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134 B u c h II. K a p . 1. §. 16.
Weibliche bei sich selbst haben. . . . Denn weiblich darf man
nicht nennen, worin das Männliche sich nicht geschieden hat.
122. Wie bei den Schalthieren und Pflanzen Eins zwar zeugt
und gebiert, aber Keins das Andere befruchtet, so auch unter den
Fischen die Gattungen Psetta, Erythrina, Channa; denn alle diese
haben offenbar Eier.
123. Da aber bei diesen (den Menschen Thieren und Pflanzen),
das Princip das Weibliche und das Männliche ist, so wird
beides der Zeugung wegen in denselben sein. Und da die Ursache der
ersten Bewegung, in der die Vernunft und die Form waltet, besser
ist uud göttlicher als die Materie, so ist es auch besser, dass das
Höhere vom Geringeren getrennt sei Daher das Weibliche
und Männliche bei Allen, bei denen es angeht, und so weit es
angeht, getrennt sind. Denn besser und göttlicher ist das Princip
der Bewegung, welches als das Männliche waltet in den Werdenden;
Materie aber ist das Weibliche. Zum Werk der Zeugung
verbindet und vermischt sich aber das Männliche mit dem Weiblichen,
denn dieses ist beiden gemeinsam. In wiefern nun etwas
Theil hat am Weiblichen und Männlichen, so lebt es, — und darum
haben auch die Pflanzen Theil am Leben; in wiefern es aber
Empfindung hat, gehört es zur Gattung der Thiere.
124. Indess könnte man fragen, wenn das Weibliche dieselbe
Seele hat, und wenn seine Aussonderung die Materie (das zu
Erzeugende) ist, wozu es des Männlichen bedarf, und warum es
nicht aus sich selbst zeugt? Der Grund ist, dass das Thier sich
durch die Empfindung von der Pflanze unterscheidet. . . . Ist es
nun das Männliche, welches, wo Weibliches und Männliches getrennt
sind, diese (die empfindende) Seele bewirkt, so kann das
Weibliche aus sich selbst kein Thier erzeugen. So viel über die
122) Histor. animal. IV, cap. 11. pay. 538 a.
123) De gemrat. animal. I I , cap. 1. pag. 732 a. Schliesst sich unmittelbar
an den Satz Nr. 106.
a) Ich übersetze nach Bekker.
124) Ibid. I I , cap. 5. pag. 7il a.
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Natur des Männlichen. Dass übrigens der aufgeworfene Zweifel
Grund hat, das zeigt sich an den Vögeln, welche Windeier legen,
also bis zu einer gewissen Grenze erzeugen können. Auch das
hat eine Schwierigkeit, in wie fern man sagen kann, dass ihre
Eier leben? Denn so leben sie nicht, wie befruchtete Eier, - denn
sonst enstände aus ihnen ein in der That Beseeltes; - aber sie,
sind auch nicht wie ein Holz oder Stein, denn ihre Zerrüttung erfolgt
so, als hätten sie früher am Leben einigen Theil gehabt. Es ergiebt
sich also, dass sie der Möglichkeit nach eine gewisse S ede
haben. Aber welche? E s muss nothwendig die schlechteste sem,
das ist die ernährende; denn diese waltet gemeinschaftlich bei allen
Thieren und Pflanzen Warum bringen sie denn die Theile
und das Thier nicht zu Stande? Weil es eine empfindende Seele
haben muss. Denn die Theile des Thiers sind nicht, wie die der
Pflanze (d. h. nicht ohne Rechts und Links , Vorn und Hinten
u. s. w.); deshalb bedarf es der Gemeinschaft mit dem. Männhchen,
welches bei ihnen getrennt ist.
125. Der Same hat den Naturzweck, das zu sein, woraus das
naturgemäss Bestehende zuerst hervorgeht, nicht dazu, damit in
dem oder jenem, wie etwa in dem Menschen, ein Actives sei. Es
entsteht vielmehr aus ihm etwas, weil er dieses, nämlich der Same,
ist. Weil aber auf vielfache Weise eins aus dem andern entsteht,
wie wir sagen, die Nacht entstehe aus dem Tage, aus dem Knaben
werde ein Mann, weil jenes nach diesem ist; oder auf andre Weise,
aus dem Erz entstände eine Bildsäule, aus dem Holz ein Bettgestell
und mehr dergleichen. . . , und wieder auf andere Weise,
aus dem Künstler werde ein Nichtkünstler, aus dem Gesunden
ein Kranker, und überhaupt das Entgegengesetzte aus dem Entgegengesetzten;
ferner auch noch, wie'Epicharmos die Steigerung
macht, aus der Verläumdung Schimpfworte, aus diesen der Kampf ; -
was alles den Anfang der Bewegung von einem andern aus bea)
Wunmer übergeht, was bis hierher von den Windeiern gesagt ward-
Mir schien es zum Verständniss des Folgenden nothwendig.
125) De generat. animal. I , cap. 18. pag. 724 a. b.
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