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32 B u c h I. Kap. 2. §. 5.
lernten sie erst im Kampf mit iin-en Widersachern", den Eleaten,
von diesen selbst. Mit Kecht heissen sie daher bei den Alten,
wie schon bemerkt, gewöhnlich P h y s i k e r oder Physiologen,
da sie sich fast nur mit der Physis, der Natur, beschäftigten. Es
liegt in der Natur meiner Aufgabe, dass ich mich vorzugsAveise
bei ihnen, und unter ihnen am längsten bei demjenigen aufhalten
muss, von dem sich am meisten erhalten hat. Denn leider ist von
manchen nicht viel mehr als der Kuhni ihres Namens auf uns gekommen.
Dem Aher nach die zweite griecldsclie Schule der Philosophie,
die der P y t h a g o r c e r oder P y t h a g o r i k e r, ward freilich
nicht nach der Gegend, worin sie entstand und vorherrschte,
sondern nach ihrem Stifter P y t h a g o r a s genannt, der verniuthlicli
zwischen 540 und 500 v. C. zu Kroton in Unteritahen am Tarentinischen
Meerbusen blühete; wie aber die Schule der Physiker
auf lonien, eben so bestimmt beschränkte sich diese lange Zeit
auf die Kolonien dorischer Griechen in Unteritalien (Gross-Griechenland)
und Sicilien. Von ihr sind wir am wenigsten unterrichtet,
und das Wenige iiiesst aus so unlauteren Quellen, trägt so
viel Spuren späterer Entstellung, dass wir uns von ihrer wahren
Lehre kaum eine richtige Vorstellung machen können. Eine geschlossene,
unsern Orden ähnliche Gesellschaft mit vielen Schwestergesellschaften
bildend, hatten die Pythagoreer vor allem eine
strenge, streng sittliche Ordensregel, die der ganzen Schule eine
mehr praktisch-pohtische als theoretisch-wissenschafthche Färbung
gab. Doch war auch ihre Lehre ganz eigenthümlicher Art, gegründet
auf gewisse Eigenschaften der Zahlen, die der einzig wahre
Ausdruck alles dessen sein sollten, was der Mensch erkennen kann.
„Den Pythagoreern, sagt Aristoteles, ward die Mathematik zur
Philosophie;" was man jedoch nicht im Sinne neuerer Mathematiker
nehmen darf, die ihre Wissenschaft als die einzig exacte
allen andern voranstellen. Denn was kann weniger exact sein, als
die Zurückführung des Unbegrenzten (des Bedingten, Wandelbaren)
auf die gerade (theilbare) Zahl, des Begrenzenden (Bestimmenden,
Ewigen) auf die ungrade Zahl, wovon die Pythagoreer
B u c h I. liap. 2. §. 5. 33
auso-ingen? oder die Beziehung der Fünf auf die Qualitäten der
Dino-e, der Sechs auf Belebung, der Sieben auf Gesundheit Licht
Intellio-enz, der Acht auf Freundschaft Liebe Verstand u. s. w.?
Und nicht etwa nur symbolisch legte man den Zahlen dergleichen
Bedeutungen bei, sondern man betrachtete sie als inhaftende Princii)
ien der Dinge. Mag diese Lehre die Mathematik gefördert,
mag jene Ordensregel grossen Einiluss auf die Sittlichkeit geübt
haben, für die Naturwissenschaft bheb beides unfruchtbar. Erst
eine spätere Zeit dichtete den Pythagoreern vieles Andere an, was
vor der Kritik verschwindet, und das allein nöthigt mich später
noch einmal auf Pythagoras zurück zu kommen.
Die dritte und jüngste der drei Schulen die der Eleaten
träo-t ihren Namen von der einzelnen Stadt Elea oder Helia am
Meerbusen von Salerno, also nicht sehr fern vom Ausgangspunkt
der Pythagoreer. Aber hier lebte und wirkte als ein Eingewanderter
der Gründer der Schule X e n o p h a n e s aus Kolophon etwa
460 V. C., und sie ist die Vaterstadt zweier späterer Koryphäen
derselben Schule, des Parmenides und des Zenon. Im Gegensatz
gegen die ionischen Physiker hönnte man die Eleaten
nicht unpassend die Metaphys i k er nennen. Denn ausgehend
vom reinen unwandelbaren Sein, von dem sie zum Werden keinen
Uebergang fanden, erklärten sie die Erscheinungen der wandelbaren
Sinnenwelt entweder für ungewiss und ausserhalb der Grenzen
wahrer Wissenschaft liegend, oder gradezu für blossen Schein.
Dass bei dieser Richtung die Naturwissenschaft ebenso viel verlieren,
wie die Dialektik gewinnen musste, versteht sich von selbst;
und wenn demungeachtet Parmenides in seinem bis auf wenige
Zeilen untergegangenen Lehrgedicht von der Natur sehr umfassende
Naturkenntnisse entwickelt zu haben scheint, so machte er
wenigstens den Uebergang zu dem sie enthaltenden Theil seines
Werks mit den bedenklichen Worten:
„Hiermit schhess ich dir ab das verlässige Wort des Gedankens
„Lauterer Wahrheit voll. Nunmehr auch sterbliche Lehren
„Merke dir, meines Gesangs leicht trügliche Fügung vernehmend."
M e y e r , Gesch. cl. Botanik. 3
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