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250 B u c h III. Kap. 2. §. 33.
Forschung nach dem Zusammenhange der Dinge, nach ihren Ursachen,
zeigt sich fast keine Spur. Sogar Glos sä, über Sprac
h e n , hatte er geschrieben, M^er weiss, ob nicht auch dies rein
grammatische Werk gleich allen andern in Versen?
33.
V e r l o r e n e griechische Schriftsteller über Heil- und
N a h r u n g s m i t t e l , von Nikandros bis auf Augustus.
Zu Anfang des fünf und zwanzigsten Buchs seiner Naturgeschichte,
worin der ßuhm der Arzneipflanzen besprochen wird
(ipsa, quae nunc dicetur, herbarum claritas, medicinae tantum
gignente eas tellure), sagt Plinius, nachdem er der geringen Leistungen
der Römer in der Heilmittellehre gedacht i ) : „Ausser
diesen haben die an ihrem Ort genannten griechischen Schriftsteller
der Medicin darüber gehandelt; unter ihnen Gratevas,
D i o n y s i u s , Met r o d o r u s , in der gefälligsten Weise, worin sich
jedoch fast nur die Schwierigkeit der Sache zu erkennen giebt.
Denn sie malten Bilder der Pflanzen, und schrieben ihre Wirkungen
darunter. Allein die Zeichnung ist trügerisch, und bei so
zahlreichen Farben, zumal im Wetteifer mit der Natur, verdirbt
vieles die ungleiche Geschicklichkeit der Maler. Ausserdem sao-t
es wenig, einzelne Zustände der Pflanzen zu malen, da sich nach
den vier Jahrszeiten ihr Ansehen verändert." Und Plinius hat
in der Hauptsache recht; so lange man Zeichnungen nicht mechanisch
zu vervielfältigen verstand, konnten sie der Botanik wenig
nützen. Noch jetzt kennen wir Sammlungen vorzüglicher
Originalgemälde von Pflanzen, z. B. die des königlichen Gartens
zu Kew bei London; für die Wissenschaft sind sie ein todter
Schatz. Gleichwohl bleibt es immer der Beachtung werth, dass
man so früh auch auf diesem Wege die Wissenschaft zu fördern
versuchte.
K r a t e u a s wird von griechischen Schriftstellern nicht selten
auch Kr a t e i a s oder Kr a t e a s , und demgemäss von den römi-
B u c h m . Kap. 2. §. 33. 251
J ) P l i n , hist, naiiir. X X V ^ cap, 2 , secU
sehen bald Cratevas, bald Cratejas genannt; der Scholiast
des Theokritos versichert sogar, er werde von Einigen K r a t i de s
genannt, und nennt ihn selbst bald darauf Kratidas*).
In einem der untergeschobenen Briefe des Hippokrates -)
verlangt derselbe von Krateuas , dem Enkel eines angeblich eben
so berühmten Krateuas, vorzüglich kräftige Pflanzen zur Behandlung
des angeblich wahnsinnig gcAvordenen Demokritos von Abdera.
Der ganze ziemlich lange Brief gleicht der Stilübung eines
Schülers. Gleichwohl schloss Lambecius daraus, Krateuas hätte
fünfhundert Jahr vor unsrer Zeitrechnung gelebt, und sogar
Fabricius stimmte ihm bei, indem er das, was offenbar sein
späteres Zeitalter verräth, auf einen zweiten Jüngern Krateuas bezog,
von dem die Alten nichts wissen. Erst Ii aller gestützt
auf Plinius Zeugniss, dass Krateuas dem Mithridates zu Ehren
eine Pflanze Mithridatea genannt habe, stellte ihn wieder in die
Zeit dieses Königs, welcher von 120 bis 63 v. Chr. regierte.
Von seinem Leben wissen wir nichts. Dioskorides stellt ihn
in der Vorrede seines Werks mit A n d r e a s zusammen, und nennt
diesen den Arzt, jenen den ß h i z o t ome n , vermuthlich nur, weil
sein Werk den Titel führte. Er rühmt beider Genauigkeit
in der Heilmittellehre, gleich nachdem er an JolasBithynos
und Herakl ides Tarentinos die gänzliche Vernachlässigung
des Botanischen getadelt. Dieser Verwurf traf also jene beiden
nicht. Gleichwohl setzt er hinza, sie hätten viele sehr wirksame
Wurzeln und einige Kräuter ohne Kennzeichen gelassen
{anaQaorn.istcoiov(; eYanai), also, wenn ich recht verstehe, nicht
a l l e gehörig beschrieben. Hätten sie gar keine Beschreibungen
geliefert, so hätte er sie von den beiden vorgenannten nicht
1) S c l i o L a d T h e o e r i i . 1 1 , v. 4 8 , V , v, 9 2 et 9 4 , Das wäre der Sohn
des Krates, also vielleicht niclit ohne Grund.
2 ) H i p p o c r a t i s o p e r a , edi t . K ü h n , I I I , p a g . 790.
3 ) L a m h e c i i coniinent- d e hihl ioth. Vindoh. / / , p a g , 552.
4 ) F a h r t e , bibliofh, g r a e c . X I I I , p a g , 129.
H a l l e r biblioth. botan. / , p a g . 57.
6 ) P l i n . X X V , c a p . 6 . s e c t . 26.
7 ) S c h o l , a d N i c a n d r i theriac, v e r s . 681.
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