340 B u c h IV. Kap. 1. §. 49.
Andere, die er aus einer früheren Zeit in die seinige zu verpflanzen
sich sein ganzes Leben über vergebens bemühete, wodurch
er sich als Censor mit aller Welt verfeindete, sprechen sich
auch in dem uns vorliegenden Buche aus, unterandern in der
Vorschrift, altes abgenutztes Fuhrwerk, altes Eisen, alte kränkl
i c h e Sklaven, und was sonst nichts mehr taugt, zu verkaufen.
Die besten Ausgaben des Werks sind noch immer die von
J o h a n n Mathias Gesner^) und die von J o h a n n Gottlob
S e h n e i d e r 2). Den darin vorkommenden Pflanzen widmete ß o 11-
böll'^) eine besondere Abhandlung in dänischer Sprache, die ich
leider nur aus Schneider kenne, der sie fleissig benutzte.
Der in dem Buche herrschende Mangel an Ordnung, und
vornehmlich die auf ein missverstandenes Zeugniss des Servius
gegründete Annahme, Cato's verloren gegangene Praecepta ad
filium in mehreren Büchern und sein einzelnes Buch de Re Rustica
wären identisch, wonach denn freilich, was die Alten aus jenem
Werk anführen, in diesem gesucht werden musste, und sich nicht
fand, — verlockten Gesner zu der auch von Schneider lebhaft
aufgenommenen, von Andern wiederholten Meinung: wir besässen
Cato's Werk nur noch in einer durch Umstellungen Auslassungen
und fremde Zusätze entstellten Redaction eines späteren Grammatikers.
Diesen Irrthum, wodurch eins der ältesten und gehaltreichsten
Denkmäler der römischen Literatur auf kurze Zeit völliso:
entwerthet ward, hat neuerlich Klot z Schritt für Schritt verfolgt
und widerlegt. Allerdings ist das Werk kein Muster der
1) Scriptoi^es rei rusticae veteres latini. Curante J. 31. Gesnero. Lipsiae
173^. 2 voll. 4. Eine neue Auflage davon mit einigen Zusätzen besorgte J. A,
E mesti. Lipsiae 1173 — 4. 2 voll. 4,
2) Scriptores rei rusticae veteres latini, lllusiravit J. G. Schìie ider, Lips.
1793—6. 4 tomi in JX partes 8.
3) Rottböll anviärkinger og oplysninger Hil M. Porcius Cato de re rustica; in
Danske Vidensc. Selsk. Skrijter, Nye Sainl. vol. IV^ 1190^ pag. 229 sqq.
4) Klotz ^ über die ursprüngliche Gesiält von M. Porcius Cato's Schrift
de re riiMica^ — in Jahn und Klotz neuen Jahrbüchern der Philologie und
Pädagogik. Sappiementband X, 1844^ Seite 5 ff.
Buch IV. Kap. 1. §, 49. 341
Darstellung und Anordnung, manches steht am unrechten Orte,
anderes wiederholt sich; vieles, worüber man mehr erwartet, ist
kaum angedeutet oder fehlt ganz, wogegen anderes hier nicht am
Ort erscheint, wie das Ceremoniel ländlicher Opfer, Hausmittel
gegen Krankheiten der Menschen und Thiere, Eecepte zu Gerichten
aller Art : allein grade so schildern die Alten Cato's Werk.
Es zeigt sich unverkennbar als ein nach und nach zu verschiedenen
Zeiten zusammengeschriebenes Gedenkbuch, eine Sammlung eigener
und fremder Erfahrungen und Rathschläge über den Landhaushalt
und was nur näher oder entfernter damit zusammenhängt, und
war ursprünglich vielleicht gar nicht für die OefFentlichkeit bestimmt.
Von Theorie, namentlich von einer-naturwissenschafthchen
Grundlage der Pflanzenbehandlung keine Spur, als höchstens Kap,
41 die Vorschrift, beim Pfropfen genau Mark auf Mark zu passen,
hinter der sich die Meinung verbergen könnte, das Mark leite
den Saft.
Für uns gewinnt die Schrift nur dadurch Bedeutung, dass
sie, mit Einschluss der Varietäten und einiger ausländischer
Pflanzenproducte, welche die römischen Salbenhändler, Unguentarii,
feil boten, ungefähr 120 Pflanzen nennt. Da mir noch kein Verzeichniss
derselben bekannt ist, füge ich eins bei, und schalte
demselben noch ein Paar Pflanzen ein, die in einem Bruchstücke
Cato's bei Plinius genannt werden. Die Summe aller zu Cato's
Zeit den Römern bekannten Pflanzen ist aus diesem Verzeichniss
zwar nicht zu entnehmen, da z. B. Zierblumen nur in Bausch
und Bogen aufgeführt, von lästigen Unkräutern nur drei unterschieden
werden, und Zaubermittel und Gifte ganz fehlen; doch
wird es uns später zu interessanten Vergleichungen dienen. Um
bemerklich zu machen, wie vieles Cato, der erklärte Feind der
Griechen, diesen schon damals, oft vielleicht ohne es zu ahnen
verdankte, zeichne ich die ursprünglich griechischen Pflanzennamen
durch Cursivschrift aus. Aber ich wage nicht, die Namen
durchgängig zu deuten, da bei den meisten auch nicht ein einziges
bezeichnendes Wort steht, und manche Namen bei Cato und
seinen Nachfolgern sehr verschiedene Pflanzen bedeuten können.
f>
• t;
f .