ir'1'
5
104 B u c h II. Kap. 1. §. IG.
so müssen wir die Wirkungen derselben erläutern, sowohl
diejenigen, bei denen die activen thätig sind, wie auch die Arten
der passiven Zuerst ist nun überhaupt die einfache Erzeugung
und natürliche Veränderung das Werk dieser Kräfte, und die ihr
entgegengesetzte naturgemässe Zerstörung, Avie sie in den Pflanzen
und Thieren und deren Theilen waltet. Es findet aber die einfache
und natürliche Erzeugung durch diese Kräfte nur da statt,
wo sie der besondern Natur der zum Grunde liegenden Materie
entsprechen; und diese Kräfte sind die genannten passiven. Die
Wärme aber und die Kälte erzeugen dann, wenn sie die Materie
beherrschen. Beherrschen sie dieselbe nicht, so entsteht theilweise
Gebrühtsein und Ungarheit ^^; wogegen der einfachen Er-
(iiese vier einfachen Körper, die auf ihnen beruhen, als Synonyma behandeln
konnte, ohne sich einer Inconsequenz schuldig zu machen. Hier in unsrer
Stelle sind Ursachen der Elemente eben jene vier principiellen Elemente.!
a) Diesen Nachsatz , nebst einer langen Parenthese, lässt Wimmer aus,
und macht das Folgende zum Nachsatz, wodurch die an sich schon etwas
dunkle Gedankenreihe noch dunkler wird.
b) Zu besserm Verständniss dieser und einiger spater vorkommenden
Stellen setze ich die vollständige aristotelische Terminologie der einfachen,
d. h. nicht von seinesgleichen, sondern unmittelbar von der Natur ausgehenden
E r z eugunge n hierher. Sie findet sich bei Aristoteles in den unmittelbar
auf unsre Stelle folgenden Kapiteln des Hb. IV meteororwn, soll aber,
wie Aristoteles nicht oft genug wiederholen kann, nur gleichnissweise verstanden
werden.
I. Wirkungen der activen Elemente:
A. Der Wärme, G a r h e i t {nnpig). Deren Arten sind:
1) R e i f e {ninavaig), bei den Früchten, aber auch andern Dingen.
Durch sie wird der Körper ausgedehnt, das Luftige bekommt eine
mehr wässrige, das Wässrige eine mehr erdige Beschaffenheit.
2) K o c h u n g (hfjrjffis), die im Feuchten durch feuchte Wärme erzeugte
Garheit. Von der umgebenden Feuchtigkeit nimmt das
Gekochte nichts auf, es wird vielmehr trockener, weil die innere
Wärme von der äussern überwältigt ist. Was keine Feuchtigkeit
enthält, wie Steine, oder so dicht ist, dass sie sich nicht austreiben
lässt, wie Holz, das erleidet keine Kochung.
3) B r a t u n g (OTTTT^GIS) , wird durch fremde Wärme und Trockenheit
bewirkt, ohne Verlust der innern Feuchtigkeit.
B u c h II. Kap. 1. §. 16. 105
zeugung vornehmlich die Fäulniss eigen ist. Denn zu dieser führt
jede naturgemässe Zerstörung, wie das Alter und das Verwelken.
34. Garheit ist nun die durch die natürliche und eigene
Wärme bewirkte völlige Ueberwindung der entgegengesetzten passiven
(einfachen Stoffe), Avelche die jedem Naturkörper eigene
Materie ausmachen.- Sobald diese gar gemacht ist, so ist sie
vollendet und geworden, und der Anfang der Vollendung erfolgt
durch die eigene Wärme, wenn er auch durch einige Hülfe von
aussen unterstützt v/erden mag.
35. Die Reife ist eine Art Gare; denn die Gare der Nahrung
in den Fruchtgehäusen wird Reife genannt. Da aber die Gare
eine gewisse Vollendung ist, so ist die Reife dann vollendet, wenn
die Samen im Fruchtgehäuse ihresgleichen hervorzubringen vermögen
Aus dem Luftartigen consolidirt sich nun das Wässrige,
aus diesem das Erdige, und aus dem Schmächtigen wird
alles, wenn es reift, stets feister.
36. Rohheit ist das Gegentheil. Der Reife aber entgegengesetzt
ist die Ungare der Nahrung im Fruchtgehäus.e, und diese
B. Der Kälte, Unga rhe i t (ccTTsypia). Deren Arten sind:
1) R o h h e i t {a)^oir]g), unvollendete Reife,
3) B r ü h u n g {fiojXvais), unvollendete Kochung,
3) R ö s t u n g (aiKcsvais), unvollendete Bratung.
In allen drei Fällen war die Wärme unfähig, die Passivität der
zum Grunde liegenden Materie zu überwältigen.
IL Von den passiven Elementen abhängige Zustände sind :
A. Bei vorwaltender Feuchtigkeit, und überwiegend wässriger Grundlage:
1) Weichheit,
2) feuchter Zustand,
3) Schmelzung.
B, Bei vorwaltender Trockenheit, und überwiegend erdiger Grundlage:
1) Härte,
2) trockener Zustand,
3) Erstarrung.
34) Meleoror. cap. 2. pag. S19 a.
35) Ibid. cap. 3. pag. 380 a.
36) Ibid. pag. 380 a.b.
iii
liM;
Ül'i'
f t l i
f ''
M
m^^r-ii-
•