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22 B u c h 1. Kap. 1. §. 4.
zu sehr austrockne i); er nahm zahllose Unterschiede des Geschmacks
an, gleichwie die alten Physiologen 2). — Das ist alles,
was wir von ihm wissen, uns selbst ein Urtheil über ihn zu bilden,
nicht hinreichend; doch scheint es, dass Theophrastos etwas au'
ihn hielt. Neuere rechneten ihn bald zu den Aerzten, bald zu
den Rhizotomen, bald zu den Philosophen, mit denen ihn Theophrastos
in der zuletzt angeführten Stelle zwar zusammen nennt,
doch keineswegs verbindet. WahrscheinUcher finde ich, auch ohne
Rücksicht auf Schneiders Hypothese, dass er Georgika geschrieben.
Ob Leophanes hierher zu rechnen, ist noch weniger gewiss.
Nach Theophrastos empfahl er den schwarzen Boden, der sowohl
Regen als Dünger vertrage, da er sowohl Wärme als
Feuchtigkeit in sich aufnehme. Aristoteles widerspricht seiner
Behauptung, durch Unterbindung des rechten oder linken Testikels
Hessen sich willkürlich Mädchen oder Knaben erzeugen. Mehr
wissen wir nicht von ihm.
Von Androsthenes haben wir durch Theophrastos s) die
einzige Erzählung, auf der Insel Tylos im Rothen Meer bekäme
das Salzwasser den Pflanzen besser als Regenwasser, Daher die
Bewohner ihre Saaten nach jedem Regen mit zugeleitetem Meerwasser
abzuspühlen pflegten.
Haller 6) nennt als ältere Schriftsteller über den Landbau
noch zwei sehr berühmte Männer, den Pythagoreer Archytas
T a r e n t i n o s , den ersten, der die Erde sich um die Sonne
schwingen Hess, der auch als Staatsmann keine unwichtige Rolle
spielte, und Piatons zweite Reise nach Sicilien in poHtischer Absicht
veranlasst haben soll; und den Arzt Chrysippos Knidios,
einen Zeitgenossen des Aristoteles und Lehrer des als Arzt
des
]) L. c. II, cap. 4. sect. 3.
3) L. c. VI, cap. S. sect. 5, nach Schneiders nachträglicher
Textes aus dem Cod. Urbinas.
3) L. c. II, cap. 4. sect. 12.
4) Ar ist. de gener. animal. IV, cap. 1, pag, 765.
5) Theophr. l. c. II, cap. 5. sect. 1.
6) Hall er biblioth. hotan, I, pag. 29 et 38.
B u c h I. Kap. 1. §. 4. 23
noch berühmteren Eras i s t ratos , vermuthlich denselben, dessen
Erwähnung bei Plinius schon oben i) vorkam. Den ersten nennt
Varrò 2) allerdings unter denjenigen griechischen Schriftstellern,
bei denen ein römischer Landwirth sich Raths erholen könne, und
so auch Columella 3) im Verzeichniss agronomischer SchriftsteHer.
Des letztern Georgika soH nach HaHer Diogenes Laertios citiren.
AHein grade dieser nennt zwar zwei SchriftsteHer über den
Landbau, den einen Archytas, den andern Chrysippos, doch nur
um sie von den gleichnamigen Männern, denen HaHer die Schriften
über den Landbau zuschreibt, zu unterscheiden, und ohne ihr
Zeitalter anzugeben. VermuthHch lebten sie später; wir wissen
weiter nichts von ihnen.
Hier scheint mir der schicklichste Ort über K l e idemos zu
sprechen, von dem wir zwar kein besonderes Werk über den
Landbau kennen, dessen von Theophrastos aufbewahrte die Pflanzen
betreffende Aussprüche jedoch meist agronomischen Inhalts
sind. Sie lauten : 1) Thiere und Pflanzen beständen aus denselben
Stoffen, doch diese aus minder reinen und warmen als jene^);
2) das Treiben einiger Pflanzen im Winter würde durch die ihnen
eigenthümliche Wärme, das anderer im Sonmier durch die ihnen
eigenthümliche Kälte bewirkt 6) ; 3) die beste Saatzeit wäre der
Untergang der Pleiaden, denn sieben Tage darauf träte Regen
ein; unsicher wäre die Saat zur Zeit des kürzesten Tages, denn
um diese Zeit gliche der Boden schlecht gekämmter Wolle, Dünste
weder anzuziehen noch auszuhauchen fähig "i); aus überreicher
Nahrung entständen gewisse Krankheiten der Feigen, Oelbäume
und Weinstöcke
1) Seite n.
2) Varrò de re rustica I, cap. 1. sect. 9.
3) Columella de re rustica I, cap. 1. sect. 11,
Berichtigung 4) Diog. Laert. de vitis philosoph. VIII, cap. 4. sect. 82, und VII, cap. 7.
sect, 186.
5) Theophr. hist, plant. Ill, cap. 1. sect. 4,
6) Ejusd. de causis plantar. I, cap, 10. sect, 3.
7) L. c. III, cap. 23. sect. 1 et 2.
8) L. c. F, cap. 9. sect. 10.