386 B u c h IV. Kap. 2. §. 56.
durch Wau mit blauer Farbe verbunden^ Blau durch Wald (vltrum,
quod Graeci isatin appellant).
Uni nun im achten Buch die Anlange von Brunnen und
Wasserleitungen gründlich zu lehren, spricht Vitruvlus zuerst
(cap. 1) von den Zeichen, dass man beim Graben Wasser, und
zwar gutes Wasser finden werde. Dazu gehört das Vorkommen
solcher Pflanzen, die ohne Feuchtigkeit im Boden nicht entstehen
noch sich ernähren können, als: zarte Binsen wilde Weiden Erlen
Keuschbaum Schilf Epheu und andere der Art. Oft findet man
sie zwar auf Senkungen des Bodens, in denen das Regenwasser
zusammenläuft. Wo das aber nicht der Fall ist, da zeigen sie
Wasser in der Tiefe an. Das f o I g e n d e K ap 1 t e l , vom Regenw^
asser, enthält zwar nicht unmittelbar Botanisches, empfielt sich
aber dem Botaniker durch eine sehr gesunde Erörterung des für
das Pflanzenleben so wichtigen sogenannten meteorologischen Processes
der Wasser- und Wolkenbildung, nebst sehr bestimmten
Andeutungen der nach den Tempei'aturen wechselnden Capacität
der Luft für den Wasserdampf. Im dri t ten Kapi tel , von der
Natur verschiedener, besonders warmer und mineralischer Quellen
und Gewässer, wird deren Verschiedenheit auf die Arten des
Bodens, woraus sie entspringen zurückgeführt, und erläutert durch
die Verschiedenheit des Geschmacks der Früchte nicht nur verschiedener,
sondern sogar derselben Pflanzenarten je nach Be
bekannten Namen viirum oder isatis vorkommt. Saidas hat vdyr]^ eine Pflanze
und vayLPoßa(_f>^g XiicoP, ein damit gefärbtes Gewand. Die richtige Bedeutung
des Namens, den kein Neuerer erklärte, fand schon vor einigen hundert
Jahren Turnebus (Ädversar. XIX^ cap. 25), und verbesserte darauf die
Stelle des P a u s a n l a s (X, cap. 36 sect. 1), in welcher die Kermeseiche und
ihr Product der Kermes mit dem Zusatz beschrieben wird, die Griechen
nennten den Strauch (Qitercus Ilex) y.oxxov^ die G a l l i e r in ihrer Sprache
vg (Sau); nach Turnebus vayriP. Wie abgeschmackt klingt dagegen Kühn's
(auch von Facius in seiner Ausgabe des Pausanias mitgetheilte und gebilligte
Erklärung der gewöhnlichen Lesart! In dem Laute des Wortes ^oxxog
die Gallier ihr einheimisches coche (cochori) gehört, und deshalb die Pflanze
vg, Sau, genannt. Kühn übersieht ganz, dass das Wort vg oder lieber vöyr]
von Pausanias gradezu ein g a l l i s che s genannt wird.
B u c h IV. Kap. 2. §. 57. 387
schaiFenheit des Bodens, worauf sie wachsen. Wer diese Stellen
in einer neueren Sprache ohne Angabe des Verfassers läse, könnte
in Versuchung kommen, sie einem Chemiker oder Physiologen
der neuesten Schule zuzuschreiben; so bestimmt wird darin die
Verschiedenheit der Pilanzensäfte nicht aus der Natur der Pflanzen
selbst, sondern lediglich der Nahrung, welche Jsie empfangen,
erklärt. Doch schwindet die Täuschung, wenn als letzter Grund
der Verschiedenheit der Erdsäfte nicht ihre chemische BeschaiFenheit,
sondern der mehr oder minder spitze Winkel, unter welchem
die Sonnenstrahlen eine G-egend treffen, bezeichnet wird.
Die beiden letzten Bücher, von den Sonnenuhren, und
vom Maschinenbau, enthalten viel Astronomie und Mechanik,
Botanisches kommt darin nicht mehr vor.
§. 57.
S e i n Leben.
Wann und wo er geboren war, ist unbekannt. Eine Sage,
welcher der Marchese MaiFei in seiner Verona illustratai) historischen
Werth zu geben bemüht war, macht ihn zu einem Veron
e s e n . Ihr Ursprung ist leicht zu errathen. Noch befindet sich
an einem alten Bauwerk zu Verona folgende Inschrift: L. Vitruvius
L. L. Cerdo Architectus, „Lucius Vitruvius Cerdo der Architekt,
des Lucius Vitruvius Freigelassener." Weit öfter wiederholt
sich der Geschlechtsname der Vitruvier auf Inschriften, die man
in Unteritalien beiFormiä, dem heutigen Mola di Gaeta fand 2);
dort soll der König Alfonso nach dem Zeugnisse seines geheimen
Secretärs3) sogar die Grabschrift unseres Vitruvius gesehen
haben; und noch etwas südhcher bei Baj abfand man neuerlich
]) M ä f f ei Veron. illustr. vol. III, pars II, pacj. U f f . (nach Bahr).
'l) Tir ah 0 s chi I, pay 269 edit. Roman,
3) Fabric, bibl. latin I, pag. 481 edit Ernesti, mit dem Citât: Panormi^
tanus de doct. (liess dictis et factis) Alphons. I, pag. 47, apud Aen earn Sylv ium
pag. 476 0pp. Bekannthch commentirte letzterer die Schrift des Antonio
Beccatelli Palermitano über seinen König.
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