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398 B u c h III. Kap. 3. §. 61.
Gedichte zugleich scheinen sich dann die Verse des Dionysius
Cato^) zu beziehen:
„ Bist mehr du beflissen der Kräuter
Heilkraft' auszuspähn, es erklärt im (redicht sie dir Macer,
Dass vom Körper du leicht abwendest jegliche Krankheit."
Gesetzt nun, was schon an sich nicht unwalirsclieinlich, beide
Werke hätten sich dem Inhalt nacli genau an ihre Vorbilder gehalten,
so wäre damit zugleich das Räthsel gelöst, warum Plinius
den Macer nicht neben dem Cato, Lenäus und Valgius, zu den
lateinischen Schriftstellern über Arzneipflanzen zählte. Im Verzeichniss
seiner Quellen nennt er ihn bei Buch IX, X und XI,
die von den Fischen Vögeln und Insecten handeln, er nennt ihn
nicht bei Buch X X und den folgenden, die von den Arzneipflanzen
handeln; hier nennt er den Nikandros selbst. Geht nicht
auch daraus hervor, dass die Ornithogonie ein Originalwerk, die
Theriaka und Alexipharmaka blosse Uebersetzungen waren? und
dass wir Botaniker bei deren Untergang wenig verloren haben?
Die wenigen und ganz unbedeutenden Fragmente der Gedichte
des Macer, die sich bei den Grammatikern erhielten, sammelte
Broukhusius in seinen Noten zum Tibullus (II, eleg. 6), woraus
sie in Fabricii bibhotheca graeca (XIII, pag. 36) übergingen. Nur
Ein Vers verdient hier eine Stelle :
Inter praeteritas numerabitur ocymus herbas.
Man vergleiche die Bemerkung über Ocimum im Verzeichniss der
bei Cato vorkommenden Pflanzen'^).
Das ist alles, was wir von den botanischen Leistungen der
ßömer vorn A-ufgang bis zum Culminationspunkt ihrer Literatur
1) Catonis distich, Jl^ prooem,
2) Be! Charisius, in der Sammlung von Putsch pag. 55.
3) Ueber das ins Mittelalter gehörige Gedicht des Macer Floridas de
virtutibus herbaruin wird später zu sprechen sein. Ich bemerke das nur, weil
es früher den Namen des Aemi l ius M a c e r trug, und selbst lange nachdem
man den Irrthum eingesehen hatte, in den Handbüchern der Literatur
immer noch beim Aemilius Macer besprochen zu werden pflegte.
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Avissen oder mit Grund vermuthen können; nicht einmal dem gleich
zu stellen, was die Griechen auf demselben Felde lange vor Theophrastos
und Aristoteles geleistet hatten, obsclion diese griechischen
Heroen der Naturwissenschaft nebst vielen uns verloren gegangenen
Nachfolgern derselben den Römern bekannt waren, und als Muster
vorleuchteten. Wie unwissend und leichtgläubig aber selbst hochgebildete
Kömer ausser den genannten in botanischen Dingen
waren, davon zum Schluss nur ein einziges Beispiel. Mit Recht
sagt Plinius er wundere sich, dass T rogus geglaubt habe, bei
den Babyloniern würden die Blätter der Palme gesäet (das heisst
freilich gesteckt), und daraus erwüchse der Baum. Das ist der als
Historiker berühmte Trogus, der auch von den Thieren geschrieben
haben solPj.
1) Plin. hist. nat XVJI, aap, 10 sect, 9.
2) Gharisiits apud Pitts cliium pag. 79, Was Plinius sonst, namentlich
XI, cap. 39 sect, 94 und cap. 42 sect. 114, von ihm anführt, scheint eher einer
auf Vergleiche mit Thieren gegründeten Physiognomik des Menschen, als
einer Thiergeschichte entnommen zu sein.
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