ftl
J.B14
i
I
'i
'm
m
'm
268 Buch III. Kap. 2. §. 34.
chen dessen hätte er dem Senat der Ivataneer eine Hand voll
S c h ö l l k r a u t übersandt, ohne etwas Schriftliches hinzuzufügen.
Zur Antwort hätte ihm der Senat sofort nichts als ein Bündel
N i e s w u r z zurückgesandt." Bekanntlich sollte das Schöllkraut die
Blindheit, die Nieswurz den Wahnsinn heilen. - Haben wir nun
auch keinen Grund an der genannten Schrift des Agatharchides
zu zweifeln, so bleibt doch ganz ungewiss, wer er Avar, und wann
er lebte. Der Knidier desselben Namens, von dem ich später
sprechen werde, und von dem auch Haller an einem andern Orte
spricht, war^es sicher nicht. In dem langen Verzeichniss seiner
Schriften bei Photios i) kommt nichts vor, was in diesem den
Arzt oder Botaniker verriethe. Vielleicht ist es der Samier
Agatharchides, dessen viertes Buch von den Steinen der Verfasser
des dem Plutarchos zugeschriebenen Buches von den Flüssen citirt2).
Aber auch dessen Alter kennen wir nicht, wenn nicht gar,
wieFabricius») vermuthet, Agathyr s ides Samios zu lesenist!
Andere medicinische pharmakologische und diätetische Schriftsteller,
welche Haller unter die Botaniker aufnahm, "übergehe ich
ganz, da sich weder mit Grund vermuthen lässt, noch jemals die
Vermuthung ausgesprochen ward , dass sie ihre Gegenstände als
Botaniker behandelt hätten, und lasse sogleich eine andere Reihe
von Schriftstellern folgen.
1) Fh otii hihliotkec. cod. 213 pag. 547 edit, Hoeschelii»-
2) Pseu do-Plutarch de fluminihus; cap. de Maeandro, vol / / , pag, 1153
edit. Paris. 1624.
3) Fabric, bibl. graec, pag. 208,
Buch ID. Kap. 3. §. 35. 269
Drittes Kapite .
Die Magiker des alexandrinisclieii Zeitalters unter altgriecliischen
Namen.
§. 35,
P s e u d o - O r p h e u s .
Unverkennbar, wiewohl vielleicht noch nicht genug beachtet, ist
zur Zeit der Ptolemäer, neben dem freudigen Aufschwünge der sogenannten
exacten Wissenschaften, das plötzliche Emporwuchern
des Aberglaubens aus den niedern Schichten der Gesellschaft, denen
es freilich nie daran fehlte, in die höheren, und von da aus
in die Literatur. Verwechselt man nur den Aberglauben nicht
mit jener kindlichen Freude am Sagenhaften, die uns aus Herodotos
anlacht, oder mit jenem Mysticismus einer unergründlichen
Gedankentiefe, die wär an Piaton bewundern: so wüsste ich aus'
der schönern Periode der griechischen Literatur ausser Demokritos
keinen nur einigermassen bedeutenden Schriftsteller zu nennen,
den wir jenes Fehlers zeihen dürften. Alt ehrwürdigen Namen
begegnen wir zwar Schritt vor Schritt in der Literatur der Magie,
was sich aber von den Büchern rait solcherlei Namen an der Stirn
noch erhielt, oder mit reflectirtem Licht einigermassen beleuchten
lässt, kann ohne Ausnahme seine Unächtheit und späte Geburt
nicht verleugnen. Ja manche erscheinen grade um so jünger,
je ä\ter ihr angeblicher Verfasser war. Nur das, unsere Bücher
bis zu Adam oder den Präadamiten zurück zu datiren, blieb uns
Christen vorbehalten. Wolle man mich daher nicht ohne Prüfung
eines gewaltigen Anachronismus beschuldigen, wenn ich erst jetzt,
im alexandrinischen Zeitalter, auf O rpheus und Andere zu sprechen
komme, mit denen meine Vorgänger ihre Werke eröffneten.
Nach Plinius war Orpheus der erste, qui de herbis cu-
[i ^
.iirP
1) Plinius XXV^ cap. 2 sect. 5.