Hl
iì-.i 1 • -
•i-'
116 Buch IL Kap. 1. 16.
so werden auch die Körper der Thiere unvollkommener, vielfüssig,
endlich fusslos und auf den Boden gestreckt. So allmälig weiter
gehend, bekonmien sie das Princip (ihres Lebens) unten, der
Theil, der ihnen als Kopf dient, wird bewegungs- und empfindungslos,
und sie werden Pflanzen, indem sie das Oben unten,
das Unten oben haben. Denn die Wurzeln haben bei den Pflanzen
die Bedeutung des Mundes und Kopfes, der Same die des Gegentheils;
denn er entsteht oben an den äussersten Trieben.
66. Was die lange Dauer der Bäume betrifft, so ist deren
Ursache aufzufassen; denn sie hat eine besondere Ursache, die
bei^ den Thieren, die Insecten ausgenommen, fehlt. Die Pflanzen
verjüngen sich beständig, daher dauern sie lange. Beständig
machen sie neue Triebe, andre altern; eben so mit den Wurzeint
Doch nicht auf einmal, sondern bald verdirbt nur der Stamm,
bald der Stockausschlag, und anderer wächst nach; sind es aber
die Wurzeln , so entstehen andere aus dem, was übrig bleibt.
Und so währt das Vergehen und Entstehen immer fort, darum
sind sie langlebig.
67. Die Entstehung der Keime (wörtlich der Samen) erfolgt
bei allen von der Mitte aus Beim Pfropfen und Ablegen
erfolgt das vornehmlich an den Knoten. Denn der Knote ist gewissermassen
Anfang (in welchem das Lebensprincip liegt) des
Zweiges, und zugleich Mitte. Weshalb man ihn (beim Ablegen)
wegnimmt, oder auf ihn pfropft, damit aus ihm Zweig oder Wurzeln
entstehen, indem Stengel und Wurzel ihren Anfang von der
Mitte aus haben.
68. Das Gesagte findet auch statt bei den Pflanzen, auch
bei ihnen geht der obere Theil dem untern in der Bildung voran.
Denn die Samen treiben früher Wurzeln als Stena-el.
tiö) De vita longa et brevi cap. 6. pag. 467 a.
a) AVarum Wimmer die Worte von Doch nicht auf einmal an, bis
liierher, für verdorben oder eingeschoben hält, verstehe ich nicht.
67) De juvent. et senect. cap. 3. pag. 468 a.
68) De generai, animai. I I , cap. 6. pag. 741 b.
B u c h II. Kap. 1. §. 16. 117
69. Das leuchtet ein sowohl bei den Pflanzen, wie bei den
Thieren, bei den Pflanzen, wenn man deren Entstehung aus Samen
oder das Pfropfen oder Ablegen betrachtet. Die Entstehung aus
Samen findet bei allen von der Mitte aus statt. Denn da sie alle
zAveiklappig sind, so ist auch die Stelle, wo sie zusammengewachsen
sind, für jedes der beiden Stücke die Mitte. Von hier
aus entwickelt sich soAvohl der Stengel wie die Wurzel; Anfang
ist ihnen die Mitte.
70. Same und Frucht unterscheidet sich durch das Vorher
und Nachher. Die Frucht wird aus einem Andern, aus dem Samen
wird ein Anderes, ausserdem sind beide dasselbe.
71 wie gekochte Hülsenfrüchte und andre Früchte, weil
sie hauptsächlich aus Erde bestehen, wenn die damit gemischte
Feuchtigkeit entweicht. Denn auch diese werden hart und ganz
erdig.
72. Samen zu tragen beginnt das Männchen gewöhnlich erst
nach Verlauf von zwei mal sieben Jahren. Zugleich beginnt auch
die Behaarung der Mannbarkeit, wie denn auch von den Pflanzen
der Krotoniate Alkmäon sagt, dass sie, wenn sie Samen tragen
wollen, erst blühen.
73. Auf dieselbe Weise leitet auch die Natur das Blut durch
den ganzen Körper, da er der Stoff des ganzen Körpers ist.
Augenscheinlich geschieht das vornehmlich in sehr verdünnten
Theilen; denn in den Wein- und Feigen- und andern Blättern
zeigt sich nichts anderes als nur Adern. Denn wenn dieselben
vertrocknen, so bleiben nur Adern. Der Grund davon ist, dass
das Blut und was seine Stelle vertritt, der Möglichkeit nach Körper
und Fleisch oder das, was dessen Stelle vertritt, ist.
(39) De juvent. et senect. cap. 3. pag. 468 h.
70) De gener. animal. I , cap. 18. pag. 724 b.
71) De partib. animal. / / , cap. 7. pag. 653 a.
72) Histor. animal. VI I , cap. 1. pag. 581 a.
73) De partib. animal. I I I , cap. 5. pag. 668 a.
if t
f:
' I