&2 B u c h I. Kap. 2. §. 9. B u c h L Kap. 2. §. 9. 63
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gen, dessen Zeltalter Petersen noch etAvas näher als seine Vorgänger
bestimmte, ivrüger hatte bemerkt , dass er des berühmten
um 4G7 V, C, bei Aegispotamos gefallenen Meteorsteins gedenke,
vmd ihn daher in das Jahr 465 gestellt; Brandis suchte diese Angabe
durch die Nachricht des Simplicius zu unterstützen, er sei
:'ast der jüngste der Physiker; Petersen zeigte, dass sich gewisse
Spöttereien des Aristophanes in den Wolken fast nothwendig auf
ihn beziehen müssen. Diese Komödie ward 423 und nochmals
422 V. C. in Athen aufgeführt, ohne Zweifel noch bei Lebzeiten
des Diogenes, da sich der Komiker um Todte nicht viel zu kümmern
pflegte. Petersen lässt demnach den Diogenes etwa um 429
blühen.
Wie viel Diogenes dem Anaxagoras verdanken mag, so sehr
wich er gleichwohl in den Grundbestimmungen von ihm ab. Der
Unterschied von Stoff und Kraft, Körper und Geist, verschwindet
bei ihm wieder; Träger des Geistes wird wieder ein bestimmter
Stoff, nämlich die Luft , und des Anaxagoras unendlich viele,
ursprünglich verschiedene Samen der Dinge oder Homöomerien
werden wieder zu einem einigen unendlich wandelbaren Stoff. Von
seinen phytologischen Meinungen wissen wir nur, dass die Pflanzen
aus faulendem Wasser mit Erde vermischt entständen-), und
dass sie, weil sie nicht hohl wären, also keine Luft in sich aufnehmen
könnten, auch der Erkenntniss gänzlich ermangelten^).
Neben Diogenes stelle ich nach Petersen'^) den H i p p o n aus
R h e g i o n (nach Sextus Empiricus und Origines) oder Melos
(nach Clemens Africanus, wenn die Lesart richtig ist*'^). Bran-
1) Petersen^ C., Hippocratis nomine quae circumfeviintur scrij^ia ad temporinn
rationes disposita. Pars prior, pag, S1 und 49 sqq. Steht im Index scholarinn
Gymnasii Hainh argen sis. Hamburg^ 1839. 4,
2) Theophr. hist, plant, ITI^ cap, 1. sect, 4.
3) Ejusd. de sensu sect. 44. edit, operuin Schneid. pag. 665. edit. Philipp
son in Ejusd. vXrj äpd-ocoTriyrj pag, 120.
4) Petersen L c. pag. 33 sq. nota -f)
5) Des Censorinus Worte cap. 1. sect. 5.: Hipponi Metapontino sive^ ui
Aristoxenus auctor est ^ Samio ^ beruhen nach Bergk auf einer Verwechselung
mit dem Hippasos Metapontlnos.
disO lässt ihn gleich nach Thaies folgen, doch nur wegen einer gewissen
Aehnlichkeit der Lehre, und mit der ausdrücklichen Bemerkung,
er sei wahrscheinlich ungleich später. Dass es so ist, zeigte Petersen,
indem er Spöttereien, die sich nach dem Zeugniss des
Grammatiker Krates auf Hippon beziehen, in den Wolken des
Aristophanes nachwies, woraus sich abnehmen lässt, er habe zur
Zeit der Aufführung dieser Komödie, also im Jahr 423 oder 422,
oder mindestens nur kurz zuvor gelebt, sei also Zeitgenosse des
Diogenes. Bestätigt Avird diese Zeitbestimmung durch des Hippon
Widerlegung derer, welche das Blut für die Seele hielten, was unseres
Wissens Empedokles^) zuerst angenommen. Dass er nicht,
wie bei Sprengel 3), zu den ßhizotomen gezählt zu werden verdient,
sondern wirklich zu den Philosophen der ionischen Schule
gehört, ergiebt sich schon daraus, dass Aristoteles ihn, wiewohl
nicht ohne Ausdruck der Geringschätzung , mitten unter den loniern
anführt. Er scheint, wie Brandis glaubt, ein höheres vom
Stoff gesondertes denkendes Princip geleugnet, und alle übrigen
Stoffe aus dem Wa s s e r abgeleitet zu haben. Von seinen phytoloo:
ischen Meinungen kennen wir nur die eine, dass der Unter- < }
schied der z a hme n und wi lden Pflanzen erst durch die Cultur
entstehe, und bei Vernachlässigung derselben wieder verschwinde.
Theophrastos der sie anfuhrt, billigt sie im Ganzen, doch nicht
unbedingt.
'!) Brandis Handbuch /, S, 121 ff.
%) Sturz^ Enipedocles pag, 439 und die Verse 315 — 317. Doch ist dies
Argumeut darum nicht ganz zuverlässig, well P o r p h y r i o s {in Stob, eclog.
cap. 52, pag. 1024 edit. Heeren), der uns die betreffenden Verse des Empedokles
erhielt, nicht nur schon dem Homeros etwas willkürlich dieselbe Meil
i n g zuschreibt, sondern hinzusetzt: „wie auch viele derer, die nach ihm,
-versichern."
3) Sprengel Gesch. d. Bot. .S. 51.
-4) Arisiot. metaphys. i, cap. 3. pag. 984 a.
5) Theophr. hist. ¡jlant. HI, cap. 2. sect. 2. Vergl I, cap, 2. sect. 5.
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