.(, a
• :
i î
il .
102 Buch II. Kap, 1. §. 16.
genannten Theile der Seele fest gestellt ist, class nämlich der er- ;
nährende von den andern verschieden, ohne ihn aber keiner der
andern ist, ergiebt sich, warum bei denjenigen Lebendigen, denen ,
nur Zu- und Abnahme zukommt, wie bei den Pflanzen, Aveder '
Schlaf noch Wachen waltet. Sie haben nicht den empfindenden
Theil (der Seele), Aveder theilbar noch untheilbar; — denn der
Möglichkeit und dem Sein nach ist er theilbar. Nicht minder
ergiebt sich daraus, warum kein Lebendiges ist, was immer schläft
oder immer wacht, sondern diese Erleidungen beide mit einander
bei denselben Thieren walten.
31. Eine Schwierio;keit beim Schlafen und Wachen hat deren
erste Entstehung, die Frage, ob bei den Thieren das Wachen oder
der Schlaf zuerst walte. Denn daraus, dass sie mit zunehmendem ^
Alter wachsamer Averden, möchte man auf letzteres schliessen, dass
nämlich bei ihrer ersten Entstehung der Schlaf walte; eben so
daraus, dass der Uebergang vom Nichtsein zum Sein durch den
Mittelzustand geschehen muss. Der Schlaf scheint aber zwischen
der Natur des Lebens und Nichtlebens die Mitte zu halten, und .
der Schlafende Aveder völlig zu sein noch völlig nicht zu sein.
Denn im Wachen waltet das Leben vornehmlich wegen der Em- t
pfindung. Wenn aber auch das Thier nothwendig Empfindung
haben muss, und gewissermassen mit dem Eintritt derselben erst
Thier Avird: so darf man gleichwohl den anfänglichen Zustand
nicht Schlaf, sondern nur schlafartig nennen, gleich wie den,
welcher der Gattung der Pflanzen zukommt. Denn wirklich führen
die Thiere um jene Zeit ein Pflanzenleben. Dass aber der Schlaf
auch bei den Pflanzen walte, ist unmöglich; denn ohne Erwachen
giebt es keinen Schlaf, und jener dem Schlaf vergleichbare Zustand
der Pflanzen ist unerweckbar.
31) I)e générai, animal. F, cap. 1, pag. 778 h.
Buch II. Kap. 1. §. 16. 10^
V. Von der eignen Wärme der Pf lanzen und deren
IT a u p t Av i r k u n g e n.
32. Da alles Lebendige eine Seele hat, und diese, wie gesagt,
ohne natürhche Wärme nicht waltet, so haben die Pflanzen in
der Nahrung und in dem Umgebenden ein angemessenes Mittel
ihre natürliche Wärme zu regeln,
33. Nachdem wir vier Ursachen der Elemente unterschieden
laben, wobei sich ergab, dass aus der paarigen Verbindung derselben
die vier Elemente sind, und zwar zwei active, die Wärme
und die Kälte, und zwei passive, die Trockne und die Feuchte
32) De juvent. et senect, cap. 6. pag. 470 a.
33) Meieoror. IV, cap. 1. pay. 378\.
a) Den Ausdruck Elemente {öxotyßci) gebraucht Aristoteles in zwiefacher
Bedeutung. Oft versteht er darunter, dem altern Sprachgebrauch oder vielîBehr
den frühern philosophischen Systemen gemäss, die vier damals unterschiedenen
liauptformen der Materie, Feuer Wasser Luft und Erde, oder,
wie einige Neurere mutlimassen, das was wir Aggregatzustände zu nennen
pflegen, das Feste (Erde) tropfbar Flüssige (Wasser) elastisch Flüssige (Luft)
nebst dem Inponderablen (Feuer). Oft aber auch, und namentlich da, wo
er diesen Gegenstand systematisch behandelt (de generat. et corrupt. II, cap, 1—8^
besonders 3), bezeichnet er als Elemente ausdrücklich die vier Principien
des Warmen Kalten Trocknen und Feuchten, aus deren combinirter Wirkung
auf die an sich bestimmungslose Materie er jene vier einfachen Körper
{anla acof^tara)^ wie er sie hier nennt, auf folgende Art sich entwickeln lässt.
Da unter Vieren nur sechs paarweise Verbindungen möglich sind, das einander
Entgegengesetzte, wie Wärme und Kälte, Trockne und Feuchte, sich
aber nicht verbinden kann, weil es einander aufhebt, so bleiben nur vier
Verbindungen übrig, und diese sind:
1) die des Warmen und Trocknen = Feuer,
2) die des Warmen und Feuchten = Luft,
3) die des Kalten und Feuchten = Wasser,
4) die des Kalten und Trocknen = Erde.
Dabei lässt er aber in jedem der vier einfachen Körper eins der beiden in
ihm verbundenen Principien vorwalten, im Feuer das Warme, in der Luft
das Feuchte, im Wasser das Kalte, in der Erde das Trockne. Und hieraus
erklärt sich, wie er später nicht selten an Stellen, wo der Zusammenhang
kein Missverständniss befürchten lässt, jene vier principiellen Elemente und
é
"i
t'iii
r f
"•'nv'x.
: m n
,