Theop hrßst's Naturgetichichte der Getüäch.^e^ iiher,setzt von Sprengel, Jl. S. 4.
1) Diog. La'ert. V, cap. 2 sect. 36 et 52, cap, 6 aeQi, 76'.
2) Hailer bihl. hot. 7, pa<j. 34.
{•• t
I"
150 B u c h II. Kap. 2. §. 17. B u c h II. Kap. 2. §.17. 151 ••li'i', .Ut
! 4
lässt er sich auf die Aussagen der Landleute. Die Ausdrücke:
so sagt man; so sprechen die Arkadier; so erzählen die Anwohner
des Olymp; kommen oft vor. Ja eben so oft heisst es: das muss
noch untersucht Averden. Fast lächerlich ist es, wenn er sogar
von den Linden sagt, es müsse noch untersucht werden, ob sie
Kätzchen tragen/' - Aber wer^sollte glauben, dass wenige Jahre
später auch folgende Worte aus derselben Feder flössen? „Theophrastos
sammelte die Berichte Anderer über die Natur und die
Verhältnisse der Pflanzen, ohne sie selbst zu prüfen. Philosophen
Rhizotomen Pharmakopolen Aerzte LandAvirthe Holzhauer und
Kohlenbrenner sind seine Gewährsmänner sogar über die Pflanzen
seines Vaterlandes. Ja er scheint, ausser Attika Euböa und Lesbos,
kaum eine andere Provinz seines Vaterlandes, Avenigstens in
wissenschaftlicher Rücksicht bereist zu sein." — Und doch ist es
so. Diese Worte stehen in den vorläufigen Bemerkungen, womit
Sprengel den Commentar zu seiner 1822 erschienenen deutschen
Uebersetzung der Pflanzengeschichte des Theophrastos eröffnet
vielleicht statt der Lobeserhebungen, womit man sonst Schriftsteller,
die man übersetzt, zu überhäufen pflegt Wahr ist, dass
weder Theophrastos selbst noch Andere von seinen Reisen erzählen,
dass die von Sprengel bemerkten Ausdrücke: so sagt man,
u. d. m., nicht selten vorkommen; und sogar die Aussagen der
Holzhauer und Kohlenbrenner nicht verschmähet sind. Unleugbar
ist aber auch in seinen Werken ein für jene Zeit bewundernswürdiger
Re i chthum an phytologischen Thatsachen, imverkennbar
bei sehr vielen das Gepräge eigener Anschauung, ohne
welche er nimmermehr im Stande gewesen wäre, das so überaus weitschichtige,
noch ganz ungeordnete Material so, wie er es that, zu
beherrschen. Dass er auch fremde Beobachtungen nutzte, selbst Holz -
hauer und Kohlenbrenner auszuforschen nicht unter seiner Würde
hielt, sollten w^ir ihm zum Verdienst anrechnen; es ist nicht leicht aus
denBerichten solcher Leute den wahren Gehalt herauszufinden. Nicht
genug zu loben ist dabei die Gewissenhaftigkeit, mit der er das Nicht
selbst beobachtete von dem Selbstbeobachteten unterscheidet: und
da er sich weit öfter auf die Bewohner weit aus einander liegender
Gegenden, als auf Schriftsteller beruft, so scheint es doch, als
lätte er dergleichen Nachrichten auf eigenen Reisen gesammelt.
Er liebt es, die Verschiedenheiten der Vegetation verschiedener
Gegenden einander gegenüber zu stellen. Bei dieser Neigung
konnte er oft nicht vermeiden, wo zuverlässigere Nachrichten
'ehlten, vorläufig minder zuverlässige zu benutzen. Würde er
wohl jemals diese Richtung genommen haben, wenn ihn nicht
eigene Anschauung von dem grossen Einfluss verschiedener Klimate
und Localitäten auf die Vegetation überzeugt hätte? welche
Reisen er gemacht, Avie weit er sie ausgedehnt, und wie er sie
genutzt, wird sich auch bei dem sorgfältigsten Studium seiner
Werke für diesen Zweck niemals entscheiden lassen; vergessen wir
indess nicht, dass der wahre Naturforscher selbst im beschränkten
Kreise oft mehr sieht, als Andere auf einer Weltumsegelung.
Darf ich noch eine Vermuthung aussprechen, so meine ich, Theophrastos
habe seine grossen botanischen Werke wohl erst in
spätem Jahren geschrieben, als Körperschwäche ihn, wie wir von
Diogenes Laertios wissen, sich eines Tragsessels zu bedienen
nöthigte; die Materialien dazu habe er aber in frühern Jahren
wenigstens grossentheils auf Reisen gesammelt. Unter dieser Voraussetzung
können uns oft mitten in einer Reihe trefflicher Beobachtungen
einzelne Lücken, Avie z. B. die von Sprengel gerügte
in Betreff des Blüthenstandes der Linde, nicht befremden.
Einen Gar ten, den er seit Aristoteles Tode gemeinschaftlich
mit Demetrios Phalereus, seinem Schüler und zehn Jahr lang
Regenten Athens, besass, vermachte er nebst dem damit verbundenen
Säulengange und andei-n Gebäuden seiner Schule. So
erzählt uns Diogenes Laertios^), kaum glaublich ist aber, Avas
Neuere daraus machten. Schon Haller setzt etwas hinzu, Avenn
fi'ife
J
k
l
^ Y J