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88 Buch II. Kap. 1. §. 15.
§. 15.
P h y t o l o g i s c h e Schriften des Aristotel e s.
Ich sollte jetzt eine Darstellung seiner schriftstellerischen Laufbahn,
und einen Abriss, wenn nicht seiner ganzen, mindestens
seiner Naturphilosophie folgen lassen, als Vorbereitung zu richtigem
Verständniss seiner phjtologischen Beobachtungen und Ansichten.
Doch zu ersterer fehlt es an hinlänglichem Material, und
dieser letztere ist bereits in einem umfangreichen Werke viel besser
ausgeführt, als mir, auch wenn es der Kaum gestattete, möglich
sein würde.
Das Werk, auf das ich mich hier beziehe, ist „die Philosophie
des Aristoteles, in ihrem innern Zusammenhange, mit besonderer
Berücksichtigung des philosophischen Sprachgebrauchs, aus dessen
Schriften entwickelt von F r anz Biese. Zwei Bände. Berlin
1835 u. 1842, in 8." Der erste Band enthält die Logik und Metaphysik,
der zweite die besondern Wissenschaften, und darunter
zuerst die Naturwissenschaft. Von Seite 128 bis 142 wird das
Leben der Pflanze behandelt, und Punkt für Punkt sind die Beweisstellen
den Aussprüchen beigefügt.- In der Vorrede zum ersten
Bande stellt der Verfasser sich selbst als eifrigen Anhänger Hegels
dar, und möchte die Färbung, die sein Buch von seinen eigenen
Ueberzeugungen annahm, gewiss nicht verleugnen. Das wäre bedenklich,
wenn es sich um eine Kritik der aristotelischen Philosophie
handelte; die einfache Darstellung derselben, hervorgegangen
aus gründlichem Studium sämmtHcher aristotelischen Schriften,
scheint mir dadurch um so weniger getrübt zu werden, je näher
sich Hegel selbst an Aristoteles schliesst. — Doch wie viel Rühmliches
sich auch von diesem Werke sagen lässt, ganz kann es uns
nicht dafür entschädigen, dass Brandi s die zweite Abtheilung
des zweiten Bandes seines in rein objectiver Auffassung alter Philosophien
unübertrefflichen „Handbuchs der Geschichte der griechisch
römischen Philosophie", die den Aristoteles umfassen sdlte.
B u c h IL Kap. 1. §. 15. 89
nachdem die erste Abtheilung schon sieben Jahr alt geworden,
noch immer nicht folgen Hess.
In literarhistorischer Hinsicht hat man sich mit den Schriften
des Aristoteles von den frühesten Zeiten her eifrigst und meist
mit Vorliebe beschäftigt, und doch im Ganzen wenig Genügendes
zu Stande gebracht. Eine lange Reihe seiner zum Theil sehr
umfangreichen und durchaus inhaltschweren Schriften hat sich
glücklich erhalten, und doch vielleicht nur ein geringer Theil
seiner sämmtlichen Werke 2). Sehr unsicher ist bei vielen die
Reihenfolge, noch unsicherer die Zeit der Abfassung der einzelnen
Werke, und was wir verloren haben, aus den blossen Titeln oft
kaum zu errathen.
Zu den verlorenen gehört leider auch die Theorie der
P f l a n z e n , die Aristoteles selbst im fünften Buch seiner Thiergeschichte
citirt 3). Auf dies Werk scheint er hinzudeuten, wenn
1) Indem ich dies drucken lasse, ist zwar endlich ein neuer Band des
Werks von Brandis erschienen, doch nur die erste Hälfte desselben, die,
nächst dem Leben und den Schriften des Aristoteles überhaupt, nur erst
seine Logik und Metaphysik behandelt.
2) Ich berufe mich theils auf das lange Verzeichnlss der aristotelischen
Schriften bei Diogenes Laertios und aus Andern vervollständigt bei Fabricius
(bibliotheca Graeca, edid. Harles, tom. III.), wiewohl manches Buch eines grösseren
Werks als besonderes Werk genannt sein mag; theils auf die Angabe des
Gesammtumfangs seiner Werke bei Diogenes Laertios zu 445,270 Zeilen (ffri^Oi).
Nach R i t s c h l ' s Unt e r suchunge n über d ieSt ichomet r i e der Alten,
im Anhange zu seiner gehaltreichen Schrift „die alexandrinischen
B i b l i o t h e k e n u. s. w." S. 110, verhalten sich die Zeilen, die Galenos in
den hippokratischen Schriften zählte, zu denen der kühnschen Ausgabe derselben
ungefähr = 10 : \% In Bekkers Ausgabe der Werke des Aristoteles
finde ich nach Abzug der notorisch unächten Schriften 1330 Seiten in 2 Columnen
mit durchschnittlich 35 Zeilen, folglich im Ganzen 93,100 Zeilen, die
durchschnittlich noch um einige Buchstaben kürzer sind als die des kühnschen
Hippokrates. Reducirt auf die Länge der von Galenos angenommenen
Zeilen, giebt das 77,580, mithin kaum den sechsten Theil der von Diogenes
Laertios angegebenen Summe der Zeilen sämmtlicher aristotelischer Werke.
3) &E(0()ia TISQI cfvrcjy. Man sehe unten in den Auszügen aus Aristoteles
Nr. 114.
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