das nun durch Paarung des Weiblichen und Männlichen geschieht,
so brachte sie beides mit einander gemischt hervor. Darum ist
bei den Pflanzen das Weibliche vom Männlichen nicht sretrennt.
Buch II. .Kap. L §. 16. 133
Doch von den Pflanzen ist in andern Büchern gehandelt. Bei
den Thieren ist aber das Zeugen nicht das einzige Werk; zwar
kommt dies allen Thieren zu, zugleich aher haben alle Theil an
einer gewissen Erkenntniss,-diese an einer höhern, jene an einer
geringem, noch andere an einer sehr geringen; denn sie haben
sinnliche Wahrnehmung, und diese ist Erkenntnisse . . . Durch die
sinnliche Wahrnehmung unterscheiden sich aber die Thiere von
den bloss Lebenden. Weil aber, was ein Thier ist, nothwendig
auch leben muss, wenn es das Werk eines Lebendigen verrichten
soll, so paart es sich und zeugt und wird, wie wir sagten, eine
Pflanze. Die Schalthiere aber, die das Mittel des Lebendigen
ausmachen zwischen den Thieren und Pflanzen, verrichten, da sie
ihre Entstehung von beiden haben, keins der beiderlei Werke.
Denn da sie Pflanzen sind, so haben sie nicht ein Männliches und
ein Weibliches, und zeugen nicht in einem Andern; und da sie
Thiere sind, so tragen sie nicht, wie die Pflanzen, Frucht aus
sich selbst: sondern sie bestehen und werden aus einer erdigen
und feuchten Verbindung.
119. Da bei den vollendeten Thieren das Männliche und das
Weibliche getrennt sind, und wir behaupten, dass diese Kräfte die
Principien aller Thiere und Pflanzen sind, diese aber dieselben
ungetrennt, jene getrennt besitzen: so ist von der Entstehung
dieser zuerst zu handeln.
120. Bei den Pflanzen nun ist das Männliche und Weibliche
nicht getrennt; bei den Thieren aber, bei denen es getrennt ist,
bedarf das Männliche des Weiblichen.
121. Es bleibt (nach Widerlegung anderer Meinungen) nur
übrig, dass die Bienen, so wie offenbar einige Fische, ohne Begattung
die Dröhnten gebären, also, in sofern sie gebären, zAvar
weiblich sind, doch gleich wie die Pflanzen das Männliche und
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117) Politic. cap, 2 pag. 1252 a.
118) De generate animal. cap. 23. pag. 130 b. 731 b.
lit)) De general, animal, IV^ cap^ i . pag. 763 b,
120) Ibid. II, cap. 4. pag. 141 a,
121) Ibid. Ill, cap. 10. pag. 759 b.
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