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78 B u c h I. Kap. 2. §. 12.
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denn zwar, und ist kein von einem lebendigen Wesen verschiedenes,
aber es bleibt fest und eingewurzelt an seinem Ort, weil es der
Bewegung durch sich selber beraubt Avurde. Diese Geschlechter
also schufen die Mächtigeren uns Schwächeren zur Nahrung, u. s,w."
Das ist alles, was uns Piaton selbst über die Natur der Pflanze
hinterliess, und was Andere darüber aus seinen Schriften berichten,
scheint sich einiger Abweichungen ungeachtet auch nur auf unsere
Stelle des Timäos zu beziehen. Pseudo-Plutarchos lässt den
Piaton und Empedokles, Pseudo-Galenos und Stobäos lassen den
Platon und Thaies sagen, auch die Pflanzen wären beseelt unc
Thiere (beseelte Thiere nach Stobäos); das erhelle aus ihrem Erzittern,
der Ausstreckung ihrer Zweige, die, w^enn man sie böge,
nachgäben, und sich mit solcher Heftigkeit wieder ausstreckten,
dass sie schwere Gewichte mit aufhöben. Es lässt sich kaum
glauben, dass zwei der Zeit nach so weit aus einander stehende
Philosophen denselben Satz genau so auf gleiche Weise sollten
erläutert haben; weit w^ahrscheinlicher w^ar ihnen nur der Hauptsatz
genieinschaftlich, und die Erläuterung des Empedokles (schwerlich
des Thaies) Eigenthum, weshalb ich sie oben bereits dem Empedokles
vindicirte. Sodann lässt Nikolaos Damaskenos 2) den Platon
sagen, die Pflanzen hätten Verlangen wegen des starken Bedürfnisses
der Ernährung; und bald darauf heisst es (vorausgesetzt
dass ich richtig Plato statt ergo lese^ was sich kaum bezweifeln
lässt): Platon sagt: „was sich ernährt, das verlangt nach Speise,
erfreuet sich der Sättigung und trauert, wenn es hungert, und
diese Zustände finden nicht statt ohne Empfindung. Das war also
das Motiv dieses Bewunderungswürdigen, welcher meinte, sie empfänden
und verlangten." In dieser Stelle findet sich in der That
nichts, was nicht in jener des Timäos vorkäme, wenn wir sie mit
der in der Note angeführten in Verbindung bringen. Das ist
alles der Art, was ich gefunden.
• 1) Man sehe das Citat dieser Stelle und der beiden Parallelstellen oben
S. 53 Anmerk. 1.
2) Nicolai Damasc. de plant, L cap. u. die gleich folgende Stelle cap, 2,
Zweites Buch.
Blütlie der Botanik bei den Griechen.
§. 13.
E i n l e i t u n g ,
Niemals erzeugte ein einziges Land in einem einzigen Jahrhundert
so viel schöpferische Geister, Künstler Dichter Denker
Staatsmänner und Helden, wie das kleine Griechenland, ja wie
die einzige Stadt Athen, in dem kurzen Zeitraum von Perikles
(t 429 V. Chr.) bis Alexander den Grossen (f 323 v, Chr.). Und
alles wesete und v^irkte in freiester Entfaltung; in und durch einander;
das Leben selbst v^ar Kunst, war Poesie, seine Heiterkeit
gemildert durch den Ernst der Wissenschaft. Auch letztere verschmähete
noch nicht den Kranz der Gracien, sie redete noch die
Sprache des Landes, und bewegte sich, frei von der Last der Bibliotheken
und Apparate von Mund zu Mund gehend, ein brausend
dahin wogender Gedankenstrom. Das konnte freilich nicht
fortdauern, ihr Lauf musste durch Dämme geregelt, ihre befruchtende
Kraft in einem Netz von Seen und Kanälen über das ganze
Gebiet des Geistes planmässig vertheilt werden. Auch dies Wunderwerk
sollte Athen am Schluss jener Periode ausführen, und
nicht, wie sich erwarten Hess, durch vereinte Arbeit all seiner
grossen Geister, nein, durch einen einzigen Riesengeist, der allein
das gesammte Wissen seiner Zeit umfasste erweiterte v ertiefte,
nach allen Richtungen hin vollständig beherrschte, und zu einem
so fest begründeten, so schön gegliederten Tempel ausbauete, des-
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