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158 Bnc]i IL Kap. 2. §. 18.
bald hier bald dort. Was wir aber das neunte Buch nennen, hält
Wimmer doch wohl ohne hinreichenden Grund für eine Zusammensetzung
verschiedenartiger Auszüge aus einem ganz andern Werke
des Theophrastosj wie er meint, aus den verlorenen fünf Büchern
von den Säften.
Noch minder vollständig erhielt sich das Werk von den Urs
a c h e n der P f l anz en. Es bestand aus acht Büchern, wir besitzen
nur sechs. lieber die Zerrissenheit Verworrenheit Lückenhaftiog
keit Wiederholuno«;ne n und Dunkelheiten derselben erom essen
sich alle Ausleger, jenachdem sie entweder wie Scaliger alle Mängel
dem Verfasser aufbürden, oder dieselben wie Schneider als
später entstandene Verderbnisse betrachten, bald in schulmeisterliche
Zurechtweisungen, bald in wehmüthige EHagen. Mir scheinen
diese Ausstellungen, so weit sie begründet, übertrieben zu sein,
grossentheils aber darauf zu beruhen, dass Philologen und Botaniker,
die sich dem erst genannten Werk mit Neigung widmeten,
dieses zAveite nicht minder wichtige bisher auf unverantwortliche
Weise vernachlässigten. Wer weiss, was eine gründliche Kritik
des Textes, woran es noch ganz fehlt, ein tiefer eingehender Commentar
noch aufzuklären vermöchten? Erst nach solchen Vorarbeiten
wird sich ermitteln oder muthmassen lassen, was durch
den Zahn der Zeit verloren ging, was neuere Abschreiber, was
ältere alexandrinische Redactoren verschuldeten, und was von Haus
aus mangelhaft aus der Hand des Verfassers hervorging; wobei
nicht ausser Acht zu lassen, was ich über das muthmassliche Verhältniss
dieses Werks zu der aristotelischen Theorie der Pflanzen
vorhin schon andeutete. Doch schon in seinem jetzigen Zustand
iann ich die Lectüre desselben, wenn auch nur in der' durch
sSchneider verbesserten lateinischen Uebersetzung des Theodor
Gaza, allen Botanikern, denen die G-eschichte ihrer Wissenschaft
von Bedeutung ist, nicht dringend genug empfehlen. Es ist auch
so noch viel daraus zu lernen, und zum Verständniss späterer Erscheinungen
in unsrer Literatur unerlässlich. Betrachten wir nun
jedes der beiden Werke noch etwas näher.
PI
B u c h H. Kap. 2. 19.
19.
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D e s Theophrastos Geschichte der Pflanzen.
Wer den Inhalt dieses Werks, ohne es selbst zu lesen und
zu Studiren, einigermassen will kennen lernen, den verweise ich
auf das Argumentum librorum de historia plantarum, welches Wimmer
in seiner Ausgabe dem Text vorangeschickt hat, von pag.
XXXI. bis XLIV. Man findet hier von Buch zu Buch, von Kapitel
zu Kapitel, ja von Paragraph zu Paragraph die Angabe des
Hauptinhalts und der dem Gange der Untersuchung zum Grunde
Hegenden Disposition, mit einer von keinem seiner Vorgänger erreichten
Genauigkeit und UebersichtKchkeit. Ich werde mich auf
die Hauptpunkte beschränken, und diese, so weit es nöthig
scheint, erläutern.
D a s erste Buch handelt von den Thei len der Pflanze
und deren Verschiedenhei ten im Allgemeinen.
Hier drängt sich gleich eingangs die Frage auf, was denn
T h e i l e oder, Avie wir sagen würden, wesentHche Theile der Pflanze
sind? Kein Theil kommt allen Pflanzen ohne Ausnahme zu, keiner
dauert bei allen Pflanzen, die ihn haben, so lange fort wie sie
selbst; die Pflanze ist, wie wir sagen würden, mit einem Wort
kein Individuum. Aber lebendig, sprossend ist sie überall und,
wie es an einem andern Orte M heisst, jeder Trieb des Baums ist
gleichsam eine Pflanze für sich, die auf ihm wie auf ihrem Boden
wurzelt. Die Untersuchung streift also ganz nahe an den Gedanken
hinan, dass die wandelbare Pflanze nur Bestand hat in
dem Gesetz ihres ewigen Wandels; doch erfasst sie ihn nicht; ihn
wirklich zu gewinnen, bedurfte es noch zweitausendjähriger Anstrengung.
Daher das Schweben und Schwanken dieser ganzen,
am Ende eigentlich zu nichts führenden Untersuchung, als zu dem
Geständniss, man müsse es mit dem Begrifl' der Theile bei den
Pflanzen nicht zu genau nehmen. Das ward dem Theophrastos
oft zum Vorwurf gemacht; mir scheint es ihm weit mehr Ehre zu
1) Th eopJir ast. de causif: plaiitaor. J, cap. 11. .lect. -i.
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