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58 Buch I. Kap. 2. §. 9.
nus zu flüchtigem Lesen der augeblichen Beweisstelle, hier de^
Themistios '). Erst Aristoteles stellte jene Vergleichung auf, und
sein Ausleger Themistios, weit entfernt sie dem Empedokles zueio;
neu zu wollen, bediente sicli ihrer vielmehr zur WiderleOTnneiner
andern Meinung jenes Philosophen.
Nur noch zwei ganz kurze Fragmente des Empedokles mitzutheilen
enthalte ich mich nicht. Sie lauten, das eine:
321. Denn es erwächst Einsicht den Menschen aus ihrer Umoö; ebun£ör :'
und das andere:
322. Anderes einzusehen befähiget werden sie soweit,
Als sie mit anderem mehr sich befasseten...
So hoch achtete der Mann, dessen schöpferische Phantasie uns
aus so vielen seiner Verse entgegentrat, dessen Consequenz im
speculativen Denken der consequenteste Denker des Alterthums
gleichsam wider Willen anerkennen musste, — die Erfahrung,
die B e o b a c h t u n g , dass er sie als den Quell aller menschlichen
Einsicht pries. Das ist ja, Avas den wahren Naturforscher macht,
nicht die Beobachtung allein, nicht das Denken allein, noch weniger
allein die Phantasie, sondern das glückliche Gleichgewicht
dieser drei Göttergaben. Ob dieses GleichgcAvicht bei Empedokles
waltete, ob der Beobachter dem Denker und Dichter nichts
nachgab, lassen die Fragmente seines Gedichts nicht mehr erkennen;
aber Plinius, der nur für das Besondere Sinn hatte, rechnete
ihn zu den Quellenschriftstellern seines ölften Buchs der Naturgeschichte
, das
von den am schwersten zu beobachtenden niedern
Thieren handelt.
§• 9.
D i e Phi losophen von Anaxagor a s bis Hippon.
Ueber die folgenden Philosophen können wir schneller hinweggehen,
über einige, Aveil sie sich weniger mit der Natur beschäftigten,
über andere, deren Naturkenntniss gerühmt wird, wegen
gar zu dürftiger Nachrichten. Ein paar Aerzte sei mir erlaubt
der Zeitfolge nach einzureihen.
1) Themist. ad Aristot. de anima TJ, cap. abgedruckt bei Slurz pag.Sßl,
B u c h l . Kap. 2. §.9. 59
Ein solcher ist gleich der erste A k r o n der Akragantiner,
den ich nur nenne, weil Halleri) ihn unter den botanischen Schriftstellern
anführt. Er war Landsmann und Zeitgenosse des Empedokles
, von dem sich ein beissendes Epigramm auf seine Anmassung
erhielt. Die sehr viel später entstandene ärztliche Schule
der^Empirilcer pflegte, um sich das Ansehen eines höheren Alters
zu geben, ihren Ursprung auf ihn zurückzuführen. Seine von
Haller citirte verlorene Schrift über die Zuträglichkeit der Nahrungsmittel
(zreoi xQorprig ryLSLV(ov) dürfte ihm kaum Anspruch geben
auf einen Platz unter den Botanikern.
Höchst bedeutend als Philosoph ist A n a x a g o r a s der Kl az
o m e n i e r , also ein lonier dem Vaterlande wie der Schule nach.
G-eboren 500, gestorben 428 J. v. C., war er, wie Aristoteles sagt,
den Jahren nach älter, den Werken nach jünger als Empedokles.
Zwanzig Jahr alt ging er nach Athen, wo er fast die Hälfte seiner
Lebenszeit in genauen Verhältnissen mit Perikles, Euripides
und andern ausgezeichneten Männern verweilte, bis er, der Gottlosigkeit
angeklagt, von dort entfliehen musste. Von den früherra
Physikern unterschied ihn die Annahme eines einigen Geis
t e s und einer unendlichen Menge unendlich kleiner, ursprünglich
nur qualitativ verschiedener UrstofFe, die er die Samen der
Dinge'-i) nannte. Diese liess er im Aether und in der Luft, die
er unterschied, umherschwimmen, und von da in mannigfaltigen
Verbindungen zur Erde kommen. Dass er auf diese Art Pflanzen
entstehen liess, bezeugt Theophrastos mit ausdrücklichen Wor-
1) Haller bibl. bot. 7, pag. 13, vergl. Sprengel Gesch. d. Med. I, mit
Anmerli. von Rosen bäum S. 305.
2) Ob er selbst sie auch H omö ome r i e n (gleichartige Theüe) genannt,
oder ob Aristoteles dies Wort erst gebildet hat, um damit die anaxagorische
Lehre präciser zu bezeichnen, scheint mir nicht sehr erheblich. Ersteres
war bis auf Ri t ter die allgemeine Meinung, und ward nach Kitter von
S c h a u b a c h wieder vertheidigt; letzteres scheint mir, nach Schaubach,
P h i l i p p s on In seiner "Yln ^v^noirivri pag. 188 sqq. über jeden Zweifel erhoben
zu haben.
3) Theophr. hisU plant. III, cap. 1. sect.
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