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92 B u c h IL Kap. 1. §. 15.
Ja, als Ergänzung vielleicht, doch schwerlich in der Gestalt, worin
wir es besitzen.
Einen dürftigen Ersatz für den Verlust der Theorie gewähren
uns zahlreiche beiläufige Aeusserungen des Aristoteles über die
Pflanzennatur in verschiedenen Werken andern Inhalts, die daher
auch der Botaniker nicht ungestraft vernachlässigen darf. Und
glücklicher Weise hat uns die berliner Akademie der Wissenschaften
das Studium derselben durch ihre Ausgabe des Aristoteles
sehr erleichtert!).. Jahre lang Hess sie zwei der ausgezeichnetsten
Gelehrten, Immanuel Bekker und Ch. A. Brandis,
reisen, um in verschiedenen Bibliotheken des In- und Auslandes
Handschriften des Aristoteles und seiner griechischen Ausleger
aufzusuchen und zu vergleichen. Jener war mit der Eecension
des aristotelischen Textes, dieser mit der der Commentatoren beauftragt
: und so erhielten wir nicht nur den Text des durch Kürze
des Ausdrucks und Tiefe der Gedanken äusserst schwer verständlichen,
in frühem Ausgaben oft ganz unverständlichen Aristoteles
in seltener Reinheit, so dass nachfolgenden Bearbeitern einzelner
Werke nur eine verhältnissmässig geringe Nachlese von Verbesserungen
übrig blieb; sondern ausserdem erhielten wir auch in den
griechischen Commentarien, die bis dahin zum Theil nur in seltenen
alten Drucken wenigen Gelehrten zugänglich, zum Theil
noch gar nicht gedruckt waren, ein neues höchst wichtiges Hülfsmittel
zum Verständniss des Aristoteles, und nebenbei einen Schatz
literarisch - antiquarischer Nachrichten aller Art.
Für den Botaniker sind freilich Auszüge des die Pflanzen
Betreffenden aus den Gesammtwerken des Aristoteles bequemer
und meist ausreichend. Wir besitzen deren, abgesehen von solchen,
die sich in grösseren älteren zum Theil seltenen Werken
1) Der vollständige Titel ist: Aristoteles. Graece. Ex recensione Imm.
Bekkeri. Edidit Academia Regia Borussica. Vol. I, II, Berolini 1831.— Aristoteles.
Latine interpretibus variis. Edidit Acad. Reg. Boruss. Berol. 1831.
Scholia in Aristotelem. Collegit Ch. A. Brandis. Edid. Acad. Reg. Boruss. Berol.
1836. — Zusammen 4 Bände in 4.
B u c h IL Kap. L §.15. 93
befinden^), zwei neuere besonders abgedruckte, den einen von
H e n s c h e l ^ ) , den andern von Wimmer^). Jenem gebührt
das Verdienst, die sehr zerstreueten Stellen vollständiger als seine
Vorgänger gesammelt und geistreicher geordnet und beurtheilt zu
haben; wobei er, da er nicht für Philologen, sondern für Botaniker
schrieb, statt des griechischen Textes überall die besten
vorhandenen lateinischen Uebersetzungen benutzte. Dieser liess
die Stellen, noch etwas vollständiger gesammelt, im griechischen
Original abdrucken, wobei er auch nach Bekker noch manches
zu berichtigen fand, und fügte am Ende einen Conspectus phytologiae
Aristotelicae mit steter Verweisung auf die Beweisstellen
hinzu. Eine deutsche Uebersetzung dieser merkwürdigen Stellen
gab es bisher nicht. Ich hoffe mir den Dank mancher Botaniker
zu verdienen, indem ich eine solche hier einschalte, und zwar ganz
in der Ordnung, in der sie Wimmer zusammenstellte. Nur die
von ihm unter Nr. 104 eingetragene Stelle aus der Schrift über
die F a r b e n übergehe ich hier, nachdem sich vollständig erwiesen
hat, dass dieselbe weder von Aristoteles noch von Theophrastos
verfasst sein kann, werde sie aber später im dritten Kapitel dieses
Buchs nachliefern.
1) NamentHcli in folgenden Werken: Ì. Patricii discussionum peripateticarum
tomi IV. Basii. 1581. fol. Feli ci s Ac c o ramb o ni vera mens Aristotelis
etc. Romae 1590. fol. 3. S c h n e i d e r , in seiner Ausgabe der Opera Tkeophrasti,
tom. F, pag. 250 sqq.
&) Ben schei, A. G. E. T., commentatio de Aristotele botanico philosopho.
Vratislav. 1824. 4. ^
b) Wimmer, Fr., phytologiae Aristotelicae fragmenta. Vratislav. 1838. 8. —
Erschien in zwei Abtheilungen. Daher auf dem Titel mancher Exemplare
Pars I steht. Enthält vollständi'g XII und 98 Seiten.
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